10 wichtige Fragen zur Eigenheimfinanzierung?

Der Weg zur eigenen Immobilie führt unweigerlich über deren Finanzierung. Gerade in Zeiten schwankender Zinsen, hoher Inflation und steigender Immobilienpreise ist eine gründliche Planung der Finanzierung entscheidend für den langfristigen Erfolg des Vorhabens. Dieser Ratgeber beleuchtet die zehn wichtigsten Fragen, die bei der Eigenheimfinanzierung geklärt werden müssen . Die Antworten helfen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und typische Fallstricke zu vermeiden.

Wie viel Eigenkapital kann ich einbringen?

Die Höhe des verfügbaren Eigenkapitals bildet das Fundament jeder Immobilienfinanzierung, wobei als Faustregel mindestens 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises durch eigene Mittel abgedeckt sein sollten. In dieser Summe müssen bereits die Kaufnebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Notar- und Maklergebühren berücksichtigt werden, die sich üblicherweise auf etwa 10 bis 15 Prozent des Kaufpreises belaufen. Ein möglichst hoher Eigenkapitaleinsatz zahlt sich dabei mehrfach aus: Zum einen bewerten Banken einen höheren Eigenkapitalanteil als zusätzliche Sicherheit und honorieren dies mit besseren Zinssätzen. Zum anderen verringert sich dadurch die benötigte Kreditsumme, wodurch nicht nur die monatliche Belastung sinkt, sondern die gesamte Finanzierung auf ein stabileres Fundament gestellt wird.

ein Einfamilienhaus mit Carport und grüner Wiese

Welche monatliche Rate kann ich mir leisten?

Die nachhaltig tragbare Monatsrate bestimmt maßgeblich den Rahmen der Finanzierung. Als solide Obergrenze gilt, maximal 35 bis 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens für die Finanzierungsrate aufzuwenden. In diese Kalkulation gehören neben der reinen Kredittilgung auch die Zinszahlungen sowie eine Reserve für Instandhaltungskosten. Auch laufende Nebenkosten wie Grundsteuer, Versicherungen und Betriebskosten müssen berücksichtigt werden. Wichtig ist zudem, einen ausreichenden finanziellen Puffer für unerwartete Ausgaben und die gewohnte Lebensführung einzuplanen. Die Berechnung sollte auf einem stabilen, langfristig zu erwartenden Einkommen basieren und mögliche Einkommensänderungen, etwa durch Familiengründung oder den Renteneintritt, einbeziehen.

Welche Finanzierungsart passt zu mir?

Die Wahl der Finanzierungsart hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Die gängigsten Finanzierungsmodelle unterscheiden sich in wesentlichen Punkten:

  • Das Annuitätendarlehen bietet durch gleichbleibende Monatsraten hohe Planungssicherheit und eignet sich besonders für Angestellte mit regelmäßigem Einkommen.
  • Ein Volltilgerdarlehen ermöglicht die komplette Rückzahlung innerhalb der Zinsbindung. Dies bedeutet zwar höhere monatliche Raten, bietet aber maximale Planungssicherheit und minimiert die Gesamtkosten.
  • Variable Darlehen mit flexiblen Tilgungsmöglichkeiten sprechen vor allem Selbstständige und Freiberufler an, die schwankende Einkommen haben und von der Möglichkeit zu Sondertilgungen profitieren möchten.

Auch Bausparverträge in Kombination mit Vorausdarlehen sind eine Option, besonders wenn mittelfristig mit größeren Sondertilgungen gerechnet werden kann. Bei sehr hohen Finanzierungssummen bietet sich häufig eine Kombination verschiedener Darlehen an, um die Vor- und Nachteile der einzelnen Finanzierungsarten optimal zu nutzen. Die anfängliche Tilgung sollte mindestens zwei Prozent betragen, besser sind drei bis vier Prozent. Dabei gilt: Je höher die Tilgung, desto schneller ist das Darlehen zurückgezahlt und desto weniger Zinsen fallen insgesamt an. Staatliche Förderungen wie KfW-Darlehen können dabei die Finanzierung zusätzlich optimieren.

Welche Zinsen und Tilgung sind realistisch?

Die Gestaltung von Zinsen und Tilgung ist für die langfristige Tragbarkeit der Finanzierung entscheidend. Der Markt für Immobilienkredite bewegt sich dynamisch, wobei die Zinssätze von der gewählten Zinsbindungsdauer, der Höhe des Eigenkapitals und der individuellen Bonität abhängen. Eine längere Zinsbindung von 15 oder 20 Jahren bietet zwar etwas höhere Zinsen, schützt aber vor möglichen Zinssteigerungen nach Ablauf der Bindung. Bei der Tilgung empfiehlt sich ein Startsatz von mindestens 2,5 bis 3 Prozent jährlich. Diese Kombination aus Zins und Tilgung ergibt die Annuität – also die monatliche Gesamtrate. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht dies:

  • Bei einer Kreditsumme von 300.000 Euro und 3,5% Zinsen über 15 Jahre Laufzeit sowie 3% anfänglicher Tilgung ergibt sich eine monatliche Rate von etwa 1.625 Euro
  • Eine Verlängerung der Zinsbindung auf 20 Jahre würde bei sonst gleichen Konditionen die Rate durch den höheren Zins leicht erhöhen
  • Eine Erhöhung der anfänglichen Tilgung auf 4% steigert zwar die Monatsrate, verkürzt aber die Gesamtlaufzeit deutlich

Entscheidend ist dabei immer die Balance zwischen einer komfortabel tragbaren Monatsrate und einer realistischen Gesamtlaufzeit der Finanzierung. Die Tilgung sollte so gewählt werden, dass die Immobilie möglichst vor Renteneintritt abbezahlt ist.

Wie lange soll die Zinsbindung laufen?

Die Wahl der Zinsbindungsfrist gehört zu den wichtigsten strategischen Entscheidungen bei der Immobilienfinanzierung. Grundsätzlich bieten Banken Bindungsfristen zwischen fünf und 20 Jahren an, in Ausnahmefällen sogar bis zu 30 Jahre. Je länger die Zinsbindung läuft, desto besser lässt sich die monatliche Belastung langfristig kalkulieren – allerdings ist der Zinssatz dann meist auch höher. Die aktuelle Marktsituation spielt bei der Entscheidung eine zentrale Rolle. In Phasen niedriger Zinsen empfiehlt sich eine möglichst lange Bindung, um sich die günstigen Konditionen zu sichern. Bei hohem Zinsniveau könnte hingegen eine kürzere Bindung sinnvoll sein, um von möglichen Zinssenkungen zu profitieren. Besonders beliebt sind aktuell Zinsbindungen von 15 bis 20 Jahren, die einen guten Kompromiss zwischen Planungssicherheit und Zinskosten darstellen.

Für Eigenheimfinanzierer mit hoher Risikobereitschaft oder der Erwartung von Sondertilgungen bietet sich eher eine kürzere Bindung an. Wer dagegen ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat und die monatliche Belastung exakt planen möchte, sollte eine lange Zinsbindung wählen – auch wenn dies mit etwas höheren Zinsen verbunden ist.

Welche Sondertilgungsmöglichkeiten gibt es?

Sondertilgungen ermöglichen eine schnellere Rückzahlung des Kredits außerhalb der vereinbarten Tilgungsraten. Die meisten Banken räumen in ihren Standardverträgen jährliche Sondertilgungen von 5 bis 10 Prozent der ursprünglichen Darlehenssumme ein, ohne dass dafür eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig wird. Höhere Sondertilgungsrechte sind zwar häufig möglich, werden aber meist mit einem Zinsaufschlag berechnet. Ein typischer Zeitpunkt für Sondertilgungen sind:

  • Der Erhalt von Bonuszahlungen oder Erbschaften
  • Die Auszahlung von Lebensversicherungen
  • Unerwartete Mehreinnahmen aus beruflichen Veränderungen
  • Steuerrückerstattungen oder andere Einmalzahlungen

Die Auswirkungen von Sondertilgungen können beträchtlich sein: Eine einmalige Sondertilgung von 20.000 Euro bei einem Kredit über 300.000 Euro kann die Gesamtlaufzeit um mehrere Jahre verkürzen. Alternativ lässt sich nach einer Sondertilgung auch die monatliche Rate reduzieren, wobei die ursprüngliche Laufzeit bestehen bleibt. Diese Flexibilität macht Sondertilgungsoptionen zu einem wertvollen Baustein der Finanzierungsstrategie, besonders für Menschen mit schwankendem Einkommen oder der Aussicht auf künftige Einmalzahlungen.

Welche Nebenkosten fallen beim Kauf an?

Beim Immobilienkauf fallen erhebliche Nebenkosten an, die zusätzlich zum eigentlichen Kaufpreis finanziert werden müssen. Die Grunderwerbsteuer macht dabei mit 3,5 bis 6,5 Prozent des Kaufpreises – je nach Bundesland – den größten Posten aus. Die Notarkosten für Kaufvertrag und Grundbucheintrag belaufen sich auf etwa 1,5 bis 2 Prozent. Wird ein Makler eingeschaltet, kommen dessen Provisionen hinzu, die regional unterschiedlich sind und bis zu 7,14 Prozent des Kaufpreises betragen können. Zusätzlich fallen Kosten für einen aktuellen Grundbuchauszug und gegebenenfalls für ein Wertgutachten an. Bei der Finanzierung selbst können weitere Gebühren entstehen, etwa für die Grundschuldeintragung oder Schätzkosten der Bank. In der Summe muss bei einem Immobilienkauf mit Nebenkosten von etwa 10 bis 15 Prozent des Kaufpreises gerechnet werden.

Welche staatlichen Förderungen kann ich nutzen?

Der Staat bietet verschiedene attraktive Förderprogramme für den Erwerb von Wohneigentum an, wobei die KfW-Bank dabei eine zentrale Rolle spielt. Durch ihre zinsgünstigen Darlehen und Zuschüsse, insbesondere im Bereich des energieeffizienten Bauens und Sanierens, wird der Weg ins Eigenheim spürbar erleichtert. Für Familien mit Kindern kommt das Baukindergeld als zusätzliche Unterstützung infrage, sofern noch Bestandsschutz besteht. Parallel dazu können Arbeitnehmer von der Arbeitnehmersparzulage und der Wohnungsbauprämie profitieren, indem sie vermögenswirksame Leistungen oder Bausparbeiträge einzahlen. Ergänzend zu den bundesweiten Programmen haben viele Bundesländer eigene Fördermaßnahmen entwickelt, die sich gezielt an bestimmte Gruppen wie Familien oder Ersterwerbende richten. Da die verschiedenen Fördermöglichkeiten in den meisten Fällen kombinierbar sind, lässt sich das Finanzierungsvorhaben deutlich optimieren. Allerdings ist der Zeitpunkt der Antragstellung entscheidend: Die Förderanträge müssen zwingend vor Baubeginn oder Kaufvertragsabschluss gestellt werden, da eine nachträgliche Bewilligung in der Regel nicht möglich ist.

Brauche ich eine Restschuldversicherung?

Eine Restschuldversicherung wird von Banken häufig im Rahmen der Immobilienfinanzierung angeboten, ist aber keineswegs verpflichtend. Diese Versicherung übernimmt im Todesfall, bei Arbeitslosigkeit oder bei Arbeitsunfähigkeit die Rückzahlung der ausstehenden Kreditsumme und schützt damit vor finanzieller Überlastung. Bei der Entscheidung für oder gegen diese Versicherung sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Die Kosten einer Restschuldversicherung können die Gesamtfinanzierung erheblich verteuern, da die Prämien größtenteils direkt in die Kreditsumme eingerechnet werden und dadurch zusätzliche Zinsen anfallen.
  • Eine separate Risikolebensversicherung bietet oft denselben Schutz zu deutlich günstigeren Konditionen und lässt sich flexibler an veränderte Lebensumstände anpassen.
  • Für Alleinstehende ohne finanzielle Verpflichtungen gegenüber Angehörigen ist eine solche Absicherung in der Regel überflüssig.
  • Bei Paaren mit gemeinsamem Einkommen ist entscheidend, ob der hinterbliebene Partner die Kreditraten auch alleine tragen könnte.

Die Entscheidung für oder gegen eine Restschuldversicherung sollte daher nicht unter Druck getroffen, sondern sorgfältig anhand der persönlichen Lebenssituation und individuellen Absicherungsbedürfnisse abgewogen werden.

Sollte ich einen unabhängigen Finanzberater hinzuziehen?

Bei der Komplexität heutiger Immobilienfinanzierungen kann ein unabhängiger Finanzberater wertvolle Unterstützung leisten. Anders als Bankberater, die häufig an die Produkte ihres eigenen Hauses gebunden sind, durchsucht ein freier Berater den gesamten Markt nach optimalen Konditionen. Dies ermöglicht oft erhebliche Zinsersparnisse, die die Beratungskosten deutlich übersteigen können. Zudem bringen erfahrene Berater fundierte Expertise bei der Strukturierung der Finanzierung ein und kennen die aktuellen Fördermöglichkeiten im Detail. Besonders wertvoll ist ihre Hilfe bei der Zusammenstellung der notwendigen Unterlagen und der Einschätzung verschiedener Angebote. Wichtig bei der Auswahl eines Beraters sind dessen Qualifikationen, Erfahrung und vor allem die Art der Vergütung – eine erfolgsunabhängige Honorarberatung ist dabei meist transparenter als eine provisionsbasierte Beratung.

Fazit

Die Finanzierung einer Immobilie erfordert eine sorgfältige und vorausschauende Planung, wobei ein solides Eigenkapitalpolster von mindestens 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises das Fundament bildet. Darauf aufbauend sind die richtige Wahl der Finanzierungsart, eine tragfähige monatliche Rate und eine angemessene Zinsbindung die tragenden Säulen für den Erfolg des Vorhabens. Mit einer realistisch kalkulierten und zukunftsorientierten Finanzierungsplanung lässt sich so die Basis für eine sichere und entspannte Zukunft in den eigenen vier Wänden schaffen.

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