Segeln: Ein Kompaktleitfaden für Einsteiger
Segeln: Für viele Menschen ein lange unerfüllter Traum. Wer sich mit dem Gedanken befasst, selbst in See zu stechen zu werden, sei ermutigt: Es ist einfacher möglich, als viele denken. In diesem Kompaktleitfaden erklären wir, wie der Einstieg gelingen kann.
Segeln: ein Sport, der alles hat – und zwar für fast jeden
Segeln ist ein Sport, der manches abverlangt, aber für fast alle zugänglich ist. Natürlich bedarf es bestimmter Fähigkeiten, um ein Boot sicher zu führen und auch nicht-triviale Situationen stressfrei zu überstehen.
Wer sich diese Fähigkeiten aneignet, gewinnt jedoch enorm an Möglichkeiten hinzu. Der (im Verhältnis überschaubare) Aufwand ist es definitiv wert. Segeln bietet ein Maximum an Freiheit und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, einen Hauch von Abenteuer und ermöglicht es wie kaum eine andere Aktivität, dem Alltag wirklich zu entrinnen.
Als Segler können Sie sich sportlich in Ihrer Nähe betätigen und naheliegende Gewässer befahren. Ebenso können Sie an Orten weltweit ein Segelboot mieten, Küsten entlangfahren, Inseln umrunden und vieles mehr. Segeln schult Konzentration und Koordinationsfähigkeit, hilft beim Stressabbau und ist der Gesundheit in vielerlei Hinsicht zuträglich.
Grundsätzlich kann jeder Segeln: Segler gibt es in jedem Alter. Sie können allein Segeln, mit Freunden oder in einem Verein. Eine besondere Fitness ist zum Segeln nicht erforderlich. Ausgenommen ist das Segeln im Dingi, das schon einmal etwas anstrengender werden kann.
Der Einstieg: Besuchen Sie einen Schulungskurs
Ein Simulator auf der Playstation hilft leider nicht: Für den Einstieg als Segler benötigen Sie einen Schulungskurs. Diese gibt es in ganz Deutschland in vielen Clubs und Wassersportzentren an der Küste und in der Nähe größerer Seen.
Wenn Sie zum Beispiel in Süddeutschland wohnen, finden Sie zahlreiche Segelschulen, die durch den Segelverband anerkannt sind – etwa am Chiemsee oder am Starnberger See. Auf der Website des Deutschen Seglerverbands können Sie nach einer Schule in ihrer Gegend suchen und dort auch nach den gewünschten Leistungen filtern.
Welcher Bootsführerschein ist der richtige?
Über den deutschen Seglerverband gibt es verschiedene Führerscheinklassen. Die Führerscheine sind grundsätzlich für Boote unter deutscher Flagge gültig, können aber in der Regel in anderen Ländern umgeschrieben werden.
Der SKS (Sportküstenschifferschein) ist in Küstengewässern mit bis zu zwölf Seemeilen Abstand von der Festlandküste gültig. Er wird zum privaten Führen von Yachten mit Motor und unter Segel empfohlen und erlaubt dort auch den Betrieb gewerbsmäßig genutzter Sportboote.
Der SSS (Sportseeschifferschein) gilt in küstennahen Gewässern bis zu 30 Seemeilen Abstand von der Festlandküste. Dieser Sportbootführerschein ist gültig auf Nordsee, Ostsee, dem Mittelmeer, dem Kanal, dem Bristolkanal, der Irischen und Schottischen See und dem Schwarzen Meer. Er wird zum privaten Führen von Yachten mit Motor und unter Segel verlangt.
Der SHS (Sporthochseeschifferschein) gilt für die weltweite Fahrt auf allen Meeren.
Ohne Theorie geht es nicht: Einige Tage intensives Lernen sollten Sie schon durchhalten. Sie lernen gut und gerne ein Dutzend verschiedener Knoten kennen, die Sie jederzeit selbst bewerkstelligen können sollten. In der Prüfung werden diese Knoten auch verlangt.
Funkzeugnis nicht vergessen
Auch ein Funkzeugnis sollten Sie nicht vergessen. Mit diesem lernen Sie, das Funkgerät an Bord richtig zu bedienen und die internationalen Funkregeln umzusetzen. Sollte das Boot bzw. die Yacht mit einer UKW-Anlage ausgerüstet sein, müssen Sie mindestens das Short Range Zertifikat (SRC) besitzen.
Besitzt das Boot eine Grenzwellen-, Kurzwell- oder Satellitenanlage, benötigen Sie sogar das Long Range Zertifikat. Es reicht nicht, wenn ein Mitglied der Besatzung ein Funkzeugnis besitzt: Entscheidend ist der Besitz dieses Zeugnisses durch den Schiffsführer.
Mit welchem Boot anfangen?
Machen Sie es sich einfach – fangen Sie nicht direkt mit einer großen, klobigen Yacht an. Starten Sie stattdessen mit einer Jolle. Dabei handelt es sich um formstabile Boote mit Schwerpunkt über der Wasserlinie. Die Jollen gehen auch bei einer Kenterung nicht unter und lassen sich vergleichsweise einfach steuern.
Der Lerneffekt auf einer Jolle ist besonders groß, weil die Boote sehr direkt auf das Zusammenspiel zwischen Wasser, Wind und Segel reagieren. Sie merken sofort, welche ihrer Aktionen zu welchem Ergebnis führt.
Mit diesen Schiffen lässt sich sehr gut auf Seen oder Stauseen starten. Die Jollen sind zudem sehr viel kostengünstiger als größere Yachten.
Boot mieten
Gerade die kleineren Jollen können Sie sehr günstig bei Wassersportzentren und anderen Anbietern mieten. Mitunter kann es sich lohnen, einem Segelclub wie schm.info oder segelclub-handwerk-plauen.de beizutreten. Die Clubs stellen häufig auch einen Großteil der notwendigen Ausrüstung zur Verfügung.
Ein Tipp: Sie müssen ein Boot für den Anfang gar nicht allein mieten und ohne jegliche Praxiserfahrung losfahren. Fragen Sie in einem Club nach, ob jemand ein Crewmitglied benötigt. So können Sie erste Erfahrungen unter der Anleitung von Seglern mit mehr Praxis sammeln.
Zur Ausrüstung gehört neben einer Rettungsweste auch Kleidung für jedes Wetter – das sich gerade auf dem Meer bekanntlich schnell ändern kann. Außerdem muss stets sichergestellt sein, dass Sie vom Boot aus im Notfall Hilfe rufen können. Haben Sie manchmal mit der Seekrankheit zu kämpfen, sollten Sie entsprechende Medikamente vorrätig halten.
Erste große Tour mit einem Skipper starten
Wenn Sie Ihre erste große Tour auf dem Meer – innerhalb der 30 Meilenzone – planen, sollten Sie auf die Erfahrungen von Profis zurückgreifen. Mieten Sie sich einen professionellen Skipper und lassen Sie diesen das Boot führen. Informieren Sie den Skipper vorab über Ihre Lernpläne und vereinbaren Sie, dass sie stets an seiner Seite sind um Erfahrungen zu sammeln.
Grundsätzlich gilt: Bei ruhigem Wetter können Sie auch als Anfänger schon nach der absolvierten Theorie und einer Woche Praxis kurz allein Segeln. Sind die Gewässer jedoch unruhiger oder die Routen anspruchsvoller, reichen so kurze Ausbildungszeiten möglicherweise nicht.
Wetter und Naturschutz beachten
Auch beim Segeln sind bestimmte Verhaltensregeln und Gesetze zu beachten. Gesetze betreffen etwa häufig den Naturschutz. Viele Segler möchten möglichst unberührte Gebiete genießen – können dort aber auch Fauna und Flora gefährden. Dies kann – in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet – gefährlich für seltene Tiere und schmerzhaft für den eigenen Geldbeutel werden. Sie sollten etwa niemals durch Schilfzonen fahren.
Zum eigenen Schutz ist es notwendig, das Wetter zu beobachten und laufend Wettervorhersagen einzuholen. Segeln bei sehr starkem Wind ist für Einsteiger ein schwieriges Unterfangen – das schnell gefährlich werden kann. Spricht der Wetterdienst eine Sturmwarnung aus, sollten Sie deshalb an Land bleiben. Dasselbe gilt übrigens, wenn Flaute herrscht: Der Segelspaß wird dann schnell zum Frust.