Holz als Baustoff – gut für die Natur oder Klimasünder?

Der Rohstoff Holz wird seit über 10.000 Jahren für den Bau von Gebäuden verwendet. In der nahen Vergangenheit hat er jedoch etwas seiner Beliebtheit eingebüßt. Durch Bestreben im Sinne des Klimaschutzes und eines wachsenden Bewusstseins für ökologisches Handeln tritt Holz als Baustoff seit einigen Jahren aber wieder mehr in den Vordergrund: Holz ist wieder stärker im Fokus der modernen Architektur. Warum ist das so? Wie kann Holz den modernen Anforderungen in der Bauindustrie gerecht werden – und sich beispielsweise zum Bau von Hochhäusern eignen? Warum war Holz in der Vergangenheit weniger beliebt?

Holz als Baustoff - gut für die Natur oder Klimasünder?

Was Holz zu einem (guten) Baustoff macht

Als natürliches Verbundmaterial vereint Holz viele Eigenschaften von Baumaterialien wie Stahl, Beton und auch Kunststoff in einem Material – ähnlich wie die High-Tech Verbundwerkstoffe GFK oder CKF (Glasfaser- bzw. Kohlefaserverbundwerkstoffe). Wie grenzt sich Holz hinsichtlich der Materialeigenschaften von diesen Materialien ab und welche Eigenschaften finden sich bei Holz wieder?

Stahl

Stahl zeichnet sich durch seine hervorragende Zugfestigkeit und einfache Bearbeitung aus. Mit Stahl lassen sich große und äußerst stabile Strukturen errichten. Allerdings ist Stahl anfällig für Witterung bzw. muss aufwändig gegen Korrosion geschützt werden. Obgleich Stahl nahezu komplett recyclebar ist, kann dennoch nicht von einem klimafreundlichen Baumaterial gesprochen werden, da für die Herstellung große Energiemengen aufgewendet werden müssen. Außerdem ist Stahl alles andere als wärmedämmend.

Beton, Stein

Beton und andere gängige keramische Baumaterialien bedürfen ebenfalls eines sehr großen Energieaufwands, dämmen auch schlecht und sind zudem auch noch kaum recyclebar. Dafür sind diese Materialien günstig und zeichnen sich durch eine extrem hohe Druckfestigkeit aus. Im Verbund mit Stahl (-> Stahlbeton) lassen sich so extrem stabile und auch hohe Bauwerke errichten, beispielsweise sogenannte Skyscraper bzw. Wolkenkratzer.

Kunststoff

Kunststoffe finden sich in der Bauindustrie hauptsächlich beim Dämmmaterial, welches dazu genutzt wird, die thermischen Nachteile einer Stahlbetonkonstruktion auszugleichen (schlechte Wärmedämmung).

Holz

Holz ist im Grunde ein Kompromiss aus all diesen für ein Bauwerk wichtigen Attributen: Es hat eine gute Zugfestigkeit und lässt sich sehr einfach bearbeiten, es ist vergleichsweise leicht und hat auch eine gute Druckfestigkeit. Zudem ist es von Natur aus wärmedämmend und für die Herstellung werden im Vergleich zu den anderen Baustoffen nur winzige Energiemengen benötigt. Holz kann, über Umwege (Zellulose, Papier, …) auch als Dämmmaterial eingesetzt werden.

Zusammenfassend ist Holz warm, natürlich und zu 99% recycelbar. Als nachwachsender Rohstoff für Wohnhäuser gilt Holz zudem als wertschöpfendes Konstruktionsmaterial, das Ästhetik mit Energieeffizienz verbindet. Das Bauen mit Holz bedeutet zudem, anders als bei allen anderen herkömmlichen Baustoffen, dass ein CO2-Speicher gebaut wird, welcher CO2 aus der Atmosphäre dauerhaft bindet.

Natürlich bringt auch die Verwendung von Holz Nachteile mit sich, die mit anderen Baustoffen nicht gegeben wäre – beispielsweise eine höhere Anfälligkeit für Brände und Schädlinge. Moderne Holzbaustoffe lassen sich jedoch äußerst gut gegen beides schützen. Genau das ist auch der Grund für die sinkende Beliebtheit mit dem Aufkommen von Beton und Co. In der Vergangenheit:

Warum ist Bauen mit Holz vor einigen Jahrzehnten zunächst in Verruf gekommen?

Seine Witterungsanfälligkeit, die Gefahr von Schädlingsbefall oder auch ein erhöhtes Brandrisiko haben Mitte des 19.Jahrhunderts dafür gesorgt, dass vermehrt auf Materialien wie Beton, Stahl oder Naturstein zurückgegriffen wurde. Später konnte die Ressource Holz jedoch aufgrund neuer Konstruktionsmethoden und moderner Verarbeitungstechnologien als wertvoller Baustoff wiederentdeckt werden und erlebt seit einigen Jahrzehnten so etwas wie eine Renaissance.

Klimaschutz und Holzverarbeitung – passt das zusammen?

Die Auswirkungen von Industrialisierung und ein wachsendes Verständnis für die Zusammenhänge der Erderwärmung haben inzwischen für ein neues Bewusstsein im Umgang mit Umweltschutz gesorgt. Holz schont durch seine bauphysikalischen Eigenschaften in Hinsicht auf Dämmung und Tragkraft unsere Naturgüter. Haltbar, warm und recycelfähig liefert der schnell nachwachsende Rohstoff die ideale Grundlage, um Häuser energieeffizient und dadurch ressourcenschonend zu bauen. Während der Herstellung von Baumaterialien aus Holz wird nachweislich weniger CO2 gebildet als bei der Verarbeitung von Stahl, Aluminium oder Beton und trägt so in seiner Eigenschaft wesentlich zu einer ökologisch sinnvollen Wertschöpfungskette bei.

Ist Bauen mit Holz auch aktiver Klimaschutz?

Waldpflege und nachhaltige Forstwirtschaft sind die entscheidenden Indikatoren für die Planungssicherheit von Angebot und Nachfrage beim Naturgut Holz. Wird das Wachstum von Bäumen bei der Holzernte vorrausschauend berücksichtigt, kann das natürliche Gleichgewicht der Waldbestände gewährleistet werden.

Allein in Deutschland beträgt die gesamte Waldfläche zur Zeit etwa 11,2 Millionen Hektar, davon wird ein gutes Drittel forstlich bewirtschaftet. Hier wachsen geschätzt mehr als 90 Milliarden Bäume, davon speichert jeder einzelne in sich dauerhaft CO2 und gibt gleichzeitig Sauerstoff an die Atmosphäre ab. Seine Blätter und Wurzeln reinigen zudem das Grundwasser und sorgen für saubere Atemluft.

Tatsächlich ist die Bestimmung des Potentials der CO2 Einsparung durch das Bauen mit Holz aktuell immer wieder Gegenstand in Forschung und Pilotprojekten. So wie jüngst bei der Stadt Zürich, welche dies zuletzt im Zusammenhang mit der ETH Zürich für den Schweizer Gebäudepark bestimmen ließ. Zwar kann das Klimaziel im Bausektor nicht alleine mit Holzbau erreicht werden, so kommt die Untersuchung zum Schluss. Dennoch trägt dies einen Teil dazu bei. In der Untersuchung wird auch deutlich, dass der Einsatz von erneuerbaren Energien bei Baustoffen allgemein sowie klimafreundliche Heizungstechnologien ebenso fokussiert werden sollten. Dass Holz bei der Herstellung bereits extrem energiesparsam ist, zeigt der folgende Absatz zum Thema „Graue Energie":

Was ist 'Graue Energie'?

Verwendet man Holz zum Bauen gelangt das in den Baumstämmen gebundene Kohlendioxid, so lange das Gebäude steht, nicht zurück in die Atmosphäre. Da ein Kubikmeter Holz eine Tonne Treibhausgas speichern kann, werden so bei der Erstellung eines Einfamilienhauses durchschnittlich 80 Tonnen CO2 eingespart. Als nachwachsender Rohstoff benötigt Holz im Vergleich zu den künstlich erzeugten Baumaterialien wie Ziegel und Zement wenig 'Graue Energie' – der Energiebedarf steigt nur unter Berücksichtigung der jeweiligen Transportwege, der Einlagerung oder einer weiteren Verarbeitung.

Generell das Bauen mit Holz als klimaneutral zu bewerten, wäre aus globaler Perspektive sicher nicht ganz richtig. Die Wiederaufforstung von Waldgebieten, aufwendige Veredelungsprozesse oder entstehende Emissionen durch Ruß und Feinstaub bei Holzfeuerungen stehen trotz positiver CO2-Bilanz den Anforderungen an den Umweltschutz gegenüber. Jedoch wird letztlich kaum ein anderer Baustoff umweltschonender erzeugt und ermöglicht so ein nachhaltiges Bauen wie Holz.

Fazit: Holz ist in der Renaissance und wichtige Option im Kampf gegen die Klimaerwärmung

Holz als Baustoff erlebt aufgrund seiner umweltfreundlichen und energieeffizienten Eigenschaften eine Renaissance. Frühere Nachteile wie Witterungsanfälligkeit wurden durch moderne Technologien minimiert. Im Vergleich zu Stahl oder Beton ist Holz nachhaltiger und dient zudem als CO2-Speicher. Dennoch erfordert sein Einsatz eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft und Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette. Insgesamt bietet Holz eine vielversprechende Option für den klimabewussten Bau von Immobilien – besonders bei Ergänzung durch klimafreundliche Heizungstechnologien und andere entsprechende Maßnahmen.

weiterführende Links:

https://www.fortomorrow.eu/de/post/co2-baum

Bildquelle: depositphotos.com