Historischer Bevölkerungszuwachs in Nürnberg

Die ersten Jahre der Stadt

Die ersten Zahlen, die über die Anzahl der Menschen in Nürnberg dokumentiert wurden, kommen aus dem Jahr 1397. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Nürnberg rund 5.000 Menschen, was einem Bruchteil der heutigen Anzahl betrifft. Knapp 100 Jahre später im Jahr 1485 wurden bereits 36.000 Menschen gezählt. Der Bevölkerungszuwachs in der alten Stadt Nürnberg ist zwar zu dieser Zeit verhältnismäßig gering, wenn man es mit der heutigen Zeit vergleicht. Dennoch kann man aufgrund der zeitlichen Einordnung von einem enormen Zuwachs, von über 700%, sprechen.

Historischer Bevölkerungszuwachs in Nürnberg

Von der Kleinstadt zur Großstadt

Über die Jahrhunderte hinweg konnte der Bevölkerungszuwachs in Nürnberg nicht immer positiv gemessen werden. Es gab viele Jahre wo die Anzahl der Einwohner auch wieder deutlich abgenommen hatte. So dauerte es fast 500 Jahre bis erstmals im Jahr 1885 die 100.000 Einwohnerzahl überstritten werden konnte. Seit dem ist ein ständiger Zuwachs in der Stadt zu verzeichnen. Doch die Geschichte hat auch negative Ereignisse für die Stadt bereit gehalten.

Krieg und Abwanderung

Mittelalter bis Frühe Neuzeit:

  • Dreißigjähriger Krieg (1618–1648): Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Nürnberg stark in Mitleidenschaft gezogen. Obwohl die Stadt selbst nicht eingenommen wurde, litt sie unter den Auswirkungen des Krieges, einschließlich Plünderungen in der Umgebung, Handelsverlusten und einer hohen Zahl von Toten durch Hunger und Krankheit. Nach dem Krieg verlor Nürnberg an wirtschaftlicher Bedeutung, was zur Abwanderung von Handwerkern und Kaufleuten führte.

Zweiter Weltkrieg:

  • Nationalsozialismus und Krieg: Während des Dritten Reichs war Nürnberg ein Symbol für die NS-Ideologie und Austragungsort der berüchtigten Reichsparteitage. Die Stadt hatte eine enge Verbindung zum NS-Regime und wurde im Zweiten Weltkrieg zu einem wichtigen Rüstungszentrum.
  • Zerstörung durch Luftangriffe (1943–1945): Nürnberg wurde während des Zweiten Weltkriegs schwer bombardiert, vor allem aufgrund seiner Bedeutung als Industriezentrum und Symbolstadt der Nationalsozialisten. Mehr als 90 % der Altstadt wurden zerstört, und es kam zu einem massiven Verlust an Wohnraum und Infrastruktur. Viele Menschen wurden obdachlos oder verließen die Stadt, um Schutz in weniger gefährdeten Gebieten zu suchen. Die Abwanderung in dieser Zeit war nicht nur eine direkte Folge der Bombardierungen, sondern auch der allgemeinen Kriegsunsicherheit.
  • Nachkriegszeit und Wiederaufbau: Nach dem Krieg begann der mühsame Wiederaufbau der Stadt. Viele Menschen kehrten zurück, aber es dauerte Jahre, bis die Stadt sich von den Zerstörungen erholt hatte. Die Nürnberger Prozesse, die in den Jahren 1945 und 1946 gegen führende Nationalsozialisten geführt wurden, brachten die Stadt international ins Rampenlicht. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen.

Vertreibung und Zwangsumsiedlung:

  • Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg: Nach dem Krieg kamen viele Deutsche, die aus den ehemaligen Ostgebieten (Schlesien, Sudetenland, Ostpreußen) vertrieben wurden, nach Nürnberg. Dies führte zu einem starken Anstieg der Bevölkerung und stellte die Stadt vor große Herausforderungen bei der Unterbringung und Integration dieser Menschen. Diese "Abwanderung" aus den Ostgebieten war erzwungen und veränderte die demografische Struktur Nürnbergs nach dem Krieg erheblich.

Migration und Abwanderung in der Nachkriegszeit:

  • Industrialisierung und Arbeitsmigration: In den 1950er und 1960er Jahren, während des deutschen Wirtschaftswunders, zog Nürnberg viele Arbeitsmigranten an, vor allem aus Italien, Griechenland, der Türkei und Jugoslawien. Diese Migration führte zu einem kulturellen Wandel in der Stadt. Gleichzeitig verließen viele Menschen die Stadt, um in den aufstrebenden westdeutschen Industriezentren zu arbeiten.
  • Abwanderung in der modernen Zeit: In den letzten Jahrzehnten hat Nürnberg, wie viele andere deutsche Städte, Phasen der Abwanderung erlebt, vor allem durch den Verlust von Industriearbeitsplätzen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Strukturwandel und die Deindustrialisierung führten dazu, dass viele Menschen auf der Suche nach Arbeit in andere Städte oder Regionen zogen.

Aktuelle Entwicklungen:

  • Zuwanderung von Geflüchteten: In den 2010er Jahren, insbesondere während der Flüchtlingskrise 2015/2016, war Nürnberg ein wichtiger Ankunftsort für Geflüchtete, insbesondere aus Syrien, Afghanistan und anderen Krisenregionen. Diese Zuwanderung hat die soziale und kulturelle Landschaft der Stadt weiter verändert.
  • Demografischer Wandel: Trotz des Strukturwandels erlebt Nürnberg in den letzten Jahren wieder einen Bevölkerungszuwachs, nicht zuletzt aufgrund der Zuwanderung aus EU-Staaten und dem Zuzug von Fachkräften aus anderen Teilen Deutschlands.

Neues Leben in der Großstadt

Nach Ende des Krieges stieg die Bevölkerungsanzahl wieder stetig. Während in den ersten Jahren nur ein geringfügiger Zuwachs verzeichnet werden konnte, nahm diese Kurve in den späteren Jahren einen deutlich steileren Kurs. So konnten im ersten Jahr nach Ende des Krieges rund 280.000 Menschen in Nürnberg gezählt werden. Bereits 1960 waren es wieder über 450.000 Menschen. und die Zahl nahm weiter zu. So entwickelte sich Nürnberg in kurzer Zeit wieder zurück zu einer Großstadt.

Die wichtigsten Ereignisse in Nürnberg

Historische Ereignisse:

  1. Kaiserburg und Reichstage: Die Kaiserburg in Nürnberg war im Mittelalter eine der wichtigsten Burgen des Heiligen Römischen Reichs. Die Stadt diente oft als Veranstaltungsort für Reichstage, wichtige politische Versammlungen des Reiches.
  2. Nürnberger Prozesse (1945-1946): Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden in Nürnberg die berühmten Kriegsverbrecherprozesse gegen führende Mitglieder des NS-Regimes statt. Diese Prozesse waren von weltweiter Bedeutung für die Entwicklung des Völkerrechts.
  3. Der Nürnberger Kodex (1947): Im Rahmen der Nürnberger Prozesse entstand der Nürnberger Kodex, ein bedeutendes Dokument zur medizinischen Ethik, das die freiwillige Zustimmung von Versuchspersonen bei medizinischen Experimenten festlegt.
  4. Nürnberger Gesetze (1935): Während der NS-Zeit wurden in Nürnberg die Nürnberger Rassengesetze verabschiedet, die die rechtliche Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland begründeten.

Jährliche und kulturelle Ereignisse:

  1. Nürnberger Christkindlesmarkt: Einer der ältesten und berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt, der alljährlich in der Adventszeit auf dem Hauptmarkt in der Altstadt stattfindet. Er zieht Millionen von Besuchern aus aller Welt an.
  2. Nürnberger Bardentreffen: Ein großes Open-Air-Musikfestival, das jedes Jahr im Sommer in der Altstadt von Nürnberg stattfindet und Musiker aus aller Welt anzieht. Der Eintritt ist frei, und es gibt ein breites Spektrum an Musikgenres zu hören.
  3. Internationale Spielwarenmesse: Die größte Spielwarenmesse der Welt, die jährlich in Nürnberg stattfindet. Sie ist ein bedeutendes Event für die Spielzeugindustrie und zieht Besucher und Aussteller aus aller Welt an.
  4. Nürnberger Volksfeste: Im Frühling und Herbst findet das Nürnberger Volksfest auf dem Volksfestplatz statt. Es ist eines der größten Volksfeste in Bayern und bietet Fahrgeschäfte, Essensstände und Bierzelte.
  5. Blaue Nacht: Eine besondere kulturelle Veranstaltung, bei der die Nürnberger Innenstadt nachts in ein künstlerisches Licht getaucht wird. Es gibt zahlreiche Installationen, Performances und kulturelle Veranstaltungen.
  6. Nürnberger Altstadtfest: Ein Fest, das die Traditionen der Stadt feiert. Auf mehreren Plätzen der Altstadt gibt es Stände mit fränkischem Essen, traditionellen Handwerken und Musik.

Bevölkerungsentwicklung nach 1960

Bei einer Volkszählung wurden laut der Stadtverwaltung im Juni 1961 454.520 Menschen gezählt. Die Stadt wuchs weiter, da sie für viele Menschen große Vorteile bot. Rund neun Jahre später fand erneut eine Volkszählung statt. Im Mai 1970 wurden bereits 473.555 Menschen gezählt, also etwa 19.000 mehr als 1961.

Bis 2024 gab es zwei weitere Volkszählungen. Demnach schrumpfte die Zahl der Nürnberger nach 1970 zunächst. Die Volkszählung im Mai 1987 brachte eine Bevölkerungsgröße von nur noch 470.943 Menschen hervor, also etwa 2.500 weniger als davor. Die letzte Zählung wurde 2011 durchgeführt. Das Ergebnis von 486.314 Nürnbergern belegt, dass es wieder zu einem Wachstum kam, denn seit der letzten Zählung sind erneut ca. 16.000 Menschen hinzugekommen.

Als Nürnberg eine große Großstadt wurde

Nach 2011 nahm die Zahl der Nürnberger weiter zu. 2014 soll die Stadt den Sprung von einer mittleren Großstadt zur großen Großstadt geschafft haben. Zum ersten Mal sollen mehr als eine halbe Million Menschen in der bayerischen Stadt gelebt haben. Das Wachstum sollte auch in den Folgejahren nicht aufhören. 2015 war das Jahr der Flüchtlingskrise, da gab es rund 510.000 Menschen in Nürnberg. Im nächsten Jahr waren es rund 1.500 Nürnberger mehr, 2017 kamen weitere 3.500 hinzu und 2018 noch einmal rund 3.000 auf 518.365. 2019 blieb die Bevölkerung konstant.

die Altstadt von Nürnberg

Nürnberg wächst voraussichtlich weiter

Deutschlands Bevölkerung wächst. Das liegt vor allem an der Migration. Ohne diese würde die deutsche Bevölkerung schrumpfen. Das Wachstum zeigt sich vor allem in den attraktiven Regionen des Landes, zum Beispiel in Bayern. Städte wie Nürnberg sind sehr beliebt, sodass hier auch weiterhin mit einem Wachstum gerechnet werden kann. Ob dies jedoch dauerhaft so bleibt, lässt sich nicht vorhersagen. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann die Bevölkerungszahl auch wieder unerwartet einbrechen.

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