Was ist Carsharing und wie funktioniert es?
In deutschen Großstädten sind die Parkplätze knapp und Staus beinahe vorprogrammiert. Carsharing entlastet den City-Verkehr und bringt viele weitere Vorteile. Der Ökonomie des Teilens folgend ist ein neues Geschäftsmodell entstanden. Fahrzeuge werden mit anderen geteilt. Dies entlastet die Verkehrslage und den eigenen Geldbeutel. Wir klären auf, wie sich Carsharing in Deutschland definiert und in der Praxis abgewickelt wird.
Was ist Carsharing?
Der Grundgedanke des „Autoteilens" besteht darin, dass nicht jeder zwingend ein eigenes Fahrzeug besitzen muss, sondern von einer gemeinschaftlichen Nutzung häufig sogar mehr profitieren kann.
Gut zu wissen: Nach Aussage des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) werden in Deutschland Privatwagen lediglich eine Stunde täglich bewegt. Dem stehen Standzeiten von 23 Stunden gegenüber.
Die gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen kann Kosten senken und die Umwelt entlasten. Deutschlandweit sind etwa 20.000 Carsharing-Fahrzeuge im Einsatz. Tendenz steigend. Zirka 1.000 Städte und Gemeinden folgen dem Konzept.
Für wen eignet sich Carsharing?
Carsharing zu nutzen, kann günstiger sein, als einen eigenen Pkw zu fahren. Wer zwischen 5.000 und 12.000 Kilometer jährlich unterwegs ist, zieht den größten Nutzen aus Carsharing. Für Vielfahrer, die täglich auf das Fahrzeug angewiesen sind, kann sich das Konzept dagegen schwierig und weniger rentabel gestalten.
Welche Formen von Carsharing gibt es?
Carsharing hat sich in mehreren Varianten durchgesetzt. Am häufigsten ist das stationsbasierte Carsharing anzutreffen. Kombinierte Carsharing-Angebote gelten als zukunftsträchtige Alternative.
- Stationsbasiertes Carsharing: Die Fahrzeuge sind an einem festen Standort geparkt. Die Kunden holen den Wagen auf dem Parkplatz ab und bringen ihn nach der Nutzung dorthin zurück. Reservierungen werden auch mehrere Wochen im Voraus entgegengenommen. Diese Variante bietet Nutzern die Sicherheit, auf ein in der Nähe abgestelltes Fahrzeug zurückgreifen zu können. Zudem ist diese Option besonders preisgünstig. Für eine Stunde Nutzung zahlen Kunden in deutschen Städten zwischen vier und acht Euro. Bei stadtmobil Karlsruhe belaufen sich die Kosten von 1,10€ (Seat Mii) bis maximal 4,50€ (Mercedes Sprinter Transporter). Die Kosten variieren von Organisation zu Organisation stark.
- Free-Floating: Bei dieser Form sind die Fahrzeuge in den Innenstädten frei geparkt. Ortung und Buchung erfolgen via Smartphone. Nach der Fahrt kann der Wagen innerhalb des Nutzungsgebietes frei geparkt werden. Diese Variante hat sich in Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder München etabliert. Die Fahrzeuge lassen sich nicht im Voraus reservieren. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass ein Fahrzeug zum gewünschten Termin in der Nähe abgestellt ist. Free-Floating ist für spontane Fahrten geeignet. Die Preise liegen deutlich über dem stationsbasierten Carsharing. Mit 15 bis 20 Euro stündlich ist zu rechnen. Bei stadtmobil Karlsruhe kann man die „stadtflitzer" eine halbe Stunde im Voraus buchen und die Kosten sind identisch mit den Fahrzeugen der Fahrzeugkategorie „B", daher sind die Kosten für free-floater nicht höher als die Fahrzeuge des stationbasierten Carsharings.
- Kombiniertes Carsharing: Stark im Kommen ist die kombinierte Form. Kunden erhalten beide Modelle aus einer Hand. Damit lassen sich Fahrzeuge im Voraus buchen und frei abgestellte Wagen ganz spontan nutzen. Kombiniertes Carsharing liegt häufig in derselben Preislage wie stationsbasiertes Carsharing.
In folgenden Städten wird das Konzept bereits erfolgreich umgesetzt:
- Bremen
- Karlsruhe
- Mannheim
- Frankfurt/Main
- Hannover
- Heidelberg
- Kiel
- Osnabrück
Welche Vor- und Nachteile besitzt Carsharing?
Abhängig vom gewählten Modell verschafft Carsharing Flexibilität wie Sicherheit. Nutzer sparen sich die Kosten für die Anschaffung und Unterhaltung eines eigenen Fahrzeuges. Sie müssen sich keine Gedanken über einen Stellplatz machen und auch keine Versicherung oder Steuern zahlen.
Wer täglich und zu festen Zeiten auf ein Fahrzeug angewiesen ist, wird mit Carsharing als Erstwagen weniger gut zurechtkommen. Ein gewisses Maß an Flexibilität ist für das Teilen von Fahrzeugen notwendig. In diesem Fall eignet sich Carsharing hervorragend zur Nutzung als Zweitwagen.
Tipp: Wer keinen eigenen Pkw unterhalten möchte und regelmäßig auf ein Fahrzeug angewiesen ist, sollte über die Anschaffung eines E-Bikes nachdenken. Die Bikes verschaffen im Stadtverkehr Flexibilität und sichern ein schnelles Vorwärtskommen.
Wie wird Carsharing abgewickelt?
1. Registrierung
Zunächst muss man sich bei einem Carsharing-Anbieter registrieren. Das kann online oder in einer App erfolgen. In der Regel sind folgende Schritte nötig:
- Eingabe persönlicher Daten
- Verifizierung des Führerscheins (oft durch Hochladen eines Fotos oder einer Videoverifizierung)
- Zahlungsdaten hinterlegen (Kreditkarte, PayPal etc.)
2. Fahrzeugbuchung
Nach der Registrierung können Nutzer über eine App, Website oder Telefon ein verfügbares Fahrzeug in ihrer Nähe buchen. Man kann normalerweise die gewünschte Mietdauer und das Fahrzeugmodell auswählen.
3. Abholung des Fahrzeugs
Carsharing-Fahrzeuge stehen an festgelegten Stationen (stationsbasiertes Carsharing) oder frei im Stadtgebiet (free-floating Carsharing) bereit. Der Zugang zum Fahrzeug erfolgt meist über die App, mit der das Auto per Knopfdruck geöffnet wird. Einige Anbieter nutzen auch RFID-Karten oder spezielle Zugangscodes.
4. Nutzung
Während der Mietzeit kann das Fahrzeug wie ein eigenes Auto genutzt werden. Kraftstoffkosten sind meistens inklusive, und viele Anbieter haben eine Tankkarte im Auto, falls nachgetankt werden muss. Elektroautos haben in der Regel eine Ladekarte zum Aufladen an öffentlichen Ladestationen.
5. Rückgabe
Die Rückgabe hängt vom Carsharing-Typ ab:
- Stationsbasiertes Carsharing: Das Fahrzeug muss an der Ausgangsstation zurückgegeben werden.
- Free-floating Carsharing: Das Auto kann innerhalb eines definierten Stadtgebiets auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden.
6. Abrechnung
Die Abrechnung erfolgt basierend auf der Mietdauer und manchmal auch auf der gefahrenen Strecke. Die Kosten werden automatisch von der hinterlegten Zahlungsmethode abgebucht. Manche Anbieter bieten auch Pakete mit festen Zeitfenstern oder Kilometerpaketen an.
Vorteile des Carsharings
- Flexibilität: Fahrzeuge sind spontan verfügbar
- Keine laufenden Kosten wie Versicherung, Wartung oder Steuern
- Umweltfreundlich, da weniger Autos auf der Straße benötigt werden
Was ist bei Carsharing zu beachten?
Vor der Nutzung von Carsharing sollten Preise und Konditionen genauer unter die Lupe genommen werden. Die Kosten können zwischen den einzelnen Nutzungsmodellen variieren. Die Tarife orientieren sich an der Nutzungsdauer und den zurückgelegten Kilometern.
Die Vertragsbedingungen sind genau zu überprüfen. Wichtig sind die Regelungen zu Selbstbeteiligung und Haftpflicht. Vor Antritt der Fahrt sollten Nutzer den Zustand des Wagens in Augenschein nehmen. Eventuelle Mängel sind im Bordbuch zu vermerken. Dadurch lässt sich die Haftbarmachung für Schäden, die bei Entgegennahme des Wagens bereits bestanden, ausschließen.
1. Registrierung und Führerscheinverifizierung
- Gültigkeit des Führerscheins: Der Führerschein muss gültig sein, und je nach Anbieter kann ein Mindestalter (z. B. 21 Jahre) sowie eine Mindestdauer des Führerscheinbesitzes (z. B. ein Jahr) erforderlich sein.
- Verifizierung: Viele Anbieter verlangen eine einmalige Führerscheinprüfung vor der ersten Nutzung, oft durch Hochladen eines Fotos oder eine Videoverifizierung.
2. Kosten und Tarifmodell
- Preismodell: Die Kosten variieren je nach Anbieter und können nach Zeit (Stunden, Tage) oder nach Entfernung (Kilometer) abgerechnet werden. Manche Anbieter haben auch Pauschalangebote.
- Zusatzkosten: Es können Gebühren für Dinge wie Tank- oder Ladevorgänge, Parkverstöße, Reinigung oder verspätete Rückgaben anfallen.
3. Versicherungsbedingungen
- Selbstbeteiligung: Carsharing-Anbieter bieten in der Regel eine Haftpflichtversicherung an, aber es gibt oft eine Selbstbeteiligung im Schadensfall. Diese kann durch Zusatzversicherungen oder spezielle Schutzpakete reduziert werden.
- Versicherungsdeckung: Prüfen, ob zusätzliche Versicherungen, wie Insassenunfallschutz oder Gepäckversicherung, nötig sind.
4. Fahrzeugzustand vor Fahrtbeginn prüfen
- Schäden melden: Vor Fahrtbeginn das Auto auf Schäden untersuchen und diese umgehend über die App oder Hotline melden. So vermeidet man, für Schäden verantwortlich gemacht zu werden, die bereits vorhanden waren.
- Sauberkeit: Das Fahrzeug sollte in einem sauberen Zustand sein. Bei starken Verschmutzungen den Anbieter informieren.
5. Rückgabebedingungen
- Ort der Rückgabe: Bei stationsbasiertem Carsharing muss das Fahrzeug zur gleichen Station zurückgebracht werden. Bei free-floating Carsharing kann es in einem definierten Bereich abgestellt werden.
- Tankregelung: Einige Anbieter verlangen, dass der Tank mindestens zu einem bestimmten Prozentsatz gefüllt ist (z. B. 25 %), oder das Fahrzeug sollte bei Elektroautos ausreichend geladen sein.
- Parkvorschriften: Es gelten die allgemeinen Parkregeln. Falschparken kann zu hohen Zusatzgebühren führen.
6. Nutzungseinschränkungen
- Fahrzeugkategorie und -nutzung: Prüfen, ob das gebuchte Fahrzeug spezielle Bedingungen hat, wie z. B. ein Verbot für Fahrten ins Ausland.
- Transport von Tieren oder Rauchen im Fahrzeug: Einige Anbieter erlauben dies nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen.
7. Notfälle und Pannen
- 24/7-Hotline: Carsharing-Anbieter haben meist eine Hotline für Notfälle. Bei Unfällen, Pannen oder technischen Problemen den Anbieter sofort kontaktieren.
- Verhalten bei Unfällen: Bei einem Unfall muss die Polizei gerufen und ein Unfallbericht ausgefüllt werden. Der Anbieter sollte so schnell wie möglich informiert werden.
8. Umweltbewusstes Fahren
- Effiziente Nutzung: Carsharing ist besonders umweltfreundlich, wenn es für kurze Strecken genutzt und in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad verwendet wird.
- Fahrverhalten: Sparsames Fahren, wie das Vermeiden von abruptem Bremsen und Beschleunigen, kann helfen, den Kraftstoffverbrauch zu senken und die Umweltbelastung zu reduzieren.
Dient Carsharing dem Klimaschutz?
Studien zufolge ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug im Durchschnitt 15 Privatwagen (bei stadtmobil Karlsruhe z.B. 10 Fahrzeuge) und verursacht deutlich weniger CO₂-Ausstoß. Die Fahrzeugflotte ist mit etwa zehn Prozent Elektroautos als modern und effizient einzustufen.
weiterführende Links:
→ carsharingfinden.de Stand ( 10.10.2024): Carsharing Anbieter in Deutschland im Vergleich
→ carsharing-blog.de Stand ( 10.10.2024): Privates Carsharing
→ elektro-auto-mieten.de Stand ( 10.10.2024): Elektro Auto CarSharing: Wo sind die CarSharing Stationen?
→ stadtmobil.de Stand ( 10.10.2024): Stadtmobil Karlsruhe
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