Wie nimmt mein Hund die Welt wahr?
Eines ist seit Langem bekannt: Dein Vierbeiner hat viel sensiblere Sensoren als wir Menschen. Mit seinen feinen Sinnen nimmt er die Welt intensiver, zugleich aber auch anders wahr. Dabei sind bis heute noch längst nicht alle Fragen rund um die Weltwahrnehmung des Hundes geklärt. Erst vor wenigen Jahren fanden Wissenschaftler beispielsweise heraus, dass der beste Freund des Menschen über eine Art natürliches GPS-System verfügt, durch das er sich orientiert. Durch die Orientierung am Erdmagnetfeld findet er problemlos immer wieder nach Hause.
Wie sehen die Hunde uns Menschen?
Wissenschaftler sind sich einig: Während Hunde zwar deutlich besser riechen können als Menschen, bleibt ihr Sehvermögen hinter dem der Zweibeiner zurück. In einer Studie hat sich das Messerli Institut der VetmedUni Wien der Frage angenommen, ob der beste Freund des Menschen seinen Besitzer tatsächlich nur auf Basis des Geruchs erkennt oder auch eine visuelle Wahrnehmung vorhanden ist. Die in der Studie angewandte Eye-Tracking-Methode liefert Aufschluss.
Demnach kamen die Wissenschaftler zu der Erkenntnis, dass ein gesunder Hund seinen Besitzer durchaus rein auf visueller Ebene identifizieren kann. Um dich als Besitzer zu erkennen, muss dich dein Hund weder riechen noch deine Bewegungen sehen. Es würde im Grunde reichen, ihm ein Foto von dir zu zeigen. Mit seiner Reaktion signalisiert er, dass es sich bei einem bestimmten Bild um Herrchen oder Frauchen handelt.
Wie gut verstehen Hunde Menschen?
Im individuellen Empfinden werden Menschen häufig als besonders empathisch angesehen. Was nur die Wenigsten wissen, ist allerdings, dass auch beinahe alle Tiere dazu in der Lage sind, emotionale Signale wahrzunehmen und diese auch zu unterscheiden. Eigentlich ist die Wahrnehmung von Empfindungen auf Arten beschränkt. Dieser von der Natur aus durchaus clevere Schachzug sorgt dafür, dass zum Beispiel Pferde untereinander problemlos interagieren können.
Die Beziehung zwischen Hund und Mensch stellt hier aber eine Besonderheit dar, wie Forscher von den beiden Universitäten Lincoln und São Paulo herausgefunden haben. Hunde sind demnach durchaus dazu fähig, die menschlichen Emotionen nicht nur wahrzunehmen, sondern diese auch zu verstehen und einzuordnen.
Die Untersuchungen zeigten aber auch, dass es eine kleine Besonderheit gibt. Eine Beurteilung von Emotionen ist beim Hund tatsächlich nur möglich, wenn dieser bereits eine Verbindung zu dem Menschen aufgebaut hat. Es braucht also eine gewisse Gewöhnungsphase.
Eine weitere Besonderheit solltest du bei der Erziehung deines Vierbeiners berücksichtigen. Demnach können Hunde Signale und Aufforderungen besser wahrnehmen und verstehen, wenn diese einheitlich kommuniziert werden. In diesem Fall ist es wichtig, dass Mimik und Körpersprache wirklich zusammenpassen. Zeige also auch mit deinem Gesicht, wenn du mit deinem Hund zufrieden bist oder wenn dir ein bestimmtes Verhalten vielleicht aufstößt.
Es gibt übrigens keine anderen Tiere, bei denen Wissenschaftler bislang ähnliche Beobachtungen machen konnten. Demnach gelten Hunde zu Recht emotional als hochintelligent.
Wie orientiert sich ein Hund?
Immer wieder werden Geschichten veröffentlicht, in denen entlaufene Hunde erfolgreich wieder den Weg nach Hause finden. Dabei scheinen sich die Vierbeiner auch über weite Distanzen hinweg problemlos orientieren zu können. Wissenschaftler haben sich der Frage angenommen, wie sich Hunde orientieren und worauf sie dabei achten. Das Ergebnis ist beeindruckend: Demnach verfügen Hunde über eine Art eingebauten Kompass , der es Ihnen erlaubt, sich am Magnetfeld der Erde zu orientieren. Sie können sich dabei also immer wieder erfolgreich an der Nord-Süd-Achse ausrichten.
Dieser "Kompass" befindet sich direkt in der Netzhaut der Tiere. Die sogenannten Cryptochrome sind spezielle Moleküle . Mit ihnen orientiert sich der Vierbeiner sowohl zeitlich als auch räumlich am Magnetfeld. Die Cryptochrome sind vor allem in den Retina-Blauzapfen zu finden. Diese Position ist für ihre Funktion entscheidend. Die Blauzapfen sind nämlich nicht dazu in der Lage, auf Lichtreize zu reagieren. Stattdessen kommunizieren sie nur mit dem Magnetfeld der Erde. Hunde nutzen das Magnetfeld übrigens wie eine Landkarte.
Doch der eingebaute Kompass ist nicht die einzige Orientierungsmöglichkeit, auf die dein Vierbeiner zurückgreifen kann. Generell sind die Tiere dazu in der Lage, beim Laufen in der Landschaft Bezugspunkte zu setzen und zu verinnerlichen. Verlieren sie Herrchen oder Frauchen, erleichtern diese Punkte den Weg nach Hause. Diese Bezugspunkte können sie zum einen mit ihrem Gehör, zum anderen aber auch durch den grandiosen Geruchssinn setzen.
Wie denkt ein Hund?
Hunde haben ein ausgesprochen aktives Gehirn. Wie dieses im Detail funktioniert, war lange ungewiss. Das hat sich vor allem in den letzten Jahren geändert. Mittlerweile wissen sowohl Tierärzte als auch Wissenschaftler, das Hunde durchaus die Gabe haben, abstrakt zu denken. Dabei ist die Leistung ihres Gehirns bemerkenswert. So kann dein Hund im Schnitt problemlos bis zu 270 Wörter unterscheiden. Das macht es ihm möglich, sowohl deine Mimik als auch die Gesten perfekt zu deuten. Dabei verstehen Hunde bei Weitem nicht nur die einzelnen Worte. Sie sind generell auch dazu in der Lage, die Worte in diverse Kategorien einzuordnen.
Laut Wissenschaftlern können Hunde demnach allerdings nicht so abstrakt denken wie ein Erwachsener. Stattdessen ist das Niveau des Denkprozesses der Tiere mit dem eines Kindes vergleichbar, das etwa zwei Jahre alt ist. Das sorgt dafür, dass die Tiere auch nur dann unerwünschtes Verhalten unterlassen, wenn sie unmittelbar während ihres Tuns damit konfrontiert werden, dass dies nicht gewünscht ist.
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