Sternenkinder – wie mit dem Verlust umgehen?
Wenn das sehnsüchtig erwartete Kind kurz nach der Geburt verstirbt oder tot geboren wird, ist das für die Eltern ein harter Schlag. Alle Erwartungen, alle Hoffnungen und Wünsche der letzten Monate und manchmal sogar Jahre lösen sich auf einmal auf – und dann ist da noch die erschütternde Trauer, die sich ganz unterschiedlich zeigen kann. Sie zu bewältigen, ist nicht immer einfach, aber es gibt Möglichkeiten der Unterstützung und Wege, sich auf wunderschöne Art und Weise zu verabschieden.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Sternenkinder?
Sternenkind ist eine liebevolle Bezeichnung für ein Kind, das kurz vor, während oder nach der Geburt stirbt. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass solche Kinder direkt zu den Sternen aufsteigen, also in den Himmel kommen. Es steckt also bereits ein kleiner Trost in der Bezeichnung selbst. Übrigens wird hin und wieder auch der Begriff „Engelskind" verwendet, der das Gleiche meint.
Die Ursachen für Totgeburten oder das Versterben kurz nach der Geburt können vielfältig sein. Mitunter kann es zu Durchblutungsstörungen oder Infektionen der Plazenta kommen. Auch eine Erkrankung der Mutter oder Komplikationen mit der Nabelschnur können zum frühen Kindsverlust führen. Wenn der Tod erst nach der Geburt eintritt, kann das an unreifen Lungen, einem Herzfehler, schweren Infektionen oder einem zu geringen Geburtsgewicht liegen.
Die Wucht der Trauer
Egal, was die Ursache für das Ableben des geliebten Kindes ist, für die Eltern ist es ein schmerzhafter Verlust und ein markanter Einschnitt, der sie oft gelähmt, hilflos und manchmal sogar mit Schuldgefühlen zurücklässt. Manche Eltern fragen sich, was sie anders hätten machen können, um das Ableben des Kindes zu verhindern. Viele empfinden einen tiefen Schmerz, aber auch Wut über das, was ihnen zugestoßen ist. Mit der Zeit verändert sich die Trauer. Dabei werden üblicherweise die folgenden Phasen durchlaufen:
- Phase: Die erste Trauerphase ist in der Regel von einem Gefühl der Schockstarre und des Nicht-Wahr-Haben-Wollens geprägt. Manche Eltern reagieren sogar körperlich darauf und brechen regelrecht zusammen. Typische Symptome sind Übelkeit und ein erhöhter Puls.
- Phase: In der zweiten Trauerphase wird der Unglaube durch Wut und Verzweiflung abgelöst. Heftige Gefühlsausbrüche können die Folge sein. So erschreckend diese Phase für die Betroffenen und die Angehörigen auch sein mag, es ist notwendig, die Gefühle zuzulassen und zu durchleben, denn sie gehören zur Trauer dazu.
- Phase: Es folgt eine Phase, in der die betroffenen Eltern nach Dingen suchen, die sie mit dem Kind verbunden haben und die Erinnerungen hervorrufen. Bei Sternenkindern ist das aufgrund des frühen Todes gar nicht so einfach, aber nicht unmöglich. Ein Ultraschallbild, ein Foto vom Babybauch oder das liebevoll eingerichtete Kinderzimmer können bittersüße Erinnerungen an das ehemals empfundene Glück heraufbeschwören.
- Phase: In der letzten Trauerphase akzeptieren die Eltern den Verlust und die damit bedingten Veränderungen in ihrem Leben. Sie versuchen sich zu arrangieren und sich auf die neue Situation einzustellen.
Übrigens muss es nicht sein, dass die Phasen genau in dieser Reihenfolge ablaufen. Es kann auch sein, dass zwei Phasen gleichzeitig auftreten, schließlich ist jeder Mensch individuell. Gerade Paare sollten sich das allgegenwärtigen und ihrem Partner den Raum geben, die Phasen in seiner eigenen Geschwindigkeit und Reihenfolge zu durchschreiten. Wenn die Trauerbewältigung unmöglich erscheint, kann es sinnvoll sein, dass sich Sterneneltern begleiten lassen. Möglich wäre zum Beispiel der Besuch in einer Sternenkindersprechstunde.
Abschied nehmen und das Sternenkind in Erinnerung behalten
Eltern können auf verschiedene Weise von ihren Sternenkindern Abschied nehmen . Geeignet ist alles, was sich gut anfühlt. Hier sind ein paar Ideen:
- Möglicherweise möchten die Eltern Fotos von ihrem verstorbenen Kind machen lassen. Das kann direkt im Krankenhaus geschehen. Später können diese Bilder in eine Erinnerungsmappe eingefüllt werden. Auch das letzte Ultraschallbild kann eine schöne Erinnerung sein.
- Als Alternative oder Ergänzung zu den Fotos bieten sich Gipsabdrücke der kleinen Hände oder Füße des Kindes an.
- Bedeutsame Erinnerungsstücke wie das Tuch, in das das Kind gewickelt war, oder die Kleidung, die ihm für die Fotos angezogen worden ist, können ebenfalls aufbewahrt werden.
- Bei einer Trauerfeier und der anschließenden Bestattung können nicht nur die Eltern, sondern auch mögliche Geschwisterkinder und andere Angehörige Abschied nehmen. Natürlich entscheiden die Eltern selbst, wer alles dabei sein darf. Vielleicht möchten sie das Ganze auch privat halten.
- Manche Eltern können es als tröstlich empfinden, die Plazenta zu vergraben und darüber einen Baum zu pflanzen. Das ist ein uralter Brauch, der früher bei der Geburt eines Kindes angewendet wurde. Wenn ein Sternenkind geboren wird, kann der Baum als Symbol dafür gesehen werden, dass es irgendwie weitergeht.
Unterstützung im Umgang mit dem Verlust finden
Mit der Trauer allein klarzukommen, gelingt längst nicht allen Eltern und das muss es auch nicht! Im persönlichen Umfeld ist es oft schwierig, die Unterstützung zu bekommen, die man braucht. Die Tabuisierung des Themas ist für Betroffene nicht hilfreich. Stattdessen können sie sich woanders Hilfe suchen:
- Trauerbegleitung
- Psychotherapie
- Selbsthilfe
- Online-Communities
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