Das sollten Fahrzeughalter über die Kfz Prüfstellen in Deutschland wissen
In Deutschland müssen Fahrzeuge in regelmäßigen Abständen auf ihre Betriebsfähigkeit, ihre Verkehrssicherheit und ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden. Die meisten Fahrzeughalter sprechen in diesem Zusammenhang vom TÜV und meinen damit die Hauptuntersuchung HU sowie die Abgasuntersuchung AU. Dabei gibt es neben dem TÜV noch einige andere Kfz Prüfstellen, und die erfüllen neben der HU und der AU auch oft noch etliche weitere Aufgaben. Welche das sind und was Fahrzeughalter sonst noch über die Kfz Prüfstellen wissen sollen, klärt dieser Beitrag.
Die wichtigsten Fakten über Kfz Prüfstellen im Überblick
– Kfz Prüfstellen führen die gesetzlich vorgeschriebenen Hauptuntersuchungen und Abgasuntersuchungen durch.
– Darüber hinaus bieten sie auch viele weitere Leistungen an.
– Es gibt in Deutschland mehrere solcher Organisationen, die über bundesweite Stützpunkte verfügen.
– Fahrzeughalter haben freie Wahl, welche Prüfstelle sie aufsuchen, sofern diese offiziell anerkannt ist.
Was sind Kfz Prüfstellen?
Bei den Prüforganisationen handelt es sich um große offizielle Einrichtungen, die befugt sind, Fahrzeuge im Hinblick auf die eingangs erwähnten Faktoren zu überprüfen. Damit die Fahrzeughalter dafür keine langen Wege quer durch Deutschland in Kauf nehmen müssen, gehören zu diesen Organisationen zahlreiche Stützpunkte, die sich über das ganze Bundesgebiet verteilen. Wie zum Beispiel in der Stadt Leipzig, die Hansestadt Hamburg oder eine GTÜ Prüfstelle in Berlin . Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass nicht jede Werkstatt berechtigt ist, Untersuchungen durchzuführen. Um Prüfstützpunkt einer anerkannten Organisation zu werden, muss eine Werkstatt umfangreiche Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören handwerksrechtliche Rahmenbedingungen, aber auch Mindestanforderungen im Hinblick auf das Equipment, die Infrastruktur und das Personal.
Welche Kfz Prüfstellen gibt es in Deutschland?
TÜV
Viele Jahre lang war der TÜV – der Technische Überwachungsverein – tatsächlich die einzige Kfz Prüfstelle in Deutschland. Aus diesem Grund hat sich der Begriff TÜV vor allem als Synonym für die Hauptuntersuchung durchgesetzt. Der eingetragene Verein führt jedoch sämtliche Sicherheitskontrollen an Kfz durch, die der Staat vorschreibt. Er gliedert sich in drei Gesellschaften: den TÜV Rheinland, den TÜV Süd und den TÜV Nord. Der TÜV Thüringen und der TÜV Saarland sind dagegen unabhängig.
GTÜ
GTÜ ist die Abkürzung für Gesellschaft für Technische Überwachung. Zu der amtlich anerkannten Überwachungsorganisation gehören deutschlandweit etwa 2500 Prüfingenieure. Sie übernimmt neben den Hauptuntersuchungen auch weitere Dienstleistungen rund um das Kfz. Sicherheitsprüfungen beispielsweise, aber auch Oldtimer-Gutachten und Betriebserlaubnisse mit Änderungsabnahmen bei Umbauten. Die GTÜ hat ihren Sitz in Stuttgart und wurde 1977 gegründet.
DEKRA
Die deutsche Prüfgesellschaft im Sachverständigenwesen DEKRA existiert seit 1925 und gilt als die größte, nicht börsennotierte Prüfgesellschaft der Welt. Seit der Unternehmensgründung ist es ihr oberstes Ziel, für technische Sicherheit zu sorgen. Zu ihren Leistungen gehört darum nicht nur die Prüfung von Kfz, sondern auch die Kontrolle von technischen Anlagen.
KÜS
Hinter der Abkürzung KÜS verbirgt sich die "Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e.V.". Die Organisation ist noch recht jung, denn sie wurde erst 1991 gegründet. Dennoch ist ihr Dienstleistungs-Portfolio recht umfangreich, wenngleich amtliche Fahrzeuguntersuchungen den Schwerpunkt bilden. Etwa 1500 Prüfingenieure sind in Deutschland für die KÜS tätig.
Die Aufgaben von Kfz Prüfstellen im Einzelnen
Die Hauptuntersuchung (HU)
Damit ein Kfz am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen darf, muss es alle zwei Jahre die Hauptuntersuchung durchlaufen. Eine Ausnahme bilden lediglich Neuwagen, bei denen die erste HU erst nach drei Jahren und danach im Abstand von ebenfalls zwei Jahren fällig wird. Während der Hauptuntersuchung prüfen die zugelassenen Prüfer der Organisationen die verschiedensten Komponenten eines Kfz mit modernsten technischen Methoden. Dazu gehören unter anderem die
– Bremsen
– Auspuffanlage
– Beleuchtung
– Lenkung
– Reifen
Ein anschließender Prüfbericht dokumentiert genau, ob und gegebenenfalls welche Mängel vorliegen. Nur wenn an einem Fahrzeug kein Mangel festgestellt wurde oder die vorhandenen Mängel behoben wurden, erhält es von der Kfz Prüfstelle eine Plakette. Fahrzeughalter sollten für die Hauptuntersuchung etwa 30 Minuten einplanen.
Die Abgasuntersuchung (AU)
Eine ebenso wichtige Aufgabe der Kfz Prüfstellen ist die Abgasuntersuchung, bei der die Ermittlung der Emissionsgrenzwerte im Fokus steht. Sie ist wie die HU gesetzlich vorgeschrieben und seit 2010 ein Bestandteil der Hauptuntersuchung. Es ist allerdings auch möglich, beide Untersuchungen separat durchführen zu lassen. Dabei gibt es aber zu beachten, dass das AU-Protokoll bei der HU nicht älter als zwei Monate sein darf. Ansonsten muss die Abgasuntersuchung wiederholt werden. Gemessen werden jene Schadstoffe und Gase, die das Fahrzeug über den Auspuff ausstößt. Das wären bei Benzinern in erster Linie Kohlenstoffmonoxid, Kohlenwasserstoff und Stickoxide, bei Dieselfahrzeugen dagegen hauptsächlich die Rußpartikel. Vorher führen die Kfz Prüfstellen aber noch eine Sichtprüfung durch. Auf diese Weise sollen schon vor der Messung potenzielle Schäden an Komponenten wie dem Luftfilter, der Einspritzanlage und dem Auspuff aufgedeckt werden.
Sicherheitsprüfungen (SP) für Nutzfahrzeuge
Nutzfahrzeuge wie zum Beispiel Busse oder Lkw müssen im Hinblick auf ihre Sicherheit besondere Vorschriften einhalten. Dazu müssen sie sich bei einer anerkannten Kfz Prüfstelle der sogenannten Sicherheitsprüfung (SP) unterziehen, die unter anderem eine Kontrolle von Bremsen, Lenkung und Reifen umfasst.
Je nach Fahrzeugklasse wird diese SP in bestimmten Zeiträumen und stets zwischen den jeweiligen Hauptuntersuchungen fällig.
– Bei Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 7,5 und 12 Tonnen: Erstmals 42 Monate nach Erstzulassung und dann immer ein halbes Jahr nach der HU
– Bei Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 12 Tonnen: Erstmals 30 Monate nach der Erstzulassung und dann immer ein halbes Jahr nach der HU
– Bei Kraftomnibussen mit einer Kapazität von mehr als acht Fahrgast-Plätzen: 6 Monate nach der ersten HU, 6 Monate nach der zweiten HU, ab der dritten HU jedes Quartal
– Anhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 10 Tonnen: Erstmals 30 Monate nach der Erstzulassung und dann immer ein halbes Jahr nach der letzten HU
Die Oldtimer-Begutachtung
Nicht jedes Fahrzeug, das bereits 30 Jahre auf dem Buckel hat, ist auch tatsächlich ein offizieller Oldtimer. Für die Anerkennung ist nämlich eine Oldtimer-Begutachtung gemäß § 23 StVZO erforderlich, und die wird von den Kfz Prüfstellen durchgeführt. Zur Bewertung kommen drei Faktoren:
– der Originalzustand
– der Erhaltungszustand
– und der Pflegezustand
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob ein Kfz die Voraussetzungen für ein sogenanntes kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut erfüllt. Nur wenige Merkmale dürfen daher vom Original abweichen. Dazu gehören unter anderem die Lackierung, die in jedem Fall zeitgenössisch sein muss, sowie die Umrüstung von Diagonalreifen auf Radialreifen. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, erhält das Fahrzeug das begehrte H-Kennzeichen, das vor allem eine hohe Ersparnis bei der Kfz-Steuer mit sich bringt.
Weitere Aufgaben einer Kfz Prüfstelle
Zum Aufgabengebiet der Prüforganisationen gehören auch Änderungsabnahmen, wenn beispielsweise an einem Fahrzeug ein Spoiler angebracht oder der Motor ausgetauscht wurde. In solchen Fällen muss geprüft werden, ob die gesetzlichen Vorschriften nach den Änderungen noch immer eingehalten werden. Je nach Organisation können zudem weitere Leistungen zum Portfolio gehören. Bei der KÜS sind es beispielsweise Prüfungen nach ADR sowie Gutachten bei Leasing und Mietrückläufen, bei der DEKRA Industrie- und Bauprüfungen, Prüfungen und Zertifizierungen von Produkten sowie Schulungsangebote, bei der GTÜ Schadengutachten aller Art (Haftpflicht, Kasko) und die Kutschenprüfung und beim TÜV Seminare (beispielsweise zum Thema Arbeitsschutz), Ausbildungen zum zertifizierten Fuhrparkmanager und viele weitere Leistungen.
Kfz Prüfstellen: Unverzichtbare Ansprechpartner für Fahrzeughalter
Um den Besuch bei einer Kfz Prüfstelle kommt kein Fahrzeughalter herum, denn dort werden jene Prüfungen und Begutachtungen durchgeführt, die der Gesetzgeber vorschreibt. Ob jedoch der TÜV, die DEKRA, die GTÜ oder die KÜS aufgesucht wird, spielt keine Rolle: Hier hat jeder Fahrzeughalter freie Wahl. An die gesetzlichen Richtlinien muss sich jede Organisation halten. Preislich gibt es jedoch durchaus Unterschiede, auch wenn diese meist eher geringfügig sind.
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