Wann ist ein Tier ein Wildtier?

Als Wildtiere werden Tiere bezeichnet, die in freier Wildbahn leben und durch den Menschen nicht domestiziert wurden. Wildtiere werden nicht als Haustiere oder Nutztiere gehalten und mit ihnen wird auch nicht gezüchtet. Auch in der Nähe des Menschen lebende Tiere und Tiere, die sich in Gebäuden eingenistet haben, behalten den Status eines Wildtieres.

Wann ist ein Tier ein Wildtier?

Welche Tiere sind Wildtiere?

Allgemein umschreibt der Begriff „Wildtier" Tiere, die nicht zahm sind. Rechtlich betrachtet sind Wildtiere herrenlos, besitzen keinen Eigentümer und bewegen sich im Freien, also in freier Wildbahn.

Häufig werden Wildtiere ihren domestizierten Verwandten gegenübergestellt.

Beispiele:

  • Wildgans
  • Wildente
  • Wildkatze
  • Wildpferd
  • Wildschwein

Zu den Wildgänsen zählen in Europa neben den Graugänsen auch die Kanadagänse. Die Przewalski-Pferde sind die einzigen echten Wildpferde. Weitläufiger findet der Begriff auch für verwilderte Hauspferde, beispielsweise Mustangs, Anwendung.

Der Begriff bleibt folglich nicht auf das Wild beschränkt. Unter die Bezeichnung „Wild" fallen nur Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, wie Rehe, Hirsche oder Gämsen. Laut Tierschutzgesetz wird die Bezeichnung auf alle Wirbeltiere, die keine Haustiere sind angewandt.

Verschiedene Tierarten befinden sich zwar in der Obhut des Menschen, werden aber aus Sicht des Gesetzes weiterhin als Wildtiere betrachtet. Bei den Nutztieren sind Strauße und Damhirsche dieser Gruppe zuzuordnen.

Auch verschiedene Heimtiere zählen weiter zu den Wildtieren:

  • Kleinsäuger: Chinchillas, Meerschweinchen, Frettchen, Rennmäuse, Goldhamster
  • Ziervögel: Wellensittiche, Papageien, Kanarienvögel
  • Zierfische: Welse, Barsche, Skalare

Wichtig: Die Nachkommen aus einer Kreuzung zwischen Haustier und Wildtier werden zu den Wildtieren gezählt. Dies trifft beispielsweise auf bestimmte Katzenrassen zu.

Was muss ich im Umgang mit Wildtieren beachten?

Beim Gang in den Tierpark nehmen wir Abstand zu Wildtieren. Doch auch im Alltag sind wir häufig von Wildtieren umgeben . Dabei sollten einige Dinge beachtet werden.

  • Einige Wildtiere sind Nahrungsschädlinge und werden in der Nähe des Menschen nicht geduldet (Mäuse, Ratten, Borkenkäfer, Fischreiher).
  • Beim Durchqueren von Wäldern in der Dämmerung und bei Nacht ist Vorsicht geboten. Es kommt immer wieder zu Wildunfällen, vorwiegend mit Rehen oder Wildschweinen.
  • Wildtieren sollte mit Abstand begegnet werden. Ihr Verhalten kann nicht zuverlässig eingeschätzt werden. Einige Wildtiere sind zudem Krankheitsüberträger (Tollwut, Fuchsbandwurm).
  • Die heute vorherrschenden Monokulturen in der Land- und Forstwirtschaft bieten nur wenigen Wildtieren Lebensraum. Einige Tierarten können davon profitieren. Ein Beispiel sind Wildschweine.
  • Die moderne Landwirtschaft kommt nicht ohne die Verwendung von Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel aus. Wildtiere nehmen Pestizide und Herbizide über die Nahrungskette auf und werden auch durch Umweltgifte und die industrielle Abfallentsorgung geschädigt.
  • Der natürliche Lebensraum vieler Wildtiere wird durch Eingriff des Menschen mehr und mehr eingeschränkt. Wird die Natur zu Freizeitaktivitäten genutzt, ziehen sich störungsempfindliche Tiere zurück.
  • Wildtiere werden gejagt und durch die Jagd und Fischerei zu Lieferanten von Nahrungsmitteln und Rohstoffen.

Wie kann man Wildtiere schützen?

Zahlreiche Wildtiere sind in ihren Beständen in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert. Aus menschlichen Siedlungsräumen haben sich viele Wildtiere komplett zurückgezogen. In Deutschland wird der Schutz der Wildtiere in der Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten geregelt.

Zu den Vorreitern in Sachen Tierschutz zählt der im Jahre 1961 gegründete World Wildlife Fund (WWF). Es entstanden erste Schutzgebiete, die Rückzugsmöglichkeiten für Wildtiere boten. Die Arbeit des WWF geschah anfänglich ohne gesetzliche Unterstützung.

Hinweis: Laut Angaben des WWF sind die weltweiten Wildtier-Populationen 2024 im Vergleich zu den 1970er-Jahren um mehr als 70 Prozent zurückgegangen.

Zur Erfassung und Überwachung der Wildtierbestände dient auch das vom Deutschen Jagdverband ins Leben gerufene Wildtiermonitoring.

Zum Schutz von Wildtieren kann jeder Einzelne beitragen. Dies kann in Form von Spenden und Engagements beim NABU oder anderen genannten Organisationen geschehen.

Auch im eigenen Garten oder bei einem Spaziergang im Wald kann etwas für den Schutz von Wildtieren getan werden:

  • Igeln über den Winter helfen (Laubhaufen anlegen, Igelhäuser aufstellen)
  • Nistkästen für Vögel bauen (an Bäumen katzensicher anbringen)
  • Rehe füttern (Eicheln und Kastanien zu den Futterkrippen bringen)
  • Insektenhotels aufstellen (Wildhummeln und Wildbienen finden eine Nisthilfe)
  • Schneckenkorn und chemischen Dünger meiden (Kompost und Hornmehl verwenden)
  • Laubsauger vermeiden (Laubrechnen schont Insekten und Kleintiere)
  • Mähroboter nicht nachts laufenlassen (Gefahr für nachtaktive Tiere)
  • Deckel auf die Regentonne (unabgedeckte Tonnen können zur tödlichen Falle werden)
  • Ameisen schützen (Ameisenhaufen nicht zerstören, sondern umsetzen)
  • Gärten naturnah anlegen (Wildblumen locken Insekten an)

Auch die Jagd spielt eine bedeutende Rolle im ökologischen Gleichgewicht und im verantwortungsvollen Wildtiermanagement. Durch die Regulierung von Wildbeständen trägt sie dazu bei, landwirtschaftliche Schäden zu minimieren und ein stabiles Ökosystem zu fördern. Gleichzeitig leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Wildtieren und zur Erhaltung ihrer Lebensräume. Für Interessierte bietet der Blog Hirsch & Co. von der akademischen Jagdwirtin Christine Fischer (https://www.hirschundco.com ) vertiefende Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Jagd, Ökologie und Ethik.

Was tun, wenn ein Reh vors Auto läuft?

Kommt es zu einem Wildunfall, müssen Autofahrer die Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer reduzieren. Bei einer Kollision sind bestimmte Vorgaben zu beachten, ansonsten droht der Gesetzgeber mit Sanktionen.

Wenn ein Reh vor das Auto gelaufen ist, gelten folgende Vorgaben:

  • Fahrzeug stoppen
  • Warnblinkanlage einschalten
  • Warnweste anlegen
  • Sicherung der Unfallstelle (Warndreieck etwa 100 Meter entfernt aufstellen)
  • Polizei anrufen
  • Unfallort nicht verlassen

Wurde das Reh verletzt, sollten Autofahrer Abstand halten. Stehen Wildtiere unter Schock, können sie unvorhergesehen reagieren. Weiterhin ist eine mögliche Infektionsgefahr nicht zu unterschätzen. Förster und Tierarzt werden sich um das Tier angemessen kümmern.

Sind durch den Wildunfall Schäden am Fahrzeug aufgetreten, kommt dafür nur die Kaskoversicherung auf. Eine Haftung wird nur übernommen, wenn der Wildunfall durch eine Wildunfallbescheinigung eindeutig nachzuweisen ist. Diese Bescheinigung stellen Jäger oder Polizei aus. Wurden durch den Wildunfall auch Fremdeigentum, wie weitere Fahrzeuge, Verkehrsschilder oder Leitplanken beschädigt, kommt dafür in der Regel die Kfz-Haftpflichtversicherung auf.

weiterführende Links:

jagdverband.de (Stand: 04.11.2024) WILD-Monitoring
nabu.de (Stand: 04.11.2024) Lernplattform für Naturschutzmacher*innen

Bildquelle: depositphotos.com