Wie viele Einwohner hat Deutschland überhaupt?
Die Statistischen Ämter von Bund und Ländern sorgen dafür, dass die Daten zur Einwohnerzahl, Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur für Deutschland stets aktuell bleiben. Der folgende Artikel enthält die neuesten Zahlen und gibt Auskunft über die relevantesten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Einwohnerzahl.
1. Wie viele Einwohner hat Deutschland?
Auf Grundlage der Bevölkerungsfortschreibung basierend auf dem Zensus 2011 geht das Statistische Bundesamt derzeit von einer Bevölkerungszahl von rund 83,1 Millionen Menschen in Deutschland aus. 42,1 Millionen davon sind Frauen und 41 Millionen sind Männer.
Von diesen 83,1 Millionen sind rund 72,8 Millionen deutsche Staatsbürger. Bei den Deutschen überwiegen die Frauen mit 37,25 Millionen gegenüber 35,55 Millionen Männern. Anders sieht das Verhältnis bei den rund 10,3 Millionen Nichtdeutschen aus. Dort stellen die Männer mit ca. 5,45 Millionen die Mehrzahl, während rund 4,85 Millionen nichtdeutsche Frauen in Deutschland leben.
Deutschland ist damit das bevölkerungsreichste Land der Europäischen Union vor Frankreich (67 Mio.), dem Vereinigten Königreich (65,8 Mio.) und Italien (60,6 Mio.). 2019 befand sich Deutschland weltweit auf Platz 16 der bevölkerungsreichsten Länder. Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung beläuft sich damit derzeit auf rund 1,1 %.
2. Wie war die Entwicklung der Einwohner in Deutschland?
Zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Wiedervereinigung
Geburten
Zum Ende des 2. Weltkrieges lebten rund 66 Millionen Menschen in Deutschland. Ab Beginn der 1950er-Jahre erlebte die deutsche Bevölkerung ihre erste starke Wachstumsphase nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Phase des Wachstums lag in zwei entgegengesetzten Entwicklungen begründet. Zum einen nahm die Sterblichkeitsrate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges deutlich ab. Gleichzeitig stieg die Zahl der Geburten erheblich an. Anfang 1950 pendelten sich die jährlichen Geburten auf rund 1,1 Millionen im Jahr ein. Ab der zweiten Hälfte der 50er kam es zu einem abermaligen Anstieg der Geburten. Mit 1,35 Millionen Neugeborenen erreichte diese Entwicklung 1965 ihren Höhepunkt.
Mit der Einführung der Antibabypille begann die Geburtenzahl ab 1965 rapide zu sinken. Von Demografen wird diese Entwicklung auch als Pillenknick bezeichnet. In den 70ern und 80ern pendelte sich die Geburtenrate zwischen 800000 und 900000 ein. Seit 1972 übersteigt die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geburten.
Zuwanderung
Aufgrund von Flucht und Vertreibung stieg die Bevölkerungszahl zwischen 1945 und 1950 um rund 6 Millionen Menschen an. Überwiegend handelte es sich dabei um Deutsche. Zwischen den 50ern und 70ern setzte eine abermalige Zuwanderungswelle ein. Befeuert wurde diese durch das Wirtschaftswunder ab 1950, in dessen Zuge ein verstärkter Arbeitskräftemangel spürbar geworden war. Um diesen zu beheben, entschied man sich für die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte.
Den Startschuss bildete am 20. Dezember 1955 das deutsch-italienische Anwerbeabkommen. In den folgenden Jahren wurden weitere solcher Anwerbeverträge mit anderen Staaten geschlossen:
- 1960: Griechenland und Spanien
- 1961: Türkei
- 1963: Marokko
- 1964: Portugal
- 1965: Tunesien
- 1986: Jugoslawien
Ursprünglich sollten die so angeworbenen Gastarbeiter nur eine befristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten und im Rotationsprinzip mit neuen Gastarbeitern ausgetauscht werden. Weil Arbeitgeber die ständigen Kosten, neue Arbeiter anzulernen, scheuten, wurde das Rotationsprinzip mit der Zeit aufgegeben. Stattdessen ermöglichten spätere Gesetze den Nachzug von Familienangehörigen.
Von 14 Millionen angeworbenen Gastarbeitern kehrten insgesamt rund 12 Millionen wieder in ihre Heimatländer zurück. Da sich die Wirtschaftslage aufgrund der Ölkrise merklich verschlechterte, erließ die Regierung ab 1973 einen Anwerbestopp.
Ab der zweiten Hälfte der 1970er stieg die Zahl der Asylanträge stark an. Grund hierfür waren zahlreiche Kriege in Afrika und Nahost. Das Asylrecht ermöglichte es zudem zahlreichen Türken, auch nach dem Anwerbestopp nach Deutschland einzureisen
Nach der Wende
Seit Beginn ihres Bestehens schrumpfte die Bevölkerung der DDR aufgrund erheblicher Abwanderungen. Die ursprüngliche Bevölkerungszahl von 18,79 Millionen war bis zum Jahr 1989 auf 16,43 Millionen geschrumpft. Die Bevölkerungszahl in Westdeutschland lag zu diesem Zeitpunkt bei 61,72 Millionen. Nach der Wiedervereinigung stieg die Einwohnerzahl Gesamtdeutschlands auf 79,75 Millionen an.
Geburten
Ab den 90ern verringerte sich die Zahl der jährlichen Geburten abermals. Dieser Trend kehrte sich 1996 und 1997 kurzzeitig um, um sich danach bis 2011 weiter fortzusetzen. In diesem Jahr erreichte die Zahl der Geburten mit 662685 ihren bisher niedrigsten Stand. In den folgenden Jahren erhöhte sich die Geburtenzahl wieder leicht. Durchschnittlich bekommt jede Frau in Deutschland derzeit 1,57 Kinder.
Grundsätzlich liegt die Geburtenziffer ausländischer Frauen über der deutscher Frauen. Im Jahr 2000 bekam die durchschnittliche deutsche Frau 1,3 Kinder. Bei ausländischen Frauen lag die durchschnittliche Zahl bei 1,84. Seit 2005 ist bei deutschen Frauen ein leichter aber kontinuierlicher Anstieg der Geburtenziffer erkennbar. Im Gegenzug sank die Geburtenhäufigkeit bei ausländischen Frauen ab. Bedingt durch die jüngste Zuwanderung aus geburtenstarken Ländern ist die Fertilität ausländischer Frauen in den vergangenen Jahren wieder deutlich angestiegen. Bei der Geburtenrate gibt es zwischen den neuen und alten Bundesländern indes keinen signifikanten Unterschied.
Zuwanderung
Der Zerfall der Sowjetunion sowie ein Sonderprogramm zur Eingliederung von Aussiedlern, welches bereits 1988 beschlossen worden war, hatten zur Folge, dass eine größere Zahl von Menschen aus ehemaligen Sowjetgebieten einwanderten. Dazu zählten auch eine Million sogenannte Spätaussiedler. Aufgrund der Jugoslawienkriege kam es zudem zu einer verstärkten Migration aus den Balkanländern.
Eine Verschärfung des Asylrechts führte zu einem Rückgang der Zuwanderung ab 1993. 2006 erreichte die Zuwanderungszahl mit 661855 ihren niedrigsten Wert nach der Wiedervereinigung. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Zuwanderer wieder von Jahr zu Jahr. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im Jahr 2015 mit über 2,1 Millionen Zuwanderern, im Zuge der sogenannten Migrationskrise. In der Folgezeit sank die Zahl der Zuwanderer wieder etwas.
Auswanderung
Der Zuwanderung steht ebenfalls eine Auswanderung gegenüber. 1991 verließen knapp 600000 Menschen Deutschland. Davon waren gut 85000 Deutsche. Die Zahl der Auswanderer blieb trotz einiger Schwankungen über die 90er und 2010er hinweg zwischen 600000 und 700000 stabil. Die Anzahl deutscher Auswanderer schwankte zwischen 1992 und 2015 meist zwischen 100000 und 150000.
Ab 2012 ist die Gesamtzahl der Auswanderer deutlich angestiegen. 2015 waren es fast eine Million. Auch in den Folgejahren wanderten jeweils über eine Million Menschen aus Deutschland ab. Laut Statistik stieg die Zahl deutscher Auswanderer ab 2016 sprunghaft an. Aufgrund von Veränderungen der Methodik ist jedoch nicht vollkommen klar, inwiefern sich diese erheblich höhere Zahl mit den Zahlen der vorherigen Jahre vergleichen lässt. 2016 belief sich die Zahl deutscher Auswanderer laut statistischer Erhebung auf rund 280000. Auch in den folgenden Jahren wanderten jährlich ca. 250000 Deutsche aus.
Den deutschen Auswanderern standen in den meisten Jahren vergleichbare Zahlen an Rückkehrern gegenüber. In den letzten Jahren ist die Zahl der Rückkehrer im Vergleich zu den Auswanderern jedoch gesunken. 2018 wanderten rund 60000 Deutsche mehr aus, als wieder zurückgekehrt sind.
3. Wie ist die Verteilung der Einwohner in Deutschland?
Verteilung der Bevölkerungszahlen nach Bundesländern
Hinsichtlich der Einwohnerzahl gibt es je nach Bundesland erhebliche Unterschiede. Das bevölkerungsreichste Bundesland ist Nordrhein-Westfalen mit 17,93 Millionen Einwohnern. Das bevölkerungsärmste Bundesland ist Bremen mit ca. 683000 Einwohnern. Konkret verteilt sich die Bevölkerung wie folgt auf die jeweiligen Bundesländer:
- Nordrhein-Westfalen: 17,93 Mio.
- Bayern: 13,08 Mio.
- Baden-Württemberg: 11,07 Mio.
- Niedersachsen: 7,98 Mio.
- Hessen: 6,27 Mio.
- Rheinland-Pfalz: 4,09 Mio.
- Sachsen: 4,08 Mio.
- Berlin: 3,67 Mio.
- Schleswig-Holstein: 2,90 Mio.
- Brandenburg: 2,52 Mio.
- Sachsen-Anhalt: 2,21 Mio.
- Thüringen 2,14 Mio.
- Hamburg: 1,84 Mio.
- Mecklenburg-Vorpommern: 1,61 Mio.
- Saarland: 991000
- Bremen: 683000
Alle Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2018.
Im Durchschnitt beträgt die Bevölkerungsdichte in Deutschland 232 Einwohner/km². Hinsichtlich der Bevölkerungsdichte liegen die drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen mit Abstand vorn. Berlin weist dabei die höchste Bevölkerungsdichte mit 4090 Einwohner/km² auf, gefolgt von Hamburg mit 2438 Einwohner/km². Mit 525 Einwohner/km² ist Nordrhein-Westfalen das Flächenland mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Mit großem Abstand folgen das Saarland (387 Einwohner/km²) und Baden-Württemberg (308 Einwohner/km²). Das Bundesland mit der dünnsten Besiedlung ist hingegen Mecklenburg-Vorpommern mit 69 Einwohner/km².
Zum 31.12.2019 belief sich der Ausländeranteil in Deutschland auf 13,5 %. Hinsichtlich der Verteilung zeigt sich eine deutliche Zweiteilung zwischen den west- und ostdeutschen Bundesländern. Den höchsten Anteil ausländischer Bevölkerung weist Berlin mit rund 22,2 % auf. Es folgen Bremen mit 19,8 % und Hessen mit 17,8 %. In allen westdeutschen Bundesländern mit Ausnahme von Schleswig-Holstein liegt der Anteil bei über 10 %. In allen ostdeutschen Flächenländern liegt der Anteil ausländischer Einwohner hingegen bei unter 6 %. Das Bundesland mit dem niedrigsten Ausländeranteil ist dabei Mecklenburg-Vorpommern mit 4,9 %.
Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Bundesländern ist in den vergangenen Jahrzehnten ein deutlicher Trend zur Abwanderung aus Ostdeutschland sichtbar. So verloren Sachsen und Sachen-Anhalt zwischen 1995 und 2015 jeweils rund 500000 Einwohner. Seit der Wende verließen rund 7,5 % der Einwohner die neuen Bundesländer. Einer der Hauptgründe hierfür waren die wegfallenden Arbeitsplätze. Seit 1990 gingen rund ein Drittel aller Arbeitsplätze in Ostdeutschland verloren. Das Bundesland mit dem mit Abstand stärksten Bevölkerungszuwachs ist hingegen Bayern. Zwischen 1995 und 2018 stieg die Bevölkerungsanzahl von Bayern um rund 1 Mio. an. Über den gleichen Zeitraum konnte Baden-Württemberg mit rund 700000 ebenfalls einen hohen Bevölkerungszuwachs verbuchen.
Seit einigen Jahren zeichnen sich Veränderungen bei der innerdeutschen Bevölkerungswanderung ab. Insgesamt betrachtet hat sich der Bevölkerungsschwund in Ostdeutschland in den letzten Jahren deutlich abgemildert und ist seit 2015 im Saldo größtenteils ausgeglichen. Nach einzelnen Bundesländern betrachtet, gibt es hierbei jedoch erhebliche Unterschiede. So können sowohl Sachsen als auch Brandenburg seit einigen Jahren wieder spürbare Binnenwanderungsgewinne verzeichnen. Im Gegenzug ist nach wie vor eine signifikante Abwanderung aus Thüringen und Sachsen-Anhalt erkennbar.
Die Arbeitslosenquote in Deutschland liegt Stand Mai 2020 bei 6,1 %. In Westdeutschland ist sie mit 5,8 % niedriger als in Ostdeutschland mit 7,7 %. Das Bundesland mit der mit Abstand höchsten Arbeitslosenquote ist Bremen mit derzeit 11,4 %. Es folgen Berlin mit 10 % und Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 8,2 %. Das Bundesland mit der niedrigsten Arbeitslosenquote ist Bayern mit 3,8 %, vor Baden-Württemberg mit 4,3 % und Rheinland-Pfalz mit 5,5 %.
Stadt und Land
Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung verteilt nach Stadt und Land ist seit mehreren Jahrzehnten ein klarer Trend erkennbar. In den meisten ländlichen Regionen kommt es beständig zu weiterer Abwanderung. Im Gegenzug ziehen immer mehr Menschen in die großen Städte bzw. in die umliegenden stadtnahen Regionen.
77 % der Bevölkerung lebt mittlerweile in den Städten und Ballungsgebieten der Bundesrepublik. Immerhin noch 15 % der Bevölkerung lebt hingegen in Dörfern mit einer Einwohnerzahl von unter 5000.
Deutschland verfügt über vier Millionenstädte. Die mit Abstand bevölkerungsreichste Stadt ist Berlin mit 3,67 Mio. Einwohnern, gefolgt von Hamburg (1,84 Mio.), München (1,47 Mio.) und Köln (1,06 Mio.). In Deutschland gibt es derzeit 81 Großstädte mit einer Einwohnerzahl von über 100000 sowie 619 Mittelstädte mit einer Einwohnerzahl zwischen 20000 und 99999.
Die 20 größten Städte Deutschlands nach Einwohnerzahl waren 2019:
Stadt | Einwohner |
Berlin | 3.669.491 |
Hamburg | 1.841.179 |
München | 1.471.508 |
Köln | 1.085.664 |
Frankfurt am Main | 753.056 |
Stuttgart | 634.830 |
Düsseldorf | 619.294 |
Leipzig | 587.857 |
Dortmund | 587.010 |
Essen | 583.109 |
Bremen | 569.352 |
Dresden | 554.649 |
Hannover | 536.925 |
Nürnberg | 518.365 |
Duisburg | 498.590 |
Bochum | 364.628 |
Wuppertal | 354.382 |
Bielefeld | 333.786 |
Bonn | 327.258 |
Münster | 314.319 |
Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland, welches die mit Abstand höchste Zahl an großen und mittleren Städten aufweist. 30 Großstädte (über 100000 Einwohner) und 179 Mittelstädte (zwischen 20000 und 99999) verteilen sich über das Bundesland. Auf Platz zwei folgt Baden-Württemberg mit 9 Großstädten und 94 Mittelstädten. Das am ländlichsten geprägte Flächenland ist hingegen Mecklenburg-Vorpommern mit lediglich einer Großstadt (Rostock mit 208886 Einwohnern) sowie 8 Mittelstädten.
Unter den 100 am dichtesten besiedelten Gemeinden in Deutschland befinden sich 83 Städte und 17 nicht-städtische Gemeinden. Die Stadt mit der höchsten Einwohnerdichte ist München mit 4736 Einwohner/km². Auf Platz zwei folgt die Gemeinde Ottobrunn mit einer Einwohnerzahl von 21542 und einer Bevölkerungsdichte von 4119 Einwohner/km².
Die derzeit (Stand 2019) am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands ist Leipzig mit 13,7 %. Ebenfalls einen starken Zuwachs verzeichnen Darmstadt (11,4 %), Münster (10,8 %) sowie Frankfurt am Main (10,7 %). Was das Bevölkerungswachstum im Umland angeht, ist München Spitzenreiter. Die umliegenden Landkreise Ebersberg, Erding, Fürstenfeldbruck sowie der München Landkreis verzeichnen derzeit den stärksten Zuwachs.
4. Wie ist die Altersstruktur der Einwohner in Deutschland?
Durchschnittsalter und Lebenserwartung
Seit 1910 steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland kontinuierlich an. Bei der deutschen Wiedervereinigung betrug das Durchschnittsalter in Deutschland 39 Jahre und vier Monate. Bis 2014 stieg das Durchschnittsalter um rund fünf Jahre auf 44 Jahre und vier Monate an. Im Jahr 2020 beträgt das Durchschnittsalter 45,7 Jahre.
Die Lebenserwartung ist in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert beständig gestiegen. Zu einem Absinken der Lebenserwartung kam es lediglich zwischenzeitlich infolge der beiden Weltkriege. Betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt im Jahr 1875 noch 38,5 Jahre, stieg diese Zahl innerhalb von 50 Jahren auf durchschnittlich 57,4 Jahre im Jahr 1925 an. Ab den 1960ern überstieg die durchschnittliche Lebenserwartung erstmals 70 Jahre. Stand 2017 kann der durchschnittliche Einwohner Deutschlands mit einer Lebenserwartung von rund 81 Jahren rechen.
Grundsätzlich weisen Frauen eine höhere durchschnittliche Lebenserwartung auf als Männer. Dieser Unterschied ist über die gesamte Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte gleich geblieben. Für 1950 ergab sich bei Frauen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 68,5 Jahren. Männer wurden zu dieser Zeit im Durchschnitt nur 64,5 Jahre alt. Stand 2020 beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bei Frauen 84,1 Jahre und bei Männern 79,1 Jahre.
Altersstruktur
Die steigende Lebenserwartung sowie die sinkende Geburtenzahl hat die Altersstruktur der deutschen Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten signifikant verändert. Betrug der Anteil von Einwohnern über 67 Jahre 1970 noch 11,1 %, stieg dieser Wert bis zur Wiedervereinigung auf 13 % an. Stand 2020 sind 19,5 % der Bevölkerung Deutschlands 67 Jahre und älter. Dies ist, gemessen an 1990, ein Anstieg von 50 %. Damit beläuft sich die Zahl der über 67-Jährigen derzeit auf über 16 Mio. Die Zahl der Menschen in Deutschland, welche 80 Jahre und älter sind, stieg zwischen 1970 und 2017 von 1,2 auf 5,2 Mio. an, was einem Gesamtanteil von 6,2 % an der Bevölkerung entspricht.
62,2 % sind unterdessen zwischen 20 und 67 Jahre alt. Der Anteil der unter 20-Jährigen ist von 29,7 % im Jahr 1970 auf nunmehr 18,4 % im Jahr 2020 gefallen.
Betrachtet man eine grafische Darstellung der Altersstruktur in Deutschland, werden diverse Ein- und Ausbuchtungen sichtbar. Bei den über 90-Jährigen überwiegt die Zahl der Frauen deutlich. Neben dem höheren Durchschnittsalter hängt dies auch damit zusammen, dass viele Männer der entsprechenden Jahrgänge im Zweiten Weltkrieg gefallen waren.
Bei den 85- bis 88-Jährigen ist eine merkliche Delle erkennbar. Diese rührt vom temporären Geburtenrückgang während der Weltwirtschaftskrise her. Bei den folgenden Jahrgängen steigt die Zahl sprunghaft wieder an, bricht jedoch kurz rapide wieder ein. Dies ist auf das Geburtentief zum Ende des Zweiten Weltkriegs zurückzuführen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Geburten abermals deutlich an. Die besonders starken Geburtenjahrgänge in den 50er und in der ersten Hälfte der 60er-Jahre werden als Babyboomer bezeichnet. Ab 1965 ist der sogenannte Pillenknick deutlich sichtbar und die folgenden Jahrgänge schrumpfen spürbar.
In den 80ern stieg die Zahl der Geburten nochmals leicht an, da die zuvor geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in dieser Zeit Kinder bekamen. Zudem setzte die DDR zu jener Zeit familienpolitische Maßnahmen um, welche in Ostdeutschland zu einer leichten Erholung der Geburtenzahlen führten.
In den folgenden Jahren ist die Stärke der Jahrgänge immer weiter zurückgegangen, da die Zahl der Mütter zusehends abnahm. Die leichte Erholung bei den jüngsten Jahrgängen ist auf die relativ zahlreichen Kinder der Babyboomer zurückzuführen, welche derzeit selbst Kinder bekommen. In den letzten Jahren kommt zudem eine verstärkte Migration vornehmlich junger Menschen aus geburtenstarken Ländern hinzu. Diese beiden Trends werden jedoch nicht in der Lage sein, den fortschreitenden Rückgang der Geburtsjahrgänge nachhaltig aufzuhalten.
5. Wissenswertes über Einwohnerzahlen
Was ist ein Einwohner: Definition
Als Einwohner bezeichnet man die Bewohner einer Gemeinde, eines städtischen oder ländlichen Verwaltungsgebietes und letztlich eines Landes. Einwohner eines Landes gelten nur dann als dessen Staatsbürger, wenn sie über die entsprechende Staatsbürgerschaft verfügen. Falls nicht näher spezifiziert, bezieht sich die Einwohnerzahl auf alle Einwohner Deutschlands, unabhängig von ihrer Nationalität.
Wie wird die Einwohnerzahl ermittelt?
Ursprünglich wurden hierfür in regelmäßigen Abständen Volkszählungen durchgeführt. Mittlerweile greift Deutschland hierfür auf einen registergestützten Zensus zurück. Der letzte Zensus fand im Jahr 2011 statt. Die erste Anlaufstelle stellten dabei die jeweiligen kommunalen Einwohnermelderegister dar. Weil sich in diese Melderegister im Laufe der Zeit zahlreiche Ungenauigkeiten einschleichen, wurden zusätzlich Befragungen durchgeführt, deren Ergebnisse anschließend statistisch ausgewertet wurden.
Das genaue Vorgehen variiert hierbei zwischen Städten mit mehr als 10000 Einwohnern und Gemeinden, deren Einwohnerzahl darunter liegt. Der Grund hierfür ist, dass die Melderegister für kleine Gemeinden statistisch gesehen präziser sind als bei größeren Städten. Ferner wird bei den Bewohnern von Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften stets eine Vollerhebung durchgeführt.
Die Einwohnerzahlen in den folgenden Jahren werden vom Statistischen Bundesamt anhand von Schätzungen vorgenommen. Hierfür zieht das Amt die verfügbaren Zahlen für Geburten und Sterbefälle sowie für Ab- und Zuwanderungen heran. Weil es durch dieses Verfahren im Laufe der zeit zu zunehmenden Abweichungen kommen kann, soll in regelmäßigen Abständen ein neuer Zensus durchgeführt werden. Der nächste Zensus findet im Jahr 2021 statt.
Warum wird die Einwohnerzahl ermittelt?
Die Bevölkerungs- und Wohnungszahlen in Deutschland sowie den einzelnen Ländern, Kreisen und Kommunen bilden vielfach die Grundlage für zahlreiche politische und finanzielle Entscheidungen. Ohne Kenntnis über die genauen Einwohnerzahlen sowie die Altersstruktur sind wirtschafts- und sozialpolitische Zahlen wie beispielsweise die Arbeitslosenzahl nicht präzise feststellbar. Auch verlässliche Planungen für die Zukunft sind ohne Einwohnerzahlen kaum möglich.
Wer ermittelt die Einwohnerzahl?
Der Zensus wird von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit durchgeführt. Die Entwicklung der notwendigen technischen Fähigkeiten wird dabei vom Statistischen Bundesamt bereitgestellt. Das Informationstechnikzentrum des Bundes gewährleistet die notwendige technische Infrastruktur. Die Erhebung an sich fällt anschließend in den Aufgabenbereich der Statistischen Ämter der einzelnen Länder. Diese richten in den jeweiligen Kommunen Erhebungsstellen ein. Erhebungsbeauftragte führen zusätzlich direkte Befragungen vor Ort durch.
Wie akkurat sind die genannten Zahlen?
Wie genau die hier zusammengetragenen Daten sind, wird sich spätestens beim nächsten Zensus im Jahr 2021 zeigen.
Bildquelle: destatis.de-Bevoelkerungsstand