Handysucht: Prävention, Diagnose und Therapiemöglichkeiten im Überblick

Für die überwiegende Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen gehört das eigene Smartphone zum Alltag dazu. Damit hat aber auch die Zahl der Heranwachsenden, die als handysüchtig gelten, in den letzten Jahren stetig zugenommen. Offiziellen Angaben zufolge, die auf einer Studie der DAK sowie dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf basieren, liegt die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf Bundesebene bei rund 680.000. Vor allem die Folgen der Corona-Pandemie haben diese Entwicklung zuletzt stark befeuert.

Auch als Smartphone-Sucht bekannt, bezeichnet die Handysucht generell eine übermäßige Abhängigkeit von Nutzern gegenüber mobilen Geräten. Dies kann sich auf verschiedene Art und Weise bemerkbar machen. Sowohl eine Vernachlässigung der eigenen Pflichten als auch ein permanentes Überprüfen des Gerätes sind typische Warnsignale. Darüber hinaus berichten Betroffene oft auch, dass sie sich nicht wohl und gestresst fühlen, wenn sich das Gerät nicht in ihrer Nähe befindet.

eine Handy tippt auf einem Handy rum

Die Folgen von Handysucht auf Körper und Psyche gleichermaßen sind vielfältig. So können durch die permanente Handynutzung Augenprobleme entstehen. Aber auch Schlafstörungen sowie Angstzustände sind die Folge.

Ab wann ist man handysüchtig?

Ob tatsächlich eine Handysucht vorliegt, lässt sich anhand des individuellen Verhaltens beurteilen. Verbringt eine Person beispielsweise mehr Zeit am eigenen Smartphone als mit realen Hobbys oder Freunden, sollte das immer als Warnzeichen wahrgenommen werden. Unabhängig davon, welche Funktionsvielfalt das Smartphone bietet und welcher Reiz davon ausgeht, halten sich Online- und Offline-Zeit bei einer gesunden Nutzung generell die Waage.

Personen, die von einer Handysucht betroffen sind, fallen unabhängig vom Alter oftmals auch durch Stimmungsschwankungen auf. Diese zeigen sich besonders dann, wenn eine Nutzung des Geräts teilweise nicht möglich ist. Gerade Kinder sowie Jugendliche reagieren hier besonders emotional.

Für die Regeneration des Körpers braucht es vor allem eins: ausreichend Schlaf. Eine Handysucht geht häufig mit Schlafproblemen ein. Diese können sich in Form eines verzögerten Einschlafens, aber auch bei Problemen beim Durchschlafen zeigen.

Handysucht vorbeugen: Gesunder Medienkonsum ist das A und O

Sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche ist das Risiko hoch, an einer Handysucht zu erkranken. Umso wichtiger ist es, frühzeitig Regeln und Strategien aufzustellen, mit denen sich genau das vermeiden lässt.

Eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen ist die Definition von festen Bildschirmzeiten. Diese helfen sich individuell zu regulieren. Kinder werden so schon in jungen Jahren an einen gesunden Umgang mit Medien herangeführt. Aber auch gefährdete Erwachsene sollten sich bewusst für Handynutzungszeiten entscheiden.

Bei Kindern und Jugendlichen kann die Einhaltung dieses Zeitfensters durch eine Vielzahl an Funktionen kontrolliert werden. So gibt es mittlerweile die Möglichkeit einer automatischen Sperrfunktion.

Ebenso ist es immer ratsam, eine handyfreie Zeit zu definieren. An diese sollten sich alle Familienmitglieder halten, um potenziell gefährdete Personen nicht unnötig zu reizen. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig:

  • Familien können sich beispielsweise darauf verständigen, dass das Smartphone am Esstisch beziehungsweise bei gemeinsamen Mahlzeiten nicht genutzt wird.
  • Vor dem Zubettgehen sollte das Handy ausgeschaltet und aus dem Schlafzimmer verbannt werden. Das fördert ein gesundes Schlafverhalten.
  • Um gerade Kinder und Jugendliche vor einer möglichen Handysucht zu schützen , sollte Familienzeit abwechslungsreich und auch bunt gestaltet werden.

Ebenso gibt es Möglichkeiten, das Verlangen aufs Handy zu schauen, einzuschränken. Dies ist beispielsweise möglich, in dem Armbanduhren anstelle des Handys als Zeitmesser genutzt werden. Ebenso ist es immer ratsam, Pushnachrichten deutlich einzuschränken und diese wirklich nur für Themen und Dinge zu erlauben, die besonders relevant sind. Erwachsene sollten sich zudem dazu verpflichten, bewusst eine digitale Auszeit zu nehmen.

Handysucht bei Jugendlichen und Kindern: Eltern sind in der Pflicht

Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder. Die beste Möglichkeit, um den eigenen Nachwuchs vor einer möglichen Handysucht zu schützen ist also immer, ihm einen gesunden Umgang mit Medien vorzuleben. Generell sollten Eltern hier stets das Gespräch mit den eigenen Kindern suchen. So ist es wichtig, von Anfang an klare Regeln für die Smartphone-Nutzung aufzustellen. Natürlich sollten sich diese immer nach dem Alter der Kinder und Jugendlichen richten. Darüber hinaus sollte klar definiert werden, wofür und wie das eigene Smartphone genutzt werden darf.

Gerade an diesen Punkten können Eltern auf die Unterstützung der Technikhersteller bauen. So bieten sie mittlerweile auf der Programmebene viele Möglichkeiten, um die Handynutzung einzuschränken. So können beispielsweise auch bestimmte Online-Dienste auf den Kindergeräten durch den Elternzugang gesperrt werden.

Wie komme ich aus der Handysucht wieder raus?

Handysucht sollte immer ernst genommen werden. Wird hier nicht reagiert, drohen gesundheitliche Folgen sowohl auf psychischer als auch physischer Ebene. Wer von Handysucht betroffen ist, sollte alles daran setzen, die Nutzungszeit stark einzuschränken. Hier sollten Verbraucher durchaus die technischen Möglichkeiten ausschöpfen. So gibt es auf jedem Smartphone die Möglichkeit, die Nutzungszeit von Apps erheblich einzuschränken. Des Weiteren stehen sowohl Suchtkliniken als auch Beratungsstellen zur Verfügung, die beim Ausstieg helfen können.

Schon Kleinigkeiten wie ein Wecker im Schlafzimmer oder auch eine Armbanduhr helfen dabei, die Distanz zum Smartphone wieder zu schaffen. Bei Sucht-Beratungsstellen arbeiten zudem speziell ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die bei Fragen zum Thema Handysucht helfen.

weiterführende Links:

Infos zum Thema Mediensucht: aktiv-gegen-mediensucht.de

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