Insel Juist

Die Insel Juist – bezauberndes Paradies an der Nordsee – allgemeine Fakten

Juist gehört zu den Ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer der Nordsee, sie ist Ostfriesland vorgelagert. Die Insel liegt zwischen der Insel Norderney im Osten und der Insel Borkum im Westen, im Südwesten befindet sich die Vogelinsel Memmert. Juist ist mit 17 km Länge die längste der Ostfriesischen Inseln. Die Insel teilt sich in den Hauptort Juist, der sich wiederum in West- und Ostdorf teilt, und das sogenannte Loog, den zweiten Hauptort der Insel. Die Einheitsgemeinde Juist ist zum Landkreis Aurich in Niedersachsen gehörig und hat etwa 1500 Einwohner. Die geringste Entfernung zum Festland beträgt 8 km. Das Wattenmeer, welches sich rund um die Insel befindet, und Teile der Insel selbst, gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

der Umriss der Insel Juist

Die Geschichte der Insel Juist

Der Name der Insel stammt höchstwahrscheinlich vom Wort "güst", welches karg, unfruchtbar bedeutet, was auch lange Zeit den Charakter der Insel ausmachte. Besucher bezeichnen die Insel oft als die schönste Sandbank der Welt. Seit den 1990-iger Jahren wird die Insel mit dem Zusatz "Töwerland" bezeichnet, welches Zauber bedeutet.

Auf den Resten des nacheiszeitlichen Festlandes entstand als eine Aufsandung die Insel. Archäologischen Ausgrabungen zufolge soll Juist bereits vor 1400 besiedelt gewesen sein. Im 14. Jahrhundert wurde die Insel erstmals urkundlich erwähnt. Zuvor gehörte Juist zur Insel Bant, seit wann genau es die selbständige Insel Juist gibt, kann nicht nachgewiesen werden. Im 16. Jahrhundert soll es dort, laut einer Beschreibung eines ostfriesischen Kanzlers, eine wilde Pferderasse und über 20 Häuser gegeben haben. Das weite Acker- und Weideland bot günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Allmählich verschlechterten sich jedoch die Lebensbedingungen, die große Allerheiligenflut von 1570 richtete erhebliche Schäden an. Der Turm der ersten Kirche wurde auf einer Karte als Seezeichen eingetragen.

Die Petriflut von 1651 führte zu weiteren Schäden, sie brachte die erste Inselkirche zum Einsturz. Die zweite Kirche wurde etwa 700 m weiter südöstlich gebaut. Durch die Petriflut wurde die Insel in zwei gleich große Teile geteilt. Da das Meer immer weiter nach Süden vordrang, mussten die Inselbewohner ihre Häuser wieder verlegen und auch die landwirtschaftlich nutzbare Fläche wurde durch das Meer verkleinert. 1715 sorgte die Fastnachtsflut für weitere Zerstörungen der Häuser sowie der Inselkirche. Es entstanden 2 Inseldörfer: das östliche Loogdorf und das westliche Billdorf, jeweils mit 2 bescheidenen Kirchen. Die Weihnachtsflut von 1717 zerstörte die Hälfte von Billdorf und das dortige Kirchengebäude. Fast 30 Menschen starben, die Überlebenden zogen nach Loogdorf. Der wirtschaftliche Wohlstand sank immer mehr, da wertvolle Acker- und Weideland durch das Hochwasser verloren ging. Viele Männer mussten nun auf Walfang- oder Handelsschiffen ihren Unterhalt verdienen. 1779 wurde die 5.Inselkirche im neuen Ostdorf errichtet.

1807 kam Juist nach dem Frieden von Tilsit zum französischen Königreich Holland. Französische Offiziere übernahmen die Führung über die holländischen Besatzungstruppen, welche die Kirche im Ostdorf zur Festung umbauen ließen. 1816 endete die Besetzung. Juist kam zum Königreich Hannover, 1866 zum Königreich Preußen. 1840 wurde das erste Seebad gegründet, 1866 das zweite. Die Zahl der Badegäste nahm deutlich zu. 1861 wurde die erste Seenotrettungsstation errichtet. 1882 führte Otto Leege seine ornithologischen und botanischen Forschungen auf der Insel durch. 1907 wurde die benachbarte Insel Memmert zur Vogelkolonie erklärt. Die erste Landungsbrücke bekam Juist im Jahre 1894. 1898 ging die Inselbahn als Pferdebahn in Betrieb, sie wurde jedoch durch ein Unwetter zerstört. 1899 nahm die Inselbahn Juist ihren Betrieb wieder auf und wurde zur ersten motorbetriebenen Inselbahn des Landes. In den Jahren zwischen 1925 und 1935 wurde das Naturschutzgebiet an der Bill gegründet.

Die 1925 gegründete Schule am Meer zeichnete sich durch das besondere Laientheaterspiel aus, 1930 bekam sie als einzige deutsche Schule eine ganz eigene Theaterhalle. 1934 musste die Schule aufgrund vor dem nationalsozialistischen Hintergrund geschlossen werden. Im Winter 1917 musste die Insel aufgrund der tiefen Temperaturen aus der Luft versorgt werden, die, da die Schiffsverbindungen zum Festland teilweise abgeschnitten waren. Im Winter 1928/29 war das Watt so stark zugefroren, dass Überquerungen mit Fahrzeugen und zu Fuß notwendig wurden, um die Bevölkerung zu versorgen. Zwischen 1928 und 1932 wurde, um die Zweiteilung der Insel zu beenden, ein Deich vor der Hammerbucht gebaut. Jedoch durchbrach eine gewaltige Sturmflut den Deich im Jahre 1932 und überflutete das Gelände, woraus der Hammersee entstand. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der See zu einem Süsswassersee. In den Jahren 1929-1932 wurden der Kurplatz, das Rathaus und das Postgebäude gebaut. 1934 wurde der Flugplatz am Kalfamer eingeweiht.

Während des 2. Weltkrieges fand der Kurbetrieb beinahe sein Ende. Nach Kriegsende wurde der Badebetrieb wieder freigegeben. Viele Flüchtlinge kamen auf die Insel, die meisten fanden dort eine neue Heimat und wurden sesshaft. Im Winter 1947 fanden viele Zerstörungen durch einen massiven Weststurm statt. 1949 konnte die neue Landungsbrücke gebaut werden. 1980 wurde mit der Planung des ortsnahen Hafens begonnen, welcher in den darauffolgenden Jahren ständig erweitert und ausgebaut wurde. 1990 unterzeichneten Juist und Hiddensee einen gemeinsamen Partnerschaftsvertrag. 1991 konnte eine neue Start- und Landebahn des Flugplatzes eingeweiht werden.

Die Insel hatte immer wieder mit schweren Schäden an den Billdünen zu kämpfen, zahlreiche Dünenabbrüche gefährdeten zunehmend die Sicherheit der Insel. 2006 führten weitere Stürme und eine neuerliche Flut zu weiteren Dünenschäden. Bis 2008 wurden die Billriffdünen verstärkt, zusätzlicher Sand wurde aufgeschüttet und bepflanzt. Auch 2014 erfolgte eine weitere Dünenbaumassnahme.

Interessante Fakten rund um die Insel Juist

Das Klima

Das gemäßigte, sommerkühle Klima der Insel wird von der Nordsee beeinflusst, welche eine sehr ausgleichende Wirkung hat. Dies bedeutet, dass geringe Temperaturschwankungen und eine hohe Luftfeuchtigkeit vorherrschend sind. Durchschnittlich kann gesagt werden, dass die Insel mildere Winter und kühlere Sommer als auf dem Festland hat. Der Frühling beginnt auf der Insel durchschnittlich 2 Wochen später als auf dem deutschen Festland. Zwischen Jänner und Juli gibt es geringere Niederschläge als auf dem Festland, zwischen August und Dezember sind sie jedoch höher. Auch die Dauer der Sonnenstunden ist höher als auf dem Festland. 2010 galt die Insel Juist sogar als der sonnigste Ort Deutschlands.

Die Ostwanderung von Juist

Aufgrund einer verlagerten Strömung und einer nicht ausgeglichenen Sandbilanz werden der Strand und die Dünen im Westen vom Meer abgetragen. Der Sand der Insel Juist und auch aller anderen ostfriesischen Inseln, wandert mit dem Wind von West nach Ost. Wird mehr Sand abgetragen als angeschwemmt, kann dies zu Dünenabbrüchen führen, weil der Strand immer niedriger und schmaler wird. Wird mehr Sand angeschwemmt als abgetragen, wie beispielsweise im Osten der Insel und am Kalfamer, entwickelt sich der Strand immer mehr in die Breite und führt zur einer Verlängerung der Dünenkette nach Osten.

Autofreie Insel – dafür viele Pferdestärken

Auf der ostfriesischen Insel sind Autos generell verboten. Dies alleine sorgt schon einmal für eine besondere Idylle. Dafür gibt es überdurchschnittlich viele Pferde auf Juist und insgesamt 5 Pferdespeditionen. Auch die Müllabfuhr kommt auf der Insel mit dem Pferdefuhrwerk. Die einzigen zwei Elektroautos, die unterwegs sein dürfen, gehören zur Post. Sie bringen täglich Pakete und Briefe zu den Einwohnern der Insel. Eine weitere Besonderheit ist, dass es keine direkte Verbindung zum Festland gibt. Man gelangt einzig und allein mit einer Fähre zum Festland und wieder zurück zur Insel. Da die Fähre aber nur fahren kann, wenn Flut ist, und sich diese jeden Tag etwas verschiebt, gibt es keine fixen Zeiten. Die Fähre fährt also jeden Tag um eine andere Uhrzeit, der Fährkalender muss jeden Tag neu gestaltet werden.

Sonne und Strand ohne Ende

Im Jahr 2010 kam Juist auf insgesamt 1983 Sonnenstunden im Jahr. 2012 wurde Juist der sonnenreichste Ort Niedersachsens. Diese zahlreichen Sonnenstunden kann man auf dem insgesamt 17 km langen Sandstrand der Insel genießen. Der Strand erstreckt sich nämlich so lange, wie auch die Insel selbst ist. Das Markenzeichen der Insel ist der 3 km lange Hauptstrand von Juist, welcher mit weichem, weißen Sand und gemütlichen Strandkörben zum Träumen und Verweilen einlädt.

Die Entstehung von Seebädern

Die Geburtsort der Seebäder ist auf der Insel Juist zu suchen. Der einheimische Pastor Janus schrieb im Jahre 1783 einen Brief an den damaligen König Friedrich ii. von Preußen, und bat ihn in seinem Schreiben, auf Juist ein Seebad zu errichten. Die Idee wurde zwar vom König abgelehnt, doch das Schreiben des Pastors gilt als das älteste Dokument zur deutschen Seebädergeschichte. Die Grundidee für Seebäder stammt somit von der Insel Juist, wenngleich auch das erste Seebad auf der Insel erst 1840 errichtet wurde.

Sightseeing in Juist

In Juist werden für Besucher regelmäßig Radtouren, Kutschfahrten, Schiffsausflüge, Geocoaching und Rundflüge angeboten. An Christi Himmelfahrt ist das Juister Musikfestival ein ganz besonderes Highlight. Von Juni bis Oktober veranstaltet das Juister Kurorchester zahlreiche Konzerte. Im Juli findet immer das Familienfest statt, im Oktober gibt es für Musikfreunde das Insel-Musikfest sowie die Klassiktage Juist.

Die beeindruckende Silhouette von Juist, welche von der Nordsee aus sichtbar ist, zeigt den 13 m hohen Wasserturm, der auf der höchsten Düne der Insel steht, das Meerwasser-Erlebnisbad, das Cafè-Restaurant Strandhalle, das historische Strandhotel "Kurhaus Juist" und das "Haus des Kurgastes". Der Wasserturm ist das höchste Gebäude der Insel, kann aber nicht bestiegen werden. Ursprünglich gab es auf Juist keinen Leuchtturm, doch seit 1992 gibt es für rein touristische Zwecke das sogenannte "Memmertfeuer", einen kleinen Leuchtturm, der Lichtsignale über die Insel schickt. Diese haben für die Schifffahrt allerdings keine Bedeutung.

Insel Juist

An der rund eineinhalb Kilometer langen Kurpromenade gibt es 3 besonders schön gestaltete Aussichtsplattformen, von denen man eine atemberaubende Aussicht genießen kann. Dem Besucher bietet sich ein weiter Blick über den Strand, die Dünen und die Nordsee. Vom sogenannten "Dree Water Uitkiek" gibt es die Möglichkeit, von einem Punkt aus, 3 Gewässer zu betrachten: im Norden die Nordsee, im Süden der Insel das Wattenmeer und im Westen den Hammersee. Als aktuelles Wahrzeichen der Insel gilt die Seebrücke mit einem Turm in Form eines Segels. Zahlreiche Skulpturen laden zu Bestaunen ein, beispielsweise das 17 m hohe "Seezeichen", welches die Form einer Boje hat, die im Strom treibt. Es gilt als weiteres künstlerisches Wahrzeichen der Insel.

Die eigentliche Attraktion der Insel ist die einzigartige Landschaft und die bezaubernde Natur. Wer Ruhe, Stille und Entspannung sucht, der ist auf Juist genau richtig. Endlose Dünen, kreischende Möwen und die rauhe Nordsee bieten Naturerlebnis pur. Ein absolutes Highlight ist auch eine geführte Wanderung durch das Watt. Der rund einen Kilometer lange, ökologisch-künstlerische Lehrpfad, der sogenannte Otto-Leege-Pfad, ist ebenfalls einen Besuch wert. Er befindet sich zwischen dem Hauptort der Insel und der Wilhelmshöhle, in den Ostdünen der Insel. Der Lehrpfad erstreckt sich von Norden nach Süden und erklärt dem Besucher die Natur der Insel mit ihren ökologischen Zusammenhängen.

Weiters befinden sich zahlreiche Naturdenkmäler auf der Insel. Der größte Süsswassersee der Inseln, der Hammersee, liegt im Westen der Insel. Der See ist ein wichtiges Rast- und Nahrungsgebiet für Vögel und zahlreiche Insekten. Am Ostende der Insel befindet sich der sogenannte Kalfamer, ebenfalls ein wichtiges Rast- und Brutgebiet für Vögel. Das Gebiet des Kalfamers gehört zur Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Ohne Führung darf dieses Gebiet nur im Zeitraum von November bis März auf den dafür eingerichteten Wegen betreten werden. In der Zeit von April bis Oktober darf der Kalfamer nur mit vorher angemeldeter Führung besucht werden, da in dieser Zeit die Vögel brüten. Am Juister Westende liegt die große Sandbank, genannt Billriff. Hier können wunderbar die Zugvögel beobachtet werden. Um die Vögel nicht zu stören und aufgrund gefährlicher Treibsandbereiche darf das Billriff nur an der Nordkante und bei Niedrigwasser betreten werden.

Fazit: Die Insel Juist ist die größte und sonnenreichste der ostfriesischen Inseln und aufgrund seiner einzigartigen Natur und seiner bezaubernden Dünenlandschaft, seiner autofreien Zone und idyllischen Atmosphäre ein idealer Ort für Ruhesuchende und Naturliebhaber. Die Insel hat zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten, das beeindruckendste Highlight der Insel ist jedoch die Natur selbst. Direkt im Nationalpark Wattenmeer gelegen erwarten den Besucher unzählige Sonnenstunden, eine atemberaubende Flora und Fauna, sowie unberührte Strände und romantische Buchten. Auch für Familien mit Kinder ist die Insel sehr zu empfehlen. Mit vielen besonderen Naturschönheiten lädt die Insel zum Träumen und Verweilen ein. Die Insel ist der perfekte Ort, um der Natur und dem Meer ganz nahe zu sein, zum Entspannen und Entschleunigen, zum Durchatmen, Auftanken und Genießen. Juist zählt zu den Orten, die man unbedingt gesehen, besucht und erlebt haben sollte.

weiterführende Links:

Juist: Winterurlaub auf den Ostfriesischen Inseln: lumao.de
Nordseeinsel Juist: juist.de
Das Leben auf Juist: oc.gemeinde-juist.de
Sehenswürdigkeiten auf Juist: frisonaut.de
Inselfähre nach Juist: inselfaehre.de