Gehälter im Vergleich – Lohnlücke bleibt

Das Lohngefälle zwischen Ost und West wird geringer. Trotzdem: Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung müssen Angestellte im Osten mit wesentlich weniger Gehalt auskommen als Beschäftigte im Osten. Vor allem in einigen Branchen sind die Unterschiede enorm.

2690 Euro. So viel verdienen Lageristen im Durchschnitt pro Monat – zumindest, wenn sie in den alten Bundesländern angestellt sind. Arbeiten sie in einem der neuen Bundesländer, bekommen sie nur durchschnittlich 2028 Euro pro Monat. Diese Gehälter hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) ermittelt. Für ihren Entgeltatlas hat die Nürnberger Behörde die durchschnittlichen Verdienste in den gängigsten Berufen für das Jahr 2014 zusammengetragen – und zwar für jedes Bundesland. Neuere Daten liegen derzeit nicht vor.

Geld liegt unter einer Geldkassette

Auf den Arbeitsort kommt es an

Ergebnis: Das Ost-West-Gefälle ist auch ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung noch in den Portemonnaies der Deutschen zu spüren. In den neuen Bundesländern ist die gleiche Arbeit mitunter bis zu 20 Prozent weniger wert. Differenzen in Höhe von mehreren Hundert Euro sind laut BA-Entgeltatlas keine Seltenheit. So beträgt der Verdienstunterschied bei Verkäufern oder Krankenpflegern etwa 300 bis 400 Euro, bei Automechanikern rund 800 Euro, bei Maschinenbaumechanikern sogar rund 900 Euro. Auch Berufskraftfahrer oder Sekretärinnen verdienen in den neuen Bundesländern durchschnittlich 600 Euro weniger als in den Alten.

Die höchsten Gehälter werden nach Angaben der BA in Baden-Württemberg und Bayern gezahlt. Schlusslichter im Verdienstvergleich sind in allen Branchen die ostdeutschen Bundesländer Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. So wird nach den Daten des Lohn- und Gehalts-Rankings der Bundesbehörde das bundesweit höchste mittlere Gehalt – 2860 Euro – in Baden-Württemberg gezahlt, das niedrigste – 1946 Euro – in Sachsen.

5,58 Euro weniger pro Stunde

Den durchschnittlichen Bruttostundenlohn in den verschiedenen Bundesländern hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Ergebnis auch hier: Arbeitnehmer im Osten haben am Ende des Monats weniger Geld im Portemonnaie. Um 5,58 Euro ist der durchschnittliche Bruttostundenlohn in den neuen Bundesländern – ohne Berlin – niedriger als in den Alten. So gibt es im Osten rund 16,05 Euro pro Stunde; im Westen sind es im Mittel 21,63 Euro. Schlusslicht ist auch hier Mecklenburg-Vorpommern mit einem durchschnittlichen Salär von 15,40 Euro pro Stunde. Mitarbeiter in Sachsen-Anhalt müssen sich mit 15,90 Euro zufriedengeben. Thüringen konnte im Bundesländervergleich aufholen und liegt nun mit 16,04 Euro fast gleichauf mit dem ostdeutschen Durchschnitt. In Sachsen verdienen Arbeitnehmer 16,07 Euro und in Brandenburg 16,59 Euro. Lediglich in Berlin wird mit 19,79 Euro pro Stunde ein Entgelt gezahlt, das über dem Stundenlohn einiger westdeutscher Bundesländer liegt: In Schleswig-Holstein verdienen Arbeitnehmer im Schnitt 19,01 Euro pro Stunde, in Niedersachsen sind es 19,69 Euro. In allen anderen westdeutschen Bundesländern liegt der durchschnittliche Bruttostundenlohn über 20 Euro.

Tarifverträge schaffen Ausgleich

Immerhin: Die Einkommenslücke zwischen Ost und West klafft nicht in allen Bereichen so stark auseinander. Vor allem die Tariflöhne wurden in den vergangenen Jahren immer weiter angepasst. Laut einer Untersuchung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung beträgt der Verdienstunterschied bei den Tariflöhnen zwischen Ost und West nur noch rund drei Prozent. Doch auch hier gilt: Es kommt auf die Branche an. So liegt das Tarifniveau im öffentlichen Dienst, in der Druck-, Eisen- und Stahlindustrie, im Einzelhandel sowie bei den Banken und Versicherungen bereits bei 100 Prozent. Angestellte im Bauhauptgewerbe verdienen im Osten 92 Prozent des Westlohns, im Kfz-Gewerbe sind es trotz Tarif knapp 88 Prozent. Im Hotel- und Gaststättengewerbe werden im Osten rund 20 Prozent weniger gezahlt als im Westen. In der Landwirtschaft beträgt der Unterschied sogar 26 Prozent.

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