Tradition und Brauchtum in Bayern

Jeder ausländische Tourist, hauptsächlich aus Übersee, verbindet Deutschland mit Traditionen und Bräuchen, die aus dem bayrischen Raum stammen. Dazu gehören hauptsächlich Männer in Lederhosen und Frauen im Dirndl, die auf verschiedenen Volksfesten, wie dem Oktoberfest, feiern. Die bayrischen Traditionen haben also das Bild der Deutschen über die Grenzen hinaus geprägt.

Dabei gibt es nicht die eine Tradition, sonder viele Bräuche, die sich in den verschiedenen Regionen auch immer ein klein wenig unterscheiden. In der nachfolgenden Aufzählung sind einige Traditionen und Bräuche aufgezählt.

Die Volkstrachten in Bayern

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Die Trachten sind ein Sinnbild für das Leben in Bayern. Sie sind sich in ihrer Ausführung sehr ähnlich, aber unterscheiden sich in einigen Details von Ort zu Ort und von Region zu Region.

die Trachtenlederhose

Die Lederhose hat eine relativ junge Geschichte. Es wurde zwar schon sehr lange Leder zur Herstellung von Hosen verwendet, nur hatten diese keine Ähnlichkeit mit den Lederhosen, wie sie jetzt erscheinen.

Ein Vorgänger der Lederhose war die Culotte, die im 17. Jahrhundert vom Adel getragen wurde. Zu Zeiten der Französischen Revolution wurde das Ende der Culotte bei der Stadtbevölkerung eingeleitet.

Währen der Zeit der Romantik besannen sich die Vereine auf die alten knielangen Lederhosen und an den königlichen Höfen wurde Trachtenlederhosen getragen. Das heute Erscheinungsbild wurde 1883 vom bayrischen Lehrer Josef Vogel entworfen.

das Dirndl

Das Wort Dirndl ist die Verkleinerungsform des Wortes Dirn, was einfach junges Mädchen bedeutet und auch für Dienstboten und Mägde in der Landwirtschaft und Hauswirtschaft genutzt wurde. Diese Frauen trugen ein Dirndlgewand.

Um 1900 wurde das Dirndlkleid von der Stadtbevölkerung als "ländliches" Kleid getragen und somit eine gängige Kleiderform, die sich an der Damenmode des 18. Jahrhunderts orientierte. Mit der Operette "Im weißen Rößl" setzte das Dirndl seinen Siegeszug weltweit fort und ist aus der Mode nicht mehr wegzudenken.

Der Gamsbart

Der Gamsbart befindet sich auf dem Trachtenhut, welchen traditionell von Männern getragen wird. In jüngerer Zeit werden auch häufig Frauen mit Gamsbart-geschmückten Hüten gesehen.

Für den Hutschmuck werden die Rückenhaare von Gamsböcken verwendet und büschelförmig oder fächerartig gebunden. Dieses Haar von der Gams besitzt helle Spitzen, die nur wenige Millimeter lang sind und an denen ein echter Gamsbart erkannt werden kann. Die Herstellung eines Bartes ist eine hohe Kunst und dauert mit dem Waschen, Rupfen und Binden mehrere Stunden.
In einige Regionen werden auch Wildhaarbärte aus Wildsau-, Dachs- oder Tahrhaaren genutzt.

Ausgehen auf Bayrisch

In fast jedem Ort in Bayern ist ein Biergarten zu finden. Hier werden sehr traditionelle Speisen und Getränke gereicht, die sich auch einen Namen über die Landesgrenzen hinweg gemacht haben. Jeder Tourist kennt die Weißwurst und das Weißbier, das auf keiner Speisekarte im Freistaat fehlt. Auch im Hofbräuhaus in München, welches viele Ableger in anderen Städten besitzt, werden diese Spezialitäten angeboten.

das Biergarten

Die Biergärten wurden errichtet, damit Brauer ihr Bier ausschenken konnten, ohne das Krugrecht zu besitzen. Die meiste Biergärten befinden sich an Flussterrassen, da hier die untergärigen Biere am besten gekühlt werden konnten.

das Hofbräuhaus

Das Hofbräuhaus steht in München am Platzl und war über viele Jahre der Sitz der Brauerei Hofbräu. Das Haus war seit seiner Gründung immer im Besitz der bayrischen Herrscher bis es 1852 vom König Maximilian II. dem bayrischen Staat übergeben wurde. Somit lautet die offizielle Bezeichnung Staatliches Hofbräuhaus am Platzl. Der bekannteste Teil ist die Schwemme, eine Bierhalle im Parterre mit großen Holztischen.

die Weißwurst

Die Weißwurst wird aus fein gekuttertem Fleisch, Schweinerückenspeck und Gewürzen hergestellt. Zu den Gewürzen gehört kein Pökelsalz, sondern einfaches Speisesalz. Somit sehen die Würste weiß aus. Traditionell wird die Weißwurst mit Brezel, süßem Senf und Weißbier noch vor 12 Uhr mittags verzehrt.

der Obatzter

Die pikante Käsezubereitung wird als Zwischenmahlzeit serviert. Ursprünglich wurden alte Käsereste, besonders Brie, Camembert und andere Weichkäsesorten, verarbeitet. Diese Reste wurden mit Butter und Gewürzen vermischt, wobei hauptsächlich Paprika und Kümmel genutzt wird.

der Steckerlfisch

Ein Steckerlfisch ist ein, auf einem Stab steckender, gegrillter Fisch. Neben den Biergärten wird er auch häufig auf Volksfesten serviert. Die Fische, meist Renken und Weißfisch, werden in örtlichen Flüssen und Seen gefangen. Die Fische werden mariniert und auf gewässerte Holzstäbe oder Weidenzweige gespießt und über bzw. neben der Holzkohleglut gegrillt.

das Weißbier

Ursprünglich wurde der Name Weißbier nur genutzt, um dieses Bier vom Rotbier, Schwarzbier und Braunbier abzugrenzen. Der Namenszusatz "Weiß" ist meist ein Hinweis auf das Getreide, welches beim Brauvorgang genutzt wird und die helle Farbe des meist obergärigen Bieres.

Volksfeste in Bayern

Volksfeste sind in Bayern nicht wegzudenken. Viele Orte veranstalten diese Feste und so finden sich über das Jahr verteilt einige Veranstaltungen. Die traditionelle Kleidung auf diesen Volksfesten ist die Tracht und es werden hier aus sehr gern die typischen bayrischen Spezialitäten angeboten. Das bekannteste Volksfest ist das Oktoberfest.

das Oktoberfest

Der Ursprung des Festes war die Hochzeit zwischen Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen im Jahr 1810. Für die Unterhaltung der Gäste fand zu diesem Anlass ein Pferderennen auf der Theresienwiese statt. Das Oktoberfest wurde in den nachfolgenden Jahren fortgeführt und es kamen in den Jahren im mehr Karussells und später der Bierausschank dazu.

das Gäubodenvolksfest

Ein weiteres großes Volksfest ist das Gäubodenvolksfest in Straubing. Der Name beruht auf einem grob definierten Gebiet mit Straubing im Zentrum, dem Gäuboden. Die Grundlage dieses Volksfestes war ein landwirtschaftliches Vereinsfest mit Pferderennen.
Seit 1947 wird das Fest in seiner heute bekannten Struktur mit einem Vergnügungspark und der Verbraucherausstellung mit Handwerk, Gewerbe, Landwirtschaft und Industrie durchgeführt.

das Kocherlball

Der Kocherball ist eine Volkstanzveranstaltung, die in München, genauer gesagt am Chinesischen Turm im Englischen Garten, stattfindet. Erwähnenswert ist die Uhrzeit diese Veranstaltung. Sie wird einmal Jährlich zwischen 6 und 10 Uhr durchgeführt. Der Kocherball beruht auf einer Tradition im 19. Jahrhundert, als sich Münchner Hausangestellte in den frühen Morgenstunden zum Tanzen trafen.

das Kirchweih

Das Fest – die Kirchweih – ist unter verschiedenen Namen, wie Kirmes, Kärwa oder auch Kerb, bekannt. Das Kirchweihfest wird jährlich als Tag der Weihe der Kirche gefeiert. Traditionell wurde das Fest von den unverheirateten Männern des Ortes getragen. Heute sind auch junge Frauen und Mädchen daran beteiligt.

das Schrannenfest

Das Altbairische Schrannenfest findet in Schrobenhausen statt. Hier werden die bayrischen Traditionen mit der Moderne verbunden.

Tanz in den Mai – der Maibaum

Dieser Tanz steht in Verbindung mit der Walpurgisnacht und dem Maibaum-Aufstellen. In der Walpurgisnacht werden die Höfe durch Peitschenknallen und ausgelegte Maibüsche geschützt. An diesem Datum werden auch die Maibäume aus dem Wald geholt und aufgestellt. Dieser Brauch wird durch den Tanz in den Mai um den Maibaum untermalt.

Vereine

In Bayern haben sich viele Vereine gegründet, um das Brauchtum und die bayrischen Traditionen weiter leben zu lassen. Meist hat jeder Ort einen eigenen Verein.

der Schützenverein

Im Mittelalter entstand das Schützenwesen aus dem Landaufgebot der Bauern. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden viele Bauern und Bürger gemustert. Aus diesen Personen entstanden Wehrmannschaften, welche das Land Bayern verteidigen sollten. Die so entstandenen Gebirgsschützen stellten im den 1630er Jahren eine Verteidigungslinie entlang der Isar und der Loisach auf und sind seitdem zur Verteidigung der Heimat abgestellt. Mit dieser Tradition ist der katholische Glaube sehr eng verbunden, vor allem die Marienverehrung. Maria ist auch die Patronin der Gebirgsschützen.

das Trachtenverein

Diese Vereine widmen sich der Trachtenerhaltung und Trachtenpflege. Die Mitglieder sollen die hiesige Tracht möglichst oft und im Original zu tragen. Die Trachtenvereine sind im Deutschen Trachtenverband zusammengeschlossen.

Weitere traditionelle Bräuche

das Schäfflertanz

Der Schäfflertanz ist der Zunfttanz der Fasshersteller/Fassküfer, die auch Schäffler genannt werden. Der in München entstandene Tanz führt festgelegte Figuren zur Musik vor.

das Schuhplattlern

Der Schuhplattler ist ein Tanz, der sich durch Handschläge auf die Oberschenkel und Schuhe auszeichnet. Er entstand ursprünglich aus dem Ländler und wird heute als Gruppentanz zu Schauzwecken ohne Frauen aufgeführt.

der Perchtenlauf

Die Perchtenläufe finden in der Zeit nach Weihnachten statt. Hierbei werden verschiedene Perchtenkostüme und eine Glocke getragen, die durch ihr Leuten die bösen Geister des Winters austreiben will.

das Schnablerrennen

Das Schnablerrennen ist eine Sportveranstaltung, bei der mit einem Schnabler (großer Schlitten) einen Berg heruntergefahren wird. Der Fahrer des Sschnabler muss zwingend ein Einwohner des Ortes sein.

das Jodeln

Beim Jodeln wird ohne Text gesungen. Dieser Gesang ist in der Alpenregion und auch im Thüringer Wald und im Harz weit verbreitet. Bei alpenländischen Liedern wird meist ein Jodler hintenangestellt. Somit entstand das Jodel-Lied.

der Schnupftabak

Schnupftabak ist fein gemahlener Tabak, welche über die Nase aufgenommen wird. Der Tabak muss sehr langsam in die Nase eingesogen werden, damit er seine Wirkung über die vordere Nasenschleimhaut entfalten kann.

das Fischerstechen

Das Fischerstechen wird auch Schifferstechen genannt und ist eng mit der Fluss-Transportschifffahrt verbunden. Hierbei treten zwei Mannschaften auf Booten gegeneinander an, um das gegnerische Team mit einem Speer von dem Boot zu stoßen.

Die Traditionen in Ihrer ganzen Vielfalt

Die Anzahl der Traditionen ist in Bayern fast grenzenlos. Jedes Dorf und jede Stadt hat seine eigenen Bräuche, die durch die vielen Bewohner und Vereine nicht in Vergessenheit geraten.