Alexa, haben wir ein Problem? Digitalisierung und Kommunikation
Sprechende Kühlschränke, selbstständig arbeitende Staubsauger mit Kamera und die Sprachassistentin Alexa sorgen für viel Komfort in den eigenen vier Wänden. Die Digitalisierung greift um sich und hat längst Einzug bis in die privatesten Bereiche gehalten. Frauen können ihren Eisprung messen und digital den bestmöglichen Zeitpunkt ermitteln, der eine Schwangerschaft höchstwahrscheinlich macht. Männer lassen die Anzahl der Sätze beim Gewichtheben protokollieren, holen sich Tipps zur muskelbildenden Ernährung ab und messen sich in sportlichen Online-Challenges miteinander. Es ist spannend, was aufgrund der vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten inzwischen möglich ist!
Doch diese Fragen sind dennoch berechtigt: Bringt die Digitalisierung auch Probleme? Und wie verändert sie die Kommunikation?
Stromverberbrauch steigt
Kaum merklich, aber unaufhaltsam steigt der Stromverbrauch. Ein Blick auf ein Diagramm unter umweltbundesamt.de zeigt, dass in den Sektoren Gewerbe/Handel/Dienstleistungen, Industrie und Haushalte über die letzten 20 Jahre betrachtet ein Anstieg zu verzeichnen ist. Lediglich der Sektor Verkehr lässt eine geringfügige Minderung um zwei Terawattstunden erkennen.
Private Haushalte verbrauchten 1990 insgesamt 117 Terawattstunden. Im Jahr 2017 waren es zwölf Terawattstunden mehr. Zwar zeigt die Grafik auch, dass der bislang höchste Stromverbrauch innerhalb der letzten 20 Jahre im Jahr 2008 lag – zu diesem Zeitpunkt belief er sich auf insgesamt 524 Terawattstunden. Doch nach einer kurzen Erholungsphase zog der Trend bereits 2014 wieder an. Zum selben Zeitpunkt, also 2014, veränderte sich das Verhalten deutscher Konsumenten. Über 50 % der Bevölkerung besaßen ein Smartphone und mobiles Internet startete richtig durch.
Es lässt sich zwar nicht an einem bestimmten Datum festmachen, aber die Gesellschaft griff den Ausdruck der Digitalisierung ebenfalls ungefähr im Jahr 2014 auf und es erschienen die ersten Artikel zum Thema. Hängt das zusammen? Es macht zumindest den Anschein, dass das Jahr 2014 von zentraler Bedeutung sein könnte. Die vierte industrielle Revolution, kurz Industrie 4.0, ist spätestens seitdem ein geflügeltes Wort.
Seit 2014 erscheinen elektronische Neuerungen massenhaft auf dem Markt
Die technischen Neuerungen, die seitdem auf den Markt drängen, überschlagen sich förmlich. Der Breitbandausbau erfolgt selbst in kleinen Dörfern und schließt sie an die digitale Welt von morgen an. Es gibt inzwischen so viele Geräte, die sich über Smartphones und anderen mobilen Endgeräten über eine passende App steuern lassen, dass das Angebot buchstäblich unüberschaubar geworden ist.
Wer sich in seinem Bekannten- und Freundeskreis umsieht, wird feststellen: Immer mehr Haushalte schaffen sich selbstständig arbeitende Rasenroboter, Staubsauger, Heiz- oder Sicherheitssysteme an. Alexa, das bekannte Sprachassistenzsystem, hat längst Konkurrenz von Google Home, Apple HomePod, Lenovo Smart Assistant und Microsoft Invoke bekommen – um nur einige zu nennen. Das gab es vor 5 Jahren noch nicht.
Haushaltsgeräte werden immer energieeffizienter und die Verkaufszahlen wachsen
Wurde früher der Rasenmäher nur dann eingeschaltet, wenn der Rasen lang genug war, laufen die Rasenroboter heutzutage viele Stunden in der Woche, um den Rasen gleichmäßig und ständig kurz zu halten. Automatisch arbeitende Staubsauger werden ebenfalls auf regelmäßigen Einsatz programmiert und elektronische Sicherheitssysteme, Beleuchtungsanlagen und vieles mehr fressen dabei Stunde um Stunde Strom.
Selbstverständlich macht die rasante Entwicklung auch vor energieeffizienten Produkten nicht Halt, im Gegenteil. Selbstverständlich kommen auch viele Geräte auf den Markt, die vergleichsweise energieeffizient arbeiten. Das fordern die Verbraucher und die Herstellung der Produkte ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch: Die schiere Masse, die inzwischen von den deutschen Haushalten gekauft und eingesetzt wird, trägt zum Mehrverbrauch bei, der sich unter anderem auch in der Statistik des Bundesumweltamts niederschlägt.
Stromkosten kontrollieren
So schön die Digitalisierung auch ist, Verbraucher sollten sich ihre Stromrechnung ganz genau ansehen. Vergleichsrechner im Internet werden nicht nur immer beliebter, für viele Verbraucher ist es inzwischen Gang und gäbe, dass sie sie regelmäßig nutzen. Auf stromvergleich.de ist zu sehen, wie einfach die Handhabung ist. Interessenten geben entweder die Personenzahl oder den Stromverbrauch des letzten Jahres an sowie die Postleitzahl und erhalten sofort einen Überblick über verfügbare Tarife. Auch das ist ein Gewinn der Digitalisierung: Informationen fließen rasch und ermöglichen es Verbrauchern in Sekundenschnelle, bestmögliche Angebote für ihre Zwecke zu finden und sie darüber hinaus auch verbindlich zu buchen. Das wird unter anderem auch bei Krediten immer beliebter.
Die Digitalisierung verschafft uns mehr Zeit und Distanz
Das Beispiel des Stromvergleich-Rechners zeigt deutlich, dass persönliche Kommunikation inzwischen nicht mehr nötig ist, um alltägliche Dinge zu regeln. Wer nicht will, muss sich nicht mit Menschen auseinandersetzen. Im Prinzip ist es möglich, sich komplett digital zu versorgen, ohne je Kontakt mit einer realen Person zu haben. Ein Medium, wie zum Beispiel ein Computer, ein Tablet oder ein Smartphone, stehen immer dazwischen. Für Fälle wie Produktrecherchen, Preisvergleiche oder auch zum Selbststudium ist das ganz sicher eine großartige Errungenschaft. Digitale Services schenken uns buchstäblich Zeit, denn sie ersparen den Gang ins Shoppingcenter, die Anrufe bei Energieversorgern oder den Besuch in der Bibliothek.
Tippen statt reden: Persönliche Kommunikation wird weniger
Das ist vielleicht eine der größten Herausforderungen, die die Industrie 4.0 mit sich bringt. Menschen entfremden sich voneinander. Sie verlernen gesellschaftliche Umgangsformen. Ihre Sprache verändert sich – das muss nicht schlecht sein. Allerdings ändert sich mit der transformierten Kommunikation auch die Fähigkeit, sich präzise auszudrücken. Vokabeln geraten in Vergessenheit, Höflichkeitsfloskeln fallen weg. Es besteht die Gefahr, dass die Sprache verroht.
„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal." (Talmud)
Schenken wir einer der bedeutendsten Schriften des Judentums Glauben, beeinflussen unsere Worte letztlich unser Schicksal. Das klingt sehr bedeutsam und vielleicht ist es das auch.
Fazit: Die Digitalisierung hat viele positive Aspekte und sie wird noch enorm viel verändern. Das gilt für unser Privat- und unser Berufsleben. Experten erwarten einen massiven Umbruch in der Arbeitswelt, die uns viel mehr Freiheiten und Unabhängigkeit schenkt als je zuvor. Es ist ein guter Ansatz, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren. Denn emphatische Ansprache, herzliche Kontakte und freundschaftliche Aufmerksamkeit im Austausch miteinander lässt sich nicht durch (energie-)effiziente Prozesse oder Geräte ersetzen. Das bleibt immer menschlich.
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