Die Geschichte des Rauchens
Das Rauchen ist sowohl für den Raucher selbst als auch für andere in seiner Umgebung sehr gesundheitsschädlich. Dennoch ist die Angewohnheit weltweit stark verbreitet und kulturell akzeptiert. Wie ist es dazu gekommen? Woher stammt diese Form des Tabakgenusses eigentlich? Wie hat sie sich verbreitet und was ist für die Zukunft zu erwarten? Wird es irgendwann eine rauchfreie Welt geben? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen nach und erzählen die Geschichte des Rauchens.
Das Wichtigste im Überblick:
- Die Entdeckung des Rauchens erfolgte vermutlich durch die Maya in Südamerika.
- In Amerika und der Karibik wurde es bis zur Ankunft der Europäer zeremoniell und spirituell genutzt.
- Christoph Columbus brachte den Tabak als Genussmittel nach Europa.
- Dort wurde das Rauchen zunächst für gesundheitsförderlich gehalten und von Ärzten empfohlen.
- Im 16. und 17. Jahrhundert kam es von Europa ausgehend zur weltweiten Verbreitung.
- Erste Verbote im 17. Jahrhundert blieben wirkungslos.
- Tabaksteuern stellten sich als lukrative Einnahmequelle für den Staat heraus.
- Die industrielle Massenproduktion von Zigaretten im 20. Jahrhundert führte zu einer deutlichen Steigerung des Verbrauchs.
- Es entstanden große Tabakkonzerne, die eine einflussreiche Lobby bildeten und das Rauchen stark bewarben.
- Medizinische Studien ab 1950 belegen erstmals die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens.
- Gegen Ende des 20. Jahrhunderts begannen staatliche Gegenmaßnahmen.
- Seitdem sind die Raucherzahlen zwar gesunken, aber nicht in dem von der WHO erhofften Ausmaß.
- Neue Formen des Tabakkonsums wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer gelten als rauchfrei und sollen eine geringere Gesundheitsgefahr darstellen.
- Trotzdem sind auch sie gesundheitsschädlich und ihre langfristigen Auswirkungen noch unbekannt.
Die Anfänge
Die Tabakpflanze stammt ursprünglich aus Amerika. Ihr Gebrauch war sowohl in Nord- als auch in Südamerika bereits etabliert, als die ersten europäischen Seefahrer dort eintrafen. Wie genau die Verbreitung ablief ist nicht belegt. Historiker vermuten jedoch, dass das Rauchen seinen Anfang in den Räucherzeremonien der Maya hatte. Daneben stellten die südamerikanischen Ureinwohner auch einen Saft aus den Blättern her, der zeremoniell zum Beispiel bei Initiationsritualen getrunken wurde. Auch die Nutzung der Tabakblätter zur Behandlung von Hautverletzungen war üblich.
Zigarren und Pfeifen
Aus dem Amazonasgebiet breitete sich die Tabaknutzung wahrscheinlich in die Karibik und nach Nordamerika aus. Als Christoph Columbus im 15. Jahrhundert die karibischen Inseln entdeckte, war es dort bereits üblich, dass Schamanen bei rituellen Zeremonien Zigarren rauchten, die aus gedrehten kleineren Tabak- und Salbeiblättern bestanden welche mit größeren Tabakblättern umwickelt waren. Sie dienten dazu, sich in einen Rauschzustand zu versetzen, für den aber nicht der Tabak, sondern der Salbei und andere Zugaben verantwortlich waren. In Nordamerika hatte sich dagegen die Tradition des Pfeifenrauchens, zum Beispiel in der Form der Friedenspfeife, entwickelt. Weiterhin diente das Rauchen in beiden Regionen zeremoniellen und spirituellen Zwecken. Erst die Europäer sollten den Tabak zu einem Genussmittel machen.
Rauchtradition in Europa
Auch in Europa gab es im Altertum und der Antike Traditionen der zeremoniellen und spirituellen Nutzung von psychoaktivem Rauch und Dämpfen durch Priester und Wahrsager. Da der Tabak hier noch nicht bekannt war, wurden jedoch andere Substanzen verwendet. Ein bekanntes Beispiel ist das Orakel von Delphi, bei dem Visionen der Priesterin wahrscheinlich durch aus dem Boden austretendes Ethylen verursacht wurden. (Die Theorie ist jedoch umstritten, da zumindest die heutzutage noch austretenden Konzentrationen für eine solche Wirkung zu gering sind.) Doch bereits unter den heidnischen Alten Griechen und Römern kamen Zweifel an diesen Traditionen auf und die Verbreitung des Christentums führte zu ihrem Ende. In christlichen Ritualen gibt es jedoch bis heute die Räuchertradition mit Weihrauch.
Die Spanier entdecken das Rauchen
Den ersten Kontakt mit Tabak hatten Europäer als Christoph Columbus bei der Entdeckung der Bahamas von den Einheimischen Tabakblätter geschenkt bekam. Etwas später beobachteten seine Männer dann auf Kuba wie man diese dreht und raucht. Daraufhin probierten die Spanier es mit den Blättern von den Bahamas selbst aus. Da sie dem Tabak keine bewusstseinsverändernden Substanzen beifügten, kam es dabei nicht zu Visionen sondern nur zu einem angenehmen leichten Rauschzustand. Sie begannen daher, den Tabak als Genussmittel zu nutzen. In Venezuela begegnete den Seefahrern dann 1499 auch die Tradition des Tabakkauens. Bei ihrer Rückkehr nach Spanien brachten Columbus und seine Gefolgsleute auch den Tabak und die Gewohnheit des Rauchens mit in ihre Heimat. Der erste Europäer, der mit der Konsumvariante des Pfeifenrauchens in Kontakt kam, war dann der portugiesische Seefahrer Pedro Álvarez Cabral im Jahr 1500. Erst als der Franzose Jaques Cartier sie 36 Jahre später bei einer Forschungsreise nach Kanada kennenlernte wurde die Pfeife jedoch in Europa bekannt. Aus seinem Bericht über die Rauchgewohnheiten der einheimischen Indianer stammt auch die Bezeichnung "pipe".
Ausbreitung im 16. und 17. Jahrhundert
Im Zeitalter der Entdeckungsreisen verbreitete sich der Tabakgenuss schon bald unter den europäischen Seeleuten und ein reger Handel begann. Spanien, Portugal, England und Holland entwickelten sich rasch zu bedeutenden Importeuren. Von diesen Ländern ausgehend breitete sich der Tabakkonsum zunächst entlang der Küsten im Norden und Westen Europas aus. Im frühen 17. Jahrhundert erreichte er Deutschland und bald auch die weiter im Landesinneren sowie im Osten und Süden des Kontinents gelegenen Länder. Die Blätter waren billig in der Anschaffung und konnten im getrockneten Zustand gut in großen Mengen transportiert werden. Zudem stellte sich heraus, dass Tabakpflanzen auch in Europa gut gediehen und einfach anzubauen waren. Sie vertrugen unterschiedliche klimatische Bedingungen und waren wenig anfällig für Schädlingsbefälle. Zudem konnte man die Blätter mit anderen Substanzen wie zum Beispiel Laub strecken, um billig größere Mengen Tabak herzustellen. Solche Mischungen galten zwar als minderwertig, machten das Genussmittel aber auch für die ärmeren Schichten erschwinglich, so dass es zu einer starken Verbreitung in der gesamten Bevölkerung kam. Neben Apotheken erfolgte der Verkauf auch in Tabagien genannten Gastwirtschaften, in denen man Tonpfeifen mieten und vor Ort rauchen konnte.
Vermutete Heilwirkung
Ein weiterer Grund für die rasche Verbreitung des Tabakkonsums war, dass die Mediziner der Neuzeit ihm fälschlich heilende Wirkungen zuschrieben. Sie glaubten, dass das Rauchen überflüssigen Schleim im Blutkreislauf austrocknen würde, der nach der damals verbreiteten medizinischen Theorie das "Gleichgewicht der Säfte" im Körper störte. Es wurde angenommen, dass Tabakkonsum das Herz stärken und Menstruationsbeschwerden lindern könnte. Er sollte die Auswirkungen von Schadstoffen auf den Körper verringern, die mit verunreinigter Luft, schmutzigem Wasser oder verdorbener Nahrung aufgenommen wurden, und so die Gefahr der Ansteckung mit Krankheiten vermindern und der Ausbreitung von Epidemien vorbeugen. Sogar bei der Behandlung von Syphilis kam Tabak in der Neuzeit zum Einsatz. Übermäßiger Genuss galt zwar als gesundheitsschädigend. Die Ärzte empfahlen aber maßvollen täglichen Gebrauch für beide Geschlechter und alle Altersgruppen.
Erstes Verbot
Trotzdem gab es bereits schon Bedenken angesichts der starken Verbreitung des Tabakkonsums in allen Schichten und Versuche, sie zu unterbinden. Das erste Rauchverbot wurde 1575 in Mexiko eingeführt und galt in Kirchen. Dabei handelte es sich jedoch noch nicht um eine gesundheitspolitische Maßnahme. Das Rauchen wurde in Mexiko noch als heidnischer Brauch gesehen, durch den eine Entweihung der Kirchen drohte.
Eindämmungsmaßnahmen in Europa
In Europa hatte sich der Tabak zum Beginn des 17. Jahrhunderts bereits zu einer wertvollen Handelsware entwickelt, mit der große Profite erwirtschaftet wurden. Dennoch bezog der Englische König James I 1603 in einer Streitschrift Stellung gegen das Rauchen. Er bezeichnete Raucher als ausschweifend und liederlich und bezweifelte die medizinische Wirksamkeit des Tabaks. Als Gegenmaßnahme erhöhte er die Einfuhrzölle um 4000 %. Doch das führte lediglich zu einer starken Zunahme des Schmuggels, während aufgrund des Rückgangs der legalen Importe die Einnahmen aus der Tabaksteuer trotz der starken Erhöhung sanken. 1608 reduzierte der König die Einfuhrsteuer daher wieder und erhöhte so seine Einnahmen wesentlich. In Deutschland und Österreich gab es in der Mitte des 17. Jahrhunderts mehrmals Verkaufsverbote, von denen lediglich Apotheken ausgenommen waren, wenn die Ware zur medizinischen Nutzung vorgesehen war. Auch sie blieben erfolglos, da sie von der Bevölkerung ignoriert wurden.
Harte Strafen in Asien
Zu deutlich härterem Durchgreifen kam es ebenfalls im 17. Jahrhundert in mehreren asiatischen Ländern. In Russland standen dabei religiöse Gründe im Vordergrund. Der Tabakkonsum galt als Todsünde, wurde aber nicht mit dem Tod sondern mit Verstümmelung durch Aufreißen der Nase und Aufschneiden der Lippen der Raucher bestraft. In Japan, China und der Türkei ging es um die Verringerung von Einflüssen westlicher Kolonialmächte, die den Tabak und die Angewohnheit des Rauchens in diese Länder gebracht hatten. Die extremsten Maßnahmen ergriff Sultan Murad IV 1633 im Osmanischen Reich. Er ließ alle Tabakhäuser niederreißen und Raucher hinrichten.
Die Tabaksteuer als Einkommensquelle
Letztlich erwiesen sich jedoch alle Verbote als sinnlos. Wie in England kam es auch in den anderen Ländern lediglich zu einem starken Anstieg des Schmuggels. Zudem entdeckten die Staatsoberhäupter, dass sich mit dem Tabakkonsum viel Geld machen ließ, solange die Steuern nicht zu hoch waren. Sie gingen zu einer gezielten Steuerpolitik über, aufgrund der es lange Zeit mehr im finanziellen Interesse der Regierungen zu sein schien, den Tabakkonsum zu fördern, als ihn zu begrenzen.
Das Zeitalter des Schnupftabaks
Obwohl die Europäer zu Anfang des 16. Jahrhunderts alle Gebrauchsformen des Tabaks außer dem Trinken von Tabaksäften übernommen hatten, hatte sich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts das Pfeifenrauchen weltweit als dominante Konsumform durchgesetzt. Doch dank der Tabagien, die vor allem von den untersten sozialen Schichten genutzt wurden, wurde die Tabakpfeife als vulgär angesehen und zum oft auch in der Malerei abgebildeten Symbol der Arbeiterklasse. Dementsprechend bestand in dem höheren Schichten der Wunsch, sich vom Pfeifenrauchen zu distanzieren, ohne ganz auf Tabakkonsum verzichten zu müssen. Da unter anderen der französische König Ludwig XIV. das Rauchen stark ablehnte, ging zunächst in Frankreich und dann auch im restlichen Europa der Adel zur Verwendung von Schnupftabak über. Bald galt das Schnupfen als deutlich eleganter und das 18. Jahrhundert wurde zum Zeitalter des Schnupftabaks. Am Hochpunkt dieser Entwicklung machte er bis zu 90 % des Gesamtumsatzes von Tabak aus und es wurde deutlich weniger geraucht.
Zigarren für das Bürgertum
Erst im 19. Jahrhundert kehrte sich der Trend um. Im Rahmen der Napoleonischen Kriege entdeckten in Spanien eingesetzte britische und französische Soldaten Zigarren als praktische Konsumform für sich und brachten die neue Gewohnheit nach Kriegsende zurück in ihre Heimatländer. Insbesondere in Frankreich, wo mit der Französischen Revolution nicht nur der Adel sondern auch sein Schnupftabak aus der Mode gekommen war, setzen sich die Zigarren rasch als Rauchmittel der Wahl des Bürgertums durch. Doch auch in anderen Ländern stieg ihre Beliebtheit. Aufgrund der Assoziation mit den französischen Revolutionären und dem Bürgertum war das nicht überall gern gesehen. In Preußen kam es sogar erneut zu Rauchverboten, die erst nach der Novemberrevolution 1918 aufgehoben wurden.
Die Erfindung der Zigaretten
Doch das 20. Jahrhundert sollte zum Zeitalter der Zigarette werden. Bereits im 18. Jahrhundert hatten Arbeiterinnen in mexikanischen Tabakfabriken damit begonnen, bei der Produktion anfallende Reste mit Papier zu umwickeln und zu rauchen. Doch lange Zeit waren die Papelitos genannten ersten Zigaretten nur in Lateinamerika und Spanien verbreitet. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts fanden sie weltweite Verbreitung. Gegen Ende des Jahrhunderts begann man in den USA mit der maschinellen Herstellung und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Produktion schnell genug, um Zigaretten als billigere Massenware herzustellen. Wer sich auch diese nicht leisten konnte oder wollte, konnte stattdessen losen Tabak und Zigarettenpapier separat erwerben und seine Zigaretten selbst rollen.
Rascher Anstieg des Verbrauchs
Auch der Erste Weltkrieg leistete einen großen Beitrag zur Verbreitung des Zigarettenrauchens. Die praktisch kleinen und leichten Rauchwaren wurden als wesentlich für die Erhaltung der Moral der Soldaten eingestuft und als Teil der täglichen Rationen ausgegeben. Produktion und Verbrauch stiegen rasch an, was die Entstehung großer Tabakkonzerne nach dem Krieg begünstigte. Nach und nach verdrängten sie kleine und mittlere Unternehmen vom Markt und gewannen an politischem Einfluss. Mittlerweile erfreuten sich die Zigaretten auch bei Frauen großer Beliebtheit. Zwar hatte es immer schon auch weibliche Raucherinnen gegeben. Pfeifen und Zigarren hatten jedoch stets ein eher männliches Image. Die schlanken Zigaretten wirkten in Frauenhänden deutlich eleganter. Zudem ließen sie sich einfacher und schneller rauchen, was dem schnelleren Lebensstil des 20. Jahrhunderts entsprach. Bald verdrängten die Zigaretten die Pfeifen als Symbol der Arbeiterklasse. Das Pfeifenrauchen wurde nun mit Gemütlichkeit und Ruhe assoziiert, während die im Vergleich zu den Zigaretten deutlich teureren Zigarren zum Symbol für Reichtum und Luxus des Bürgertums wurden.
Gesundheitsgefahr durch das Rauchen
Am Anfang des 20. Jahrhunderts kam erstmals der Verdacht auf, dass das Rauchen gesundheitsschädlich sein könnte. Unter den Nationalsozialisten kam es in Deutschland zu neuen Rauchverboten und einer Anti-Rauch-Kampagne, die nun erstmals mit gesundheitlichen Gefahren begründet wurden. Züge erhielten Nichtraucherabteile, um gesundheitsbewusste Fahrgäste vor den neu entdeckten Gefahren des Passivrauchens zu schützen. Doch erst in den 1950er Jahren gab es größere medizinische Studien, die die Gesundheitsrisiken eindeutig belegten. Gleichzeitig empfahlen Mediziner jedoch das Rauchen am Steuer, da es Autofahrer wachhalten und die Auswirkungen von Alkoholkonsum reduzieren würde.
Tabakwerbung
Die großen Tabakkonzerne hielten den Aufklärungskampagnen mit verstärkter Werbung entgegen. Zigarettenpackungen wurden mit Sammelbildern ausgestattet, für die man Alben kaufen konnte und die insbesondere bei Kindern sehr beliebt waren. Es gab Werbespots im Rundfunk und Fernsehen. Filter- und Light-Zigaretten kamen als vermeintlich gesundheitsfreundlichere Alternativprodukte auf den Markt. In den 60er und frühen 70er Jahren wurde in fast allen Filmen geraucht. Vor allem junge Menschen sahen das Rauchen als cool und griffen selbst ebenfalls zur Zigarette.
Staatliche Gegenmaßnahmen
Zu Anfang zögerte die Politik, Maßnahmen gegen das Rauchen zu ergreifen. Die Tabaksteuer war weiterhin eine wichtige Einkommensquelle für viele Staaten. Erst Vergleiche der Einnahmen mit den durch vom Rauchen verursachte Krankheiten entstehenden Kosten für das Gesundheitssystem brachten ein Umdenken. Gegen Ende des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts folgten gesundheitsorientierte Anti-Rauch-Kampagnen, die oft primär auf Prävention bei Jugendlichen abzielten. Werbeverbote für Tabakwaren wurden erlassen und Abgaben erhöht, um das Rauchen teurer zu machen und Raucher zur Verringerung des Konsums zu ermuntern. Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden, am Arbeitsplatz und in der Gastronomie sollten Nichtraucher schützen und die Gelegenheiten zum Konsum verringern.
Reaktion der Bevölkerung
Zunächst stießen die Rauchverbote bei der Bevölkerung auf Widerstand. Das Rauchen war sozial akzeptiert und viele Raucher empfanden es als ihr persönliches Recht, zu entscheiden, ob sie das Gesundheitsrisiko in Kauf nehmen wollten oder nicht. Nichtraucher wurden als intolerant und unfreundlich gesehen, wenn sie die Einhaltung von Rauchverboten einforderten. In Österreich fürchtete die Gastronomielobby sogar eine existenzielle Bedrohung für Betriebe, in denen Gäste beim Essen nicht mehr rauchen durften. Daher einigte man sich zunächst auf die Einführung von gegen den Rauch abgeschlossenen Nichtraucherbereichen. Die aus den nötigen Umbaumaßnahmen entstandenen Kosten führten jedoch letztlich nur zu neuerlichen heftigen Protesten, als einige Jahre später doch noch ein totales Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt wurde. Mit der Zeit gewöhnten sich die Menschen an die inzwischen fast überall auf der Welt geltenden neuen Regeln. Ihre Akzeptanz stieg und die Raucherzahlen begannen zu sinken.
Die Erfindung der E-Zigarette
2004 erfand der chinesische Apotheker Han Li die elektrische Zigarette, die auch als E-Zigarette oder Vaporiser bezeichnet wird. Wie zum Beispiel der Tornado Lush Ice Vape , Damit eine Liquid genannte, nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft und der Benutzer atmet den Dampf ein. Da es zu keiner Rauchbildung mehr kommt, sehen sich die meisten Nutzer nicht als Raucher, sondern bezeichnen sich als Dampfer und ihre Form des Tabakkonsums als Dampfen. Nach bisherigen Erkenntnissen scheint das Dampfen etwas weniger gesundheitsschädlich zu sein, als das Rauchen, was darauf zurückgeführt wird, dass dabei kein Formaldehyd eingeatmet wird. Bisherige Studienergebnisse deuten jedoch trotzdem auf eine toxische Wirkung und ein Risiko von Lungenschäden bei langfristiger Nutzung hin. E-Zigaretten gelten als deutlich schonender für nicht rauchende Mitmenschen, da sie keinen Dampf an die Umgebung freigeben. Eine leichte Belastung durch "Passivdampfen" gilt dennoch als wahrscheinlich, da der Dampfer beim Ausatmen Giftstoffe in die Umgebungsluft freisetzt.
Das Rauchen heute
Mittlerweile steigen mehr und mehr Menschen vom Zigarettenrauchen auf das Dampfen um. Liquids sind in zahlreichen unterschiedlichen Geschmacksrichtungen erhältlich, die zum Ausprobieren einladen. Zudem sind in letzter Zeit viele neue Tabakprodukte auf den Markt gekommen. So zum Beispiel die IQOs oder Tabakerhitzer, bei denen der Tabak zum Konsum lediglich erhitzt aber nicht verbrannt wird. Viele Raucher zeigen eine hohe Bereitschaft Neues oder Ungewöhnliches auszuprobieren. So rauchen zum Beispiel viele junge Europäer die bisher vornehmlich im arabischen Raum verbreitete Shisha. Pfeifen- und Zigarrenrauchen sind zu seltenen Angewohnheiten geworden, bei denen das Rauchen genüsslich zelebriert wird. Die Zigarre gilt als teures Luxusgut, das von reichen Kennern und zur Feier ganz besonderer Anlässe geraucht wird. Die Zahl der jungen Raucheinsteiger ist zurückgegangen und auch viele Erwachsene haben sich das Rauchen abgewöhnt. Dennoch warnt die WHO, dass das Rauchen weiterhin eines der wichtigsten Gesundheitsrisiken für Kinder im schulpflichtigen Alter darstellt und weitere Anstrengungen notwendig sind, um den Anteil der minderjährigen Raucher zu verringern. Die meisten Nichtraucher findet man unter den Angehörigen der höheren sozioökonomischen Schichten und gut gebildeten Menschen. Personen mit niedrigem Einkommen neigen immer noch stärker zum Tabakkonsum und geben diese Gewohnheit auch an ihre Kinder weiter. Schätzungen zufolge liegt die weltweite Zahl von durch das Rauchen verursachten Todesfällen derzeit bei über sieben Millionen Menschen pro Jahr.
Ausblick in die Zukunft
Die Zukunft hält immer zahlreiche Überraschungen bereit und ist daher schwer vorauszusagen. Mit Blick auf die bisherige Geschichte des Rauchens und der Menschheit scheint es jedoch unwahrscheinlich, dass der Tabakkonsum ganz enden wird. Angesichts der wechselnden Moden der Vergangenheit ist zu erwarten, dass sich die Form des Konsums verändern wird. Pfeifen, Zigarren und Zigaretten werden zwar erhalten bleiben aber nur noch von kleinen Gruppen von Liebhabern gekauft werden. An ihrer Stelle wird ein anderes Produkt den Markt dominieren. Dabei könnte es sich um Tabakerhitzer oder E-Zigaretten handeln, bei denen beiden in den nächsten Jahren noch mit technischen Weiterentwicklungen zu rechnen ist. Diese werden die Nutzung der Geräte einfacher und bequemer machen. Auch auf eine Verringerung der Gesundheitsrisiken durch Verschmutzungen und schädliche Substanzen im Tabak oder Liquid ist zu hoffen. Die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen dieser Formen des Rauchens sind bisher noch schwer abzuschätzen. Es besteht aber Anlass zu der Hoffnung, dass sie zwar nicht zu einem Ende aber zu einer Verringerung der Todeszahlen führen werden. Fortschritte in der Medizin und ein anhaltender Trend zu steigenden Nichtraucherzahlen würden ebenfalls einen Beitrag dazu leisten. Allerdings besteht auch das Risiko einer Trendumkehr durch neue Modeerscheinungen. Es könnte aber auch sein, dass das Rauchen, ähnlich wie im 18. Jahrhundert durch den Schnupftabak, von einer anderen Form des Tabakkonsums stark zurückgedrängt wird. So können zum Beispiel orale Produkte wie Nikotinkaugummis und Snus, tabakfreie Nikotinbeutel die im Mund gehalten werden, ganz rauch- und dampffrei die Führung übernehmen – zumindest für einige Zeit.
Bildquelle: depositphotos.com