Schallplatten sind gefragt

Seit gut 100 Jahren gibt es Schallplatten. Doch ihr Siegeszug wurde in den 1990ern von der Erfindung der CD gebremst. Jetzt ist sie wieder da – und bei ihren Fans beliebter denn eh und je. Dabei erstreckt sich der Vinyl-Boom über Altersgrenzen hinaus. Selbst die Generation Z, gemeinhin als „Digital Natives 2" bekannt, bekennt sich zum Analogen in einer zunehmend virtuellen und technisierten Welt. Und es bleibt nicht beim Auflegen des Tonarms auf die Rillen zum reinen Hörvergnügen. In Zeiten von Niedrigzinsen und Rezessionsängsten entdecken immer mehr Investoren Platten und Plattencover als Wertgegenstände. Doch lohnt sich diese Sammelleidenschaft finanziell wirklich? Und welche weiteren Wissenswerte hält das Comeback von Schallplatten bereit?

Schallplatten sind gefragt
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Nadel oder Laser?

Wer Schallplatten für sich wiederentdeckt hat, lässt auf den analogen Hörgenuss selten etwas kommen. Doch nicht alle sind dem Retro-Musikgenuss verfallen. Obgleich bereits Bluetooth und Streaming Einzug in viele Haushalte gezogen haben, werden daher noch häufig Debatten zu Schallplatte und CD geführt. Und während sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt, gibt es Fakten.

Der Klang liegt in den Ohren des Hörers

Ob und wie sich das bevorzugte Klangerlebnis technisch fundiert belegen lässt, basiert nicht zuletzt auf den unterschiedlichen Abspielmethoden von Platte oder CD.

  • Um einer Platte Töne zu entlocken, werden gezielte Unebenheiten in die Oberfläche des verwendeten Kunststoffs geritzt. Mit Auflegen der Tonarm-Nadel des Plattenspielers werden diese gespeicherten Tonstöße in Klänge umgewandelt.
  • Auch CD haben Vertiefungen – mag das bloße Auge sie auch nicht erkennen. Beim Auslesen im CD-Player reflektiert der Laserstrahl diese Tondifferenzen zwischen glatt und rau, die schließlich durch eine hochempfindliche Fotodiode in hörbare elektrische Signale umgewandelt werden.

Daneben wird immer wieder die Höhe der einzelnen Töne ins Spiel gebracht. Zur Reduzierung des erforderlichen Datenvolumens auf eine möglichst effiziente Menge beträgt die maximale Frequenz bei CD 20.000 Hertz. Bei Platten hingegen müssen die Tonsignale nicht in einzelne Datenpakete zerlegt werden, weshalb sie keinem Limit unterliegen.

Zwar nimmt das menschliche Ohr höhere Töne gar nicht wahr, doch Vinylfans sind von einem angenehmeren allgemeinen Klangbild überzeugt. Sie beschwören, dass Nuancen in der Lautstärke deutlicher und lebhafter wahrgenommen werden. Ebenfalls unüberhörbar allerdings ist das Rauschen, das automatisch mit der Natürlichkeit der analogen Formate einhergeht. Die hohe Klangreinheit digitaler Abspielformate wird keine Schallplatte bieten können.

Hinweis: Die Herstellung der Platten und Plattenspieler selbst spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle für das Klangerlebnis. Während in der Hochzeit des Vinyl zwischen 1970 und 1990 oftmals mehr Wert auf Quantität statt Qualität gelegt wurde, steigt mit einer sorgfältigen Fertigung steigt auch die Hochwertigkeit. In gleichem Maße übt der Tonabnehmer des Plattenspielers Einfluss auf den letztendlichen Klang aus.

Gibt es Unterschiede zwischen Vinyl und Schallplatten?

Schallplatten werden in der Alltagssprache oft auch schlicht als Vinyl bezeichnet. Und obwohl jeder weiß, was gemeint ist, lassen sich in anderen Lebensbereichen Vinyl und Schallplatten nicht synonym verwenden:

  • Schallplatten werden und wurden schon immer zu 80 Prozent aus Polyvinylchlorid gepresst. Die Abkürzung ist also nachvollziehbar.
  • Bekannt ist der Rohstoff allerdings auch als PVC. Und nicht alles, was aus PVC gefertigt wird, ist auch eine Schallplatte.

Eignen sich Schallplatten als Wertanlage?

Kaum Zinsen, schwankende Aktienmärkte, teure Immobilien: Immer mehr Verbraucher suchen Alternativen zu klassischen Wertanlagen. Durch Schallplatten allerdings wird kaum jemand seinen Lebensabend bestreiten können. Zwar wächst die weltweite Sammlergemeinde stetig an. Doch die Preise steigen langsam – und moderat. So lassen sich durchaus limitierte und damit seltene Auflagen für 20 Euro erwerben und das Doppelte wieder veräußern. Doch fünf- oder sogar sechsstellige Summen werden ausschließlich für Ausnahmeaufnahmen gezahlt. Zu ihnen zählen Fehldrucke, Urpressungen mit Original Matrix-Nummer oder besonders beliebte Labels. Zudem fehlt es an einheitlich anerkannten Bewertungssystemen für den Plattenzustand. Einzig die separate Betrachtung von Cover und Label ist allgemein üblich.

Tipp: Spekulativ lässt sich auf unbekannte Independent-Bands mit Platten in zweistelliger Auflagenhöhe setzen. Krautrock aus den 1960ern wie Kraftwerk ist ebenfalls gefragt – sowie Weltstars wie Madonna oder Elvis Presley. Doch wer nicht zufällig ein Exemplar auf dem Dachboden findet, muss zunächst selbst tief in die Tasche greifen:

  • Unter den Alben im offenen Verkauf steht die Ringo-Star-Kopie des Beatles White Albums mit der Seriennummer 0000001 oben auf der Liste: Sie war einem Fan 790.000 US-Dollar wert.
  • Als teuerste Schalplatte rund um den Globus gilt „Once Upon A Time In Shaolin". 2015 vom Wu-Tang Clan aufgenommen, wurde das Album nur einmal produziert und nie im kommerziellen Verkauf angeboten. Das Unikat brachte den ursprünglichen Eigentümern zwei Millionen US-Dollar ein.

Wo liegt der Mehrheitsgeschmack?

Vom Preis zur Beliebtheit: Welche Schallplatte wurde bislang weltweit am häufigsten verkauft? Wer die Antwort sucht, ist danach nicht zu 100 Prozent klüger. Denn die Antworten divergieren. Doch es scheint, als sei Michael Jacksons „Thriller" von 1982 mit 66 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Album aller Zeiten. Ihm folgen mit 558.000 Exemplaren „Abbey Road" von den Beatles sowie mit 376.000 Platten Pink Floyds „Dark Side Of The Moon".

Derzeit belegen bei Amazon-Bestellungen die folgenden Vinyls die ersten Plätze:

  • Sarah Connor: Not So Silent Night
  • Pink Floyd: Animals, 2018 Remix, Deluxe Limited Edition
  • Bruce Springsteen: Only the Strong Survive

Wer eine wertvolle Platte verkaufen oder zunächst schätzen lassen möchte, hat die Gelegenheit bei Antiquariaten, Plattenbörsen oder Online-Auktionshäusern. Und wer auf einen wertvollen Zufallsfund hofft, dem winkt sein Glück eventuell auf Flohmarktbesuchen oder bei Haushaltsauflösungen.

weiterführende Links:

https://oberflaeche.de/wissen/themen/galvanisieren/das-grosse-comeback-der-schallplatte