Deutsche Konsumkultur – wieviel Geld geben wir für Lebensmittel aus?

Wir Deutschen gelten zweifelsohne als Genießer. Fragt man ausländische Besucher, was für sie typischen deutsch sei, dann fallen häufig Begriffe wie Würstchen, Brot oder Bier. Aktuelle Statistiken unterstreichen diese Annahme zwar, belegen jedoch auch, dass wir längst keine Ausnahmestellung inne haben. Im europäischen Vergleich ist deutlich zu erkennen, dass das deutsche Konsumverhalten in vielen Fällen identisch zu unseren Nachbarländern ist. In anderen Regionen ist weiterhin deutlich zu erkennen, dass das Essen einen höheren Stellenwert besitzt als in Mitteleuropa.

ein Korbe voll Gemüse

Wo wird am meisten Geld für Lebensmittel ausgegeben?

Verglichen mit unseren Nachbarn aus den Niederlanden, der Schweiz oder Dänemark geben wir im Durchschnitt etwas mehr Geld für Lebensmittel aus. Dabei fließen etwa 13 Prozent der regelmäßigen finanziellen Ausgaben in Lebensmittel, wodurch Deutschland etwa im Mittelfeld der westeuropäischen Statistik rangiert. Auffällig ist jedoch, dass vor allem die Länder, die an das Mittelmeer grenzen, deutlich höhere Ausgaben in diesem Bereich verzeichnen. In Italien, der Türkei sowie in Griechenland machen die Lebensmittelkosten etwa 20 Prozent der gesamten Haushaltsausgaben aus. Somit kann kaum davon die Rede sein, dass in Deutschland mehr Wert auf gutes Essen gelegt wird als in anderen Ländern. Ferner lassen sich die Werte der osteuropäischen Staaten nur schwer mit unseren Vergleichen. Da das Grundeinkommen dort deutlich niedriger ist, haben Ausgaben für Lebensmittel eine deutlich höhere Priorität als hierzulande.

Eine weitere sehr erstaunliche Zahl findet sich im Bereich der Ausgaben für Lebensmittel in Cafés oder Restaurants. In einigen Ländern wie der Schweiz, Portugal oder Luxemburg wird fast genauso viel Geld für das Speisen in Restaurants oder Cafés ausgegeben, wie für den Verzehr von Lebensmitteln im Haushalt. In Deutschland hingegen fallen nur etwa fünf Prozent der Gesamtausgaben in diesen Bereich. Stattdessen wird deutlich mehr Wert auf den Einkauf und Verzehr von Lebensmitteln und Konsumgütern in den eigenen vier Wänden gelegt.

Welche Lebensmittel stehen im Vordergrund?

Als Resultat dieses Konsumverhaltens liegen die jährlichen Verbraucherausgaben in Deutschland allein für Nahrungsmittel bei mehr als 180 Milliarden Euro. Dies entspricht monatlichen Ausgaben von fast 400 Euro, berechnet auf einen durchschnittlichen 2-Personen-Haushalt in Deutschland. Etwa 40 Milliarden Euro davon werden für Getränke ausgegeben, die somit das größte Budget vereinnahmen. Dabei halten sich die Ausgaben für alkoholische sowie nicht alkoholische Getränke in etwa die Waage. Gefolgt werden Getränke als Hauptnahrungsmittel von Fleischwaren für 34 Milliarden Euro sowie Brot und Backwaren für etwa 30 Milliarden Euro. Erst danach folgen Obst und Gemüse sowie Molkereiprodukte und Eier.

Mit Blick auf die Statistiken wird weiterhin deutlich, dass das bewusste und gesunde Essen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ein entscheidender Faktor ist hierbei die zunehmende Anzahl an Menschen, die sich vegan ernähren. Umfragen zufolge ernährt sich mittlerweile fast jeder zehnte Deutsche vegan. Im europaweiten Vergleich liegen nur Italien, Großbritannien und Österreich auf Augenhöhe. Weltweit führen Israel und Indien diese Statistik an. Während in Israel heutzutage fast jeder sechste Einwohner auf Fleisch verzichtet, sind es in Indien fast 40 Prozent, die gänzlich auf den Verzehr verzichten. Dass auch in Deutschland zunehmend vegan gegessen wird, lässt sich deutlich am Fleischverbrauch erkennen, der in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich abgenommen hat. Waren es 1988 noch fast 70 Kilogramm Fleisch, die pro Jahr durchschnittlich pro Person verzehrt wurden, sank die Zahl bis 2015 auf etwa 60 Kilogramm. Im Gegensatz dazu stieg der Pro-Kopf-Verbrauch in den letzten Jahren auf 69 Kilogramm Obst an. Dadurch wird deutlich, dass in Deutschland zwar weiterhin gerne für Lebensmittel gezahlt, jedoch vermehrt Wert auf eine gesunde und ausgeglichene Ernährung gelegt wird.

Wie sparsam sind die Deutschen bei Kauf von Lebensmitteln?

Die Deutschen sind für ihre Sparsamkeit bekannt. Das spiegelt sich auch am Einkaufsverhalten von deutschen Bürgern wider, wenn man sich zumindest die Ergebnisse einiger Untersuchungen vor Augen führt: Vor allem bei dem Einkauf von Lebensmitteln sehen sich sehr viele Deutsche nach Sonderangeboten um, damit sie zum möglichst kleinen Preis, möglichst viel bekommen. Das Einkaufsverhalten zeichnet sich aber nicht nur dadurch aus, dass der Einkauf günstig, sondern auch schnell vonstatten gehen soll. Sofern machbar, versuchen die meisten also sowohl am Geld, als auch an der Zeit zu sparen.

Tomaten, Spagettie und ein Kochlöffel liegen auf dem Tisch

Lebensmittel nur ein kleiner Teil der monatlichen Gesamtausgaben

Laut einer Studie geben die deutschen Bürger für Lebensmittel rund 10,3% ihres Einkommens aus. Im Vergleich mit anderen Ländern geben die Deutschen somit für ihre Nahrungsmittel nur wenig Geld aus. Gemessen am durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen und dem Verhältnis zu den Ausgaben für Essen und Getränke, ist Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Nationen sogar am sparsamsten. Im weltweiten Vergleich belegt Deutschland den 9. Platz der Gering-Ausgeber für Lebensmittel. Von den reicheren Industrienationen sind lediglich die Einwohner in den USA und in der Schweiz sparsamer, wenn es um die Ausgaben für Lebensmittel geht.

Die Suche nach Rabatten

Eine Studie des Marktforschungsunternehmen Nielsen hat außerdem gezeigt, dass Sonderangebote für rund 65% der Deutschen wichtig sind. Etwa 59% gaben außerdem an, dass ihnen ein schnelles Abarbeiten ihres Einkaufszettels wichtig ist. "Besonders gefragt sind die Angebote der Discounter wie Lidl, Aldi, und Penny", wie ein Sprecher eines Shopping- und Preisvergleichsportals bestätigte. "Im Vergleich zu anderen Ländern bieten sich die Discounter in Deutschland einen enorm großen Preiskampf, da die wöchentlichen Umsätze stark von den günstigsten Sonderangeboten für die gängigsten Lebensmittel abhängt." Ein Großteil der Kunden, die hierzulande in Supermärkten einkaufen, gehen demnach sehr bewusst in den Markt, der die besten Rabatte wie Obst, Wurst, Kaffee oder weitere gängige Lebensmittel anbieten kann.

Ess- und Einkaufsgewohnheiten deutscher Bürger

Im Jahr 2018 war im Schnitt jeder deutsche Haushalt etwa 193 Mal einkaufen und gab durchschnittlich 20,- Euro pro Einkauf aus. Im vorherigen Jahr waren es noch drei Einkäufe mehr im Schnitt und es wurden etwa 19,40 Euro ausgegeben.

Die Deutschen bevorzugen laut einer Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung dabei das One-Stop-Shopping, bei dem alle Einkäufe auf einmal in nur einem Lebensmittelgeschäft erledigt werden. Die Gesellschaft für Konsumforschung sieht den Grund für die gesunkene Zahl der Einkäufe in dem Beschäftigungsboom durch den wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser hat zur Folge, dass die Menschen zunehmend weniger Zeit für Familie und Freunde und auch fürs Shopping haben. Daher klingt es nur allzu logisch, dass viele Personen möglichst zeitsparend Einkäufe erledigen.

Die Zeitersparnis geht aber für einige ebenso auf Kosten des Essens. Denn viele Teilnehmer der Umfrage gaben zwar an, Spaß am Kochen zu haben. Allerdings bereiten nur noch etwa 40% der Deutschen ihre Mahlzeiten täglich selbst zu. Neben der Zeit, die die Zubereitung in Anspruch nimmt, liegt dies auch am großen Angebot von zubereitetn Speisen. So essen viele Personen mindestens eine Mahlzeit am Tag in Einrichtungen, wie Schulen, Kindergärten und Betrieben. In der Freizeit werden natürlich auch zunehmend Restaurants oder Schnellimbisse aufgesucht.

Wichtige Faktoren für Kaufentscheidungen

Günstig und schnell – so kann man die Präferenz der Deutschen hinsichtlich ihrer Lebensmitteleinkäufe zusammenfassen. Dies scheint ein wenig widersprüchlich, wenn man sich die Daten der jährliche Forsa-Befragung zu Ess- und Einkaufsgewohnheiten für das Jahr 2019 genauer ansieht: Laut dieser Untersuchung ist es den Deutschen wichtig ist, dass das Essen schmeckt und gesund ist. Die Ergebnisse beruhen auf einer Umfrage von 1000 Deutschen ab 14 Jahren, die stellvertretend für alle deutschen Bürger befragt wurden. Dem Ernährungsreport, in dem die Ergebnisse zusammengefasst wurden, lässt sich weiterhin entnehmen, dass den Menschen nicht nur Geschmack und Gesundheit im Bezug auf ihre Nahrungsmittel wichtig sind, sondern auch Qualität und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen.

Inwieweit der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsanspruch in Relation zu den Preisen gebracht werden können, wurde in dieser Befragung leider nicht untersucht. Fakt ist aber, dass wesentlich nachhaltiger produzierte Bio-Lebensmittel stets höhere vom Kunden abverlangen, als die günstigeren Lebensmittel – mit wesentlich höherer Nachfrage.

Bewusste Kaufentscheidungen bei Lebensmitteln

Zusammenfassend lässt dennoch sagen, dass in Deutschland sehr bewusste Kaufentscheidungen beim Lebensmitteleinkauf treffen. Wenig verwunderlich ist, dass der Geschmack des Essens für 99% der Befragten wichtig ist – und somit klar auf dem ersten Platz aller Kaufentscheidungen liegt. Auf gesunde Nahrungsmittel legen sowohl Frauen mit 94%, als auch Männer mit 88% großen Wert. Welche Art von Lebensmittel die Befragten jedoch als gesundes bzw. ungesundes Lebensmittel kategorisieren, wurde in dieser Untersuchung jedoch nicht genauer erörtert.

Weitere wichtige Kaufentscheidungen hängen selbstverständlich von den individuellen Ernährungsgewohnheiten der Befragten ab. So gaben rund 6% der Befragten an, dass sie sich ausschließlich vegan oder vegetarisch ernähren. Der restliche Teil ist mehr oder minder regelmäßig Fleisch- und Wurstwaren. Knapp ein Drittel gab sogar an, täglich Fleischprodukte zu konsumieren – und das obwohl für die meisten Befragten der Tierschutz bei der Kaufentscheidung von Lebensmitteln ebenfalls eine große Rolle spiele. Fast zwei Drittel der Teilnehmer gaben außerdem an, dass sie täglich Obst, Gemüse und Milchprodukte zu sich nehmen.

Auch die Nährwerte spielen bei einem großen Teil eine Rolle. So ist es für mehr als die Hälfte der Befragten wichtig, wie hoch die Zuckermengen und Fettanteile der in Frage kommenden Lebensmittel sind. Zusammenfassend lässt sich also behaupten, dass bei einem Großteil der Deutschen viele Faktoren zusammen kommen, wenn eine Kaufentscheidung hinsichtlich der Lebensmittel getroffen wird. Sowohl Herkunft als auch Inhalte der Nahrungsmittel werden zumindest hinterfragt, sodass guter Geschmack bei weitem nicht das einzige ist, was beim Essen eine Rolle spielt.

weiterführende Links:

5 Apps für die Organisation von Lebensmitteln: blog.schrankwerk.de

Bildquelle: pixabay.com Tomaten