Helikopter-Eltern: Wie Überfürsorge die Entwicklung von Kindern beeinflusst
Helikopter-Eltern kreisen im wahrsten Sinne des Wortes ständig um ihre Kinder herum. Sie versorgen sie nicht nur, sondern bewachen sie geradezu und mischen sich in zahlreiche Lebensbereiche ein. Die Schule, die Freundschaften der Kinder und die Hobbys werden stark beeinflusst und oft fast zwanghaft kontrolliert, was zwar dazu führt, dass die Kinder sehr behütet sind, aber zugleich auch in ihrer Entwicklung negativ beeinflusst werden können. Selbstbestimmung bleibt bei diesem Erziehungsmodell auf der Strecke.
Welche Merkmale weisen Helikopter-Eltern auf?
Typische Eigenschaften von überfürsorglichen Helikopter-Eltern lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Kontrolle: Helikopter-Eltern treffen alle Entscheidungen für ihre Kinder und greifen damit nicht nur in deren Leben ein. Auch Großeltern, Babysitter, Erzieher und Lehrer bekommen den Kontrollzwang zu spüren. Oftmals beeinflussen die Eltern sogar die Studien- und Berufswahl und geben so den weiteren Weg des Kindes auch im Erwachsenenalter vor.
- Hohe Ansprüche: Der Wunsch, dass aus den Kindern später einmal etwas wird, ist enorm ausgeprägt. Demzufolge werden erstklassige schulische Leistungen erwartet. Häufig müssen die Kinder auch in ihren Hobbys brillieren und werden dazu angehalten, neben der Schule noch eine Fremdsprache oder ein Instrument zu erlernen.
- Verwöhnen: Im Gegenzug werden die Kinder in vielen Fällen sehr verwöhnt und mit Geschenken überhäuft.
- Überängstlich: Eltern lassen ihren Kindern kaum Raum zur Entfaltung und greifen bei kritischen Situationen ein. Das führt auch dazu, dass sie ihre Kinder keinen Schritt allein machen lassen und sie zum Beispiel zur Schule oder zu ihren Hobbys fahren.
Je nach Person können die genannten Merkmale weniger oder stärker ausgeprägt sein. Bei Helikopter-Eltern treffen aber meist mehrere davon zu.
Was sind die Gründe für das Verhalten von Helikopter-Eltern?
Natürlich entscheiden sich die meisten Menschen nicht bewusst dazu, zu Helikopter-Eltern zu werden. Stattdessen liegt ihr Verhalten verschiedenen Motivationen zugrunde. Zum einen ist da natürlich die Angst, dass dem Kind etwas Schlimmes zustoßen könnte. Zum anderen fürchten viele Eltern, dass ihr Nachwuchs den Anforderungen der Gesellschaft nicht gewachsen ist und auf der Strecke bleibt, wenn er nicht ausreichend gefördert wird. Wieder andere versuchen das auszugleichen, was sie selbst als Kind nicht bekommen haben. Sie haben das Gefühl, dass sie im Leben erfolgreicher gewesen wären, wenn sie von ihren Eltern in der Schule mehr unterstützt worden wären. Eine weitere wichtige Rolle spielen vermutlich auch die sozialen Medien, die dazu führen, dass sich Eltern immer stärker mit anderen vergleichen und genauso perfekt und fürsorglich wie Momfluencer und Familienblogger sein möchten.
Welche Folgen kann die Überbehütung haben?
Dass sich Eltern um ihre Kinder kümmern möchten und sich bis zu einem gewissen Grad auch in ihre Angelegenheiten einmischen, ist ganz normal. Wenn es zu viel des Guten wird, kann die überbordende Fürsorge aber ins Negative umschlagen und sogar schlimme Folgen für die Entwicklung der Kinder haben.
Soziale Probleme
Oft haben Kinder von Helikoptereltern Schwierigkeiten, Freunde zu finden. Aufgrund ihres durchgetakteten Alltags haben sie kaum Zeit, um sich mit anderen zu treffen und einfach zu spielen. Hinzu kommt, dass die wenigen sozialen Kontakte von den Eltern gesteuert werden, sodass die Kinder nicht lernen, selbst Freundschaften zu schließen oder sich im Streit gegen andere durchzusetzen. Auch das Ausdrücken eigener Bedürfnisse fällt ihnen schwer.
Geringe Eigeninitiative
Da die Eltern stets alle Entscheidungen für sie treffen und unter anderem entscheiden, welche Hobbys aufgenommen werden oder welche Fremdsprache in der Schule gewählt wird, fehlt es den Kindern häufig an Eigeninitiative. Sie wissen einfach nicht, wie man Dinge angeht und umsetzt, sondern sind es gewohnt, dass ihnen immer alles vorgegeben wird.
Geringe Frustrationstoleranz
Dadurch dass die Eltern fast alle Probleme ihrer Kinder lösen und ihnen außerdem zahlreiche Wünsche erfüllen, ist ihre Frustrationsgrenze sehr niedrig. Manche entwickeln sogar echte Aggressionsprobleme.
Starke Abhängigkeit von den Eltern
Vor allem in jungen Jahren sind die Kinder vollständig von den Eltern abhängig. Viele sind überängstlich und können sich kaum von Mama und Papa trennen. In der Pubertät kann das Ganze jedoch ins Gegenteil schlagen. Nicht selten rebellieren Kinder von Helikopter-Eltern besonders heftig und versuchen sich in dieser Entwicklungsphase vehement vom Elternhaus und den vielen Regeln abzunabeln.
Wie erkennt man, ob man selbst zu den Helikopter-Eltern gehört?
Manchmal sind sich Eltern nicht sicher, ob sie ihr Kind zu sehr behüten oder die Leine zu lang lassen. Nicht immer ist es leicht, die Balance zu finden. Die folgenden Verhaltensweisen deuten zumindest darauf hin, dass ein Hang zum Helikoptern besteht:
- Das Kind wird ständig beobachtet und überwacht.
- An jeder Ecke werden lauernde Gefahren vermutet.
- Eltern greifen ständig ein und helfen ihren Kindern bei jedem Handgriff.
- Auch bei den Hobbys sind sie immer mit dabei und geben Ratschläge oder Anweisungen.
- Es wird erwartet, dass das Kind immer gute Leistungen erbringt.
- Das Kind darf nie eigene Entscheidungen treffen.
Wer mehrere dieser Verhaltensweisen an sich entdeckt, sollte einen Gang herunterschalten und dem Kind mehr Freiheit geben. Wichtig ist, dass es lernt, sich selbst zu beschäftigen und den Raum bekommt, um sich zu entfalten und eigene Entscheidungen zu treffen.
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