Fasten: die beliebtesten Methoden
Fasten ist ein Grundelement zahlreicher Religionen und fast so alt wie die Menschheit selbst. Die traditionelle Fastenzeit für Christen erstreckt sich über sieben Wochen, von Aschermittwoch bis Ostern. Der muslimische Ramadan ähnelt dem Intervallfasten: von der Morgendämmerung an bis zum Sonnenuntergang wird einen Monat lang auf feste Nahrung verzichtet. Doch nicht nur religiöse, auch gesundheitliche Motive bewegen immer mehr Menschen dazu, sich die freiwillige Nahrungsabstinenz aufzuerlegen.
Was ist Fasten?
Im Wesentlichen bezeichnet Fasten den freiwilligen Verzicht auf Speisen, Getränke oder Genussmittel. Während das Fasten in der Vergangenheit überwiegend religiöse Gründe hatte, existieren heute zahlreiche Fastenmethoden, die einen gesundheitlichen Erfolg versprechen. So soll der Körper durch den Verzicht auf feste Nahrung innerlich gereinigt und entgiftet und eingelagertes Wasser ausgeschwemmt werden. Fastenanfänger versprechen sich weiterhin einen beschleunigten Gewichtsverlust durch die reduzierte Kalorienzufuhr. Tatsächlich verlieren viele Menschen zu Beginn einer Fastenphase schnell an Körpergewicht; allerdings handelt es sich dabei vorwiegend um eingelagertes Wasser. Nach der Rückkehr zu einer regelmäßigen Nahrungsaufnahme kehren die meisten Fastengänger schnell wieder zu ihrem Ursprungsgewicht zurück. Allerdings kann das Fasten durch die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Essverhalten einen Einstieg in die langfristige gesunde Ernährung bieten. Auch soll durch die Konzentration auf den eigenen Körper ein mediativer Effekt und so innere Ausgeglichenheit erreicht werden.
Welche gesundheitlichen Vorteile hat das Fasten?
Während ein Verzicht auf Nahrung als Entgiftungsmaßnahme generell nicht nötig ist und auch eine langfristige Gewichtsreduktion durch ständiges Hungern nicht gesund erreicht werden kann, konnten positive Effekte in verschiedenen Bereichen nachgewiesen werden. So wird das Fasten in der Medizin unter anderem als therapeutische Maßnahme bei nahrungsbedingten Krankheiten und Allergien angewandt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bestätigt weiterhin einen positiven Einfluss kontrollierter Fastenphasen auf folgende Krankheiten:
- metabolisches Syndrom
- chronische Entzündungen
- chronische kardiovaskuläre Krankheiten
- chronische Schmerzzustände
- atopische Krankheiten
- psychosomatische Krankheiten
Auch das psychische Wohlbefinden soll durch eine zeitweise Abstinenz von fester Nahrung verbessert und die Stimmung aufgehellt werden. Erfahrene Fastengänger sprechen sogar von regelrechten Euphorie-Zuständen, die durch die Nahrungskarenz ausgelöst werden sollen.
Welche Risiken birgt das Fasten?
Generell sollte nur nach einer ärztlichen Absprache und mit fachkundiger Begleitung gefastet werden. Der Nährstoffmangel durch die Nahrungsrestriktion kann für den Körper stark belastend sein und Kreislaufbeschwerden wie Kopfschmerzen, Herzrasen und Schwindel zur Folge haben. Eine längere Fastenkur schwächt außerdem das Immunsystem und steigert den Harnsäurewert im Körper, wodurch schlimmstenfalls Blasen- und Nierensteine begünstigt und Gichtanfälle ausgelöst werden können. Generell ist es ratsam, körperliche Betätigung während der Fastenphase so gut es geht zu meiden. Fasten ist nicht geeignet, wenn eine der folgenden Erkrankungen vorliegt:
- Essstörungen
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Hämophilie (Bluterkrankheit)
- Schilddrüsenerkrankungen
- Krebs
- Durchblutungsstörungen
Auch schwangeren Frauen und Kindern ist von einem längeren Nahrungsverzicht abzuraten. In jedem Fall sollten eventuelle gesundheitliche Risiken vor Fastenbeginn ärztlich abgeklärt werden.
Welche Fastenmethoden gibt es?
Mittlerweile existiert eine Vielzahl verschiedener Fastenmethoden. Variiert werden bei den verschiedenen Ansätzen vor allem die Dauer der Fastenphasen, sowie die erlaubten Lebensmittel.
Wasserfasten
Bei der strengsten Form des Fastens, dem Wasser- oder Nullfasten, wird feste Nahrung vollständig gestrichen und stattdessen durch energiefreie Lebensmittel wie Wasser, Brühe und ungesüßte Tees ersetzt. Da eine Vitamin- und Mineralstoffzufuhr vollständig ausbleibt, kann der Körper nur für einen begrenzten Zeitraum auf Reserven zurückgreifen, um den Nährstoffmangel auszugleichen. Wird über einen längeren Zeitraum gefastet, können Kreislaufprobleme, Muskelkrämpfe und Müdigkeit die Folge sein. Diese Fastenform sollte nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
Modifiziertes Fasten
Im Gegensatz zu der Nulldiät werden Suppen und Shakes mit erhöhtem Eiweißgehalt zugeführt. So soll ein Abbau des körpereigenen Eiweiß verhindert werden. Das persönliche Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit sind deutlich besser als bei der strengeren Fastenform. Gesunde Menschen können auf diesem Wege ungefähr eine Woche lang problemlos fasten.
Heilfasten
Das sogenannte Heilfasten ist die gängigste Fastenmethode und dient vor allem der Prävention ernährungsbedingter Krankheiten. In der Regel erstrecken sich die Fastenkuren über sieben bis zehn Tage. Wird das Heilfasten nach Dr. Buchinger praktiziert, werden an Entlastungstagen leicht verdauliche Lebensmittel wie Naturjogurt, Reis und reife Äpfel verzehrt; ansonsten nehmen Praktizierende ausschließlich flüssige Lebensmittel mit maximal 500 Kalorien/Tag zu sich. Auch Obst- und Gemüsesäfte sind erlaubt.
Basenfasten, welches in der Alternativmedizin dem „Entsäuern" des Körpers dienen soll, wird von den Experten der DGE nicht empfohlen. Die Wirkung der basischen Lebensmittel (z.B. Gemüse, Obst, hochwertige Öle), auf der die Ernährungsform basiert, konnte bislang nicht wissenschaftlich bewiesen werden. Weiterhin konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden, dass „säurebildende Lebensmittel" wie Eier, Milch oder Getreide, einen negativen Effekt auf den Säure-Basen-Haushalt des Körpers haben.
Detox-Fasten
Beim Detox-Fasten oder einer Entgiftungsdiät handelt es sich meist um reine Saft-Fastenkuren. Diese werden über einige Tage durchgeführt. Während dieser Zeit werden basenbildende Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Nüsse konsumiert, mit dem Ziel, so unerwünschte Chemikalien und Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen. Nachdem der Darm durch spezielle Tabletten entleert wurde („Colon Cleansing") werden über einige Tage neben viel Wasser und Tee ausschließlich Säfte konsumiert. Anschließend wird eine geregelte Ernährung zunächst durch Rohkost und Gemüsebrühe wieder eingeführt, bevor erneut feste Lebensmittel konsumiert werden. Massagen, Yoga und Saunabesuche sollen den Reinigungsprozess unterstützen. Beispiele für solche Detox-Programme sind beispielsweise die Halleja-Diät (85% Rohkost, 15% gegarte oder gekochte Lebensmittel), die Master Cleanse- oder Zitronensaft-Diät oder die Diuretikum-Diät.
Da Leber, Nieren und Co. bei gesunden Menschen in der Regel die „Reinigung" der Körpers von Giftstoffen von selbst übernehmen, halten Experten das „Entschlacken" des Körpers für wenig sinnvoll. Laut der DGE können Detox-Kuren jedoch den Einstieg in eine gesunde Ernährungsweise erleichtern. Auch hier sollte auf die Dauer der Fastenperiode geachtet werden. Wird die Ernährungsweise so lange beibehalten, dass der Grundumsatz sinkt, kommt es nach der Rückkehr zu einer normalen Ernährung schnell zum berüchtigten „Jojo-Effekt".
Intervallfasten
Intervallfasten oder intermittierendes Fasten hat besonders in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen. Nicht ohne Grund, werden der Fastenform doch zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Wer sich dem intermittierenden Fasten verschreibt, verzichtet meist stundenweise auf Nahrung und isst lediglich in bestimmten Essphasen. Anders als bei den meisten Fastenformen soll das Intervallfasten dauerhaft beibehalten werden und dient vorwiegend der Gewichtsreduktion. Diesbezüglich hat sich die Methode als äußerst effektiv erwiesen. Da es sich um eine relativ neuartige Form der Ernährungsumstellung handelt, ist die Zahl der derzeitigen Studien noch gering. Bereits nachweisen lies sich vor allem ein reduziertes Risiko für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes mellitus Typ 2, neurologische Krankheiten und Krebs.
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