Das Balkonkraftwerk: Lohnt es sich für mich?
Balkonkraftwerke sind beliebt und ermöglichen es sogar Mietern, eigenen Strom zu erzeugen. Zu Zeiten hoher Strompreise stellt das für viele Verbraucher eine willkommene Möglichkeit zum Geldsparen dar. Hinzu kommt, dass vom Bund derzeit bürokratische Hürden abgebaut werden, die noch bis vor Kurzem beim Betrieb der kleinen Solaranlagen galten. Von einigen Bundesländern werden heute sogar Zuschüsse für die Anschaffung gezahlt.
Lesen Sie hier weiter, wenn Sie unsicher sind, ob ein Balkonkraftwerk das Richtige für Sie ist. Wir klären über die Funktionsweise, sowie wichtige Vor- und Nachteile auf und beleuchten außerdem, welche Voraussetzungen es dafür braucht.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Balkonkraftwerke sind Mini-Solaranlagen, die zum Beispiel auf dem Balkon, dem Dach oder im Garten installiert werden können. Bezeichnet werden sie auch als Mini-PV-Anlage, Stecker-Solaranlage, Guerilla-PV, steckbare PV-Anlage oder Balkon-PV. Der Vorteil ist, dass sie sich ohne viel Aufwand eigenhändig installieren lassen, wobei man nicht zwangsläufig über ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung verfügen muss.
Prinzipiell lassen sich die dazugehörigen Solarpaneele überall befestigen, so auch an Wänden oder in einem Garten. Der mit ihnen produzierte Strom wird direkt in die heimische Steckdose weitergeleitet und steht zum unmittelbaren Verbrauch zur Verfügung. So lässt sich durch selbstproduzierten Strom die zugekaufte Energiemenge reduzieren, was im besten Fall nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel entlastet. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie mit Balkonkraftwerk Strom erzeugen können.
Tipps für den Kauf eines Balkonkraftwerks
Wie funktioniert die Mini-PV-Anlage auf dem Balkon?
Im Normalfall bestehen Balkonkraftwerke aus je einem oder zwei Solarmodulen, die insgesamt etwa 300 bis 850 Watt Leistung aufweisen. Auf ihrer Rückseite befindet sich ein kleiner Mikro-Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Mit diesem arbeiten auch handelsübliche Elektrogeräte, sprich, die Geräte in Ihrem Haushalt.
Das vom Wechselrichter ausgehende Kabel verbinden Sie mit einem Netzkabel und stöpseln den sich am anderen Ende befindenden Stecker in eine gewöhnliche Steckdose auf dem Balkon oder in der Wohnung. Schon besteht eine Verbindung zwischen Ihrem Balkonkraftwerk und Ihrem Hausnetz. Trifft nun Licht auf das Solarmodul, führt das zur Stromerzeugung. Der so entstandene Strom fließt in das Hausnetz und versorgt alle Geräte, die gerade Bedarf haben.
Sie werden nun bemerken, dass Ihr Stromzähler langsamer läuft als in der Zeit vor der Installation Ihres Balkonkraftwerkes. Das liegt daran, dass Sie weniger öffentlichen Netzstrom beziehen und somit Geld sparen. So kann es sogar vorkommen, dass der Zähler bei Sonnenschein ganz zum Stehen kommt und das, obwohl Geräte wie Computer, Internetrouter und Gefrierschrank weiterhin Strom verbrauchen. Sobald die Anlage mehr Strom erzeugt, als Sie gerade benötigen, wird dieser ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
Balkonkraftwerk aufstellen: geeignete Orte
Trotz des Namens müssen Balkonkraftwerke nicht zwangsläufig auf einem Balkon installiert werden. Dennoch stellt dies einen geeigneten Ort dafür dar, vorausgesetzt, der Balkon liegt nicht auf der Schattenseite des Hauses. Weitere Orte, an denen Sie eine Mini-Solaranlage befestigen können, sind:
● Balkongeländer
● Hausfassade
● Terrasse
● Flach- oder Schrägdach
● Gartenlaube
● Tisch im Garten
Je nach gewünschtem Installationsort bieten die meisten Hersteller eine Halterung, beziehungsweise einen Ständer zur Befestigung der Module an. Deswegen gilt es auch als sehr simpel, das Balkonkraftwerk zu installieren und kann in vielen Fällen selbst vorgenommen werden. Eventuell müssen Sie dabei eine Bohrung in die Hauswand vornehmen und die Halterung festmachen.
Soll die Montage auf einem Schrägdach erfolgen, raten wir dazu, eine Handwerksfirma zu beauftragen, weil diese Dachhaken und Montagegestell sicher auf dem Hausdach befestigen kann. Im Vergleich zu einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ist die Leistung von Balkonkraftwerken klein. Sinn und Zweck der Systeme besteht nicht darin, möglichst viel Strom zu erzeugen, sondern soll sicherstellen, dass günstiger Solarstrom erzeugt wird, den Sie zum großen Teil selbst verbrauchen und somit weniger Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen müssen.
Wie viel Strom kann ich sparen?
Wie viel Sie letztendlich durch Ihr Balkonkraftwerk sparen können, ist von den folgenden drei Faktoren abhängig:
1. Menge des erzeugten Stroms / voraussichtlicher Ertrag: Dies hängt unter anderem davon ab, in welche Himmelsrichtung Ihr Solarmodul ausgerichtet ist, welchen Neigungswinkel es gegenüber dem Boden hat, sowie von der Lage des Balkons und der Sonneneinstrahlung an Ihrem Wohnort.
2. Menge an Solarstrom, den Sie tagsüber tatsächlich verbrauchen können: Geld lässt sich mithilfe eines Balkonkraftwerkes ausschließlich dann sparen, wenn man den produzierten Strom auch selbst nutzen kann. Das bedeutet, dass die Energie direkt bei Entstehung verbraucht werden muss – es sei denn, man verfügt über einen zusätzlichen Batteriespeicher. Stellen Sie sich deswegen zunächst die Frage, welche Geräte bei Ihnen immer tagsüber oder 24 Stunden lang laufen. Meistens sind das bei Mietern der Router, Kühlschrank und Standby-Geräte und bei Hausbesitzern zusätzlich weitere Geräte, wie die Heizung.
3. Kosten für den Strom, der aus dem Netz bezogen wird: Die Ersparnis durch selbst produzierten Strom ist für Sie umso höher, je mehr Sie eine Kilowattstunde Strom aus dem öffentlichen Netz kostet. Lag der durchschnittliche Strompreis in Deutschland bis 2020 noch bei unter 30 ct., waren die Energiekosten zwischenzeitlich deutlich gestiegen. Deswegen bezahlten im Jahr 2022 viele Verbraucher/innen 40 ct oder sogar mehr pro verbrauchter Kilowattstunde Strom. Im Jahr 2023 ist der Strom erstmals wieder günstiger geworden. Ein Balkonkraftwerk amortisiert sich in der Regel ab dem Zeitpunkt, zu dem man die Investitionskosten wieder hereingeholt hat.
Balkonkraftwerk mit Speicher: Lohnt es sich?
Bei Balkonkraftwerken, die nicht über einen Stromspeicher verfügen, erfolgt die Einspeisung des ungenutzten Stroms ins öffentliche Stromnetz. Ob sich ein Stromspeicher lohnt, muss jedoch immer individuell abgewogen werden. Aktuell dürfen die Minispeicher nur 600 Watt Maximalleistung haben, weshalb sie weitaus weniger Strom produzieren, als andere Photovoltaikanlagen.
Sieht man sich hingegen die Anschaffungskosten an, werden schnell Unterschiede deutlich. So sind Anlagen, die nicht über einen Speicher verfügen, meist bereits ab 600 Euro zu erwerben, während Balkonkraftwerke mit eingebauten Stromspeicher durchaus über 2.000 Euro kosten können. Ermitteln Sie deswegen bereits im Vorfeld, wie lange es ungefähr dauert, bis die Mehrkosten wieder eingebracht werden können.
Der große Vorteil eines Stromspeichers ist der, dass Sie sich vollkommen unabhängig vom Energieanbieter machen. Übrigens lassen sich Speicher sogar nachrüsten, was Ihnen die Möglichkeit gibt, es zunächst ohne zu versuchen.
Das Fazit: Balkonkraftwerke für mehr Unabhängigkeit
Ein Balkonkraftwerk ist schnell installiert und lässt sich zu jeder Jahreszeit, besonders aber im Frühling und Sommer gut nutzen. Dabei besteht der Vorteil, dass es vom öffentlichen Stromnetz weitestgehend unabhängig macht. Verbrauchen Sie nicht den gesamten eigenen Strom, wird er jedoch in dieses eingespeist. Um das zu verhindern, können Sie auch ein Balkonkraftwerk mit integriertem Stromspeicher erwerben. Ob sich das lohnt oder nicht, sollten Sie zuvor gut abwägen.
weiterführende Links:
→ Smart Home für Einsteiger: bauen.com
Bildquelle: depositphotos.com